• 20.01.2011 11:48

Gottschalk: "Es war wie eine Erlösung"

Volkswagen-Navigator Timo Gottschalk berichtet über den langen Weg zum Dakar-Sieg, gelegentliche Zweifel und die nächste Rallye Dakar

(Motorsport-Total.com/SID) - Mit dem Dakar-Sieg an der Seite von Nasser Al-Attiyah aus Katar hat sich Timo Gottschalk einen Traum erfüllt. Hier schreibt der 36 Jahre alte VW-Beifahrer, wie er den 9.618 Kilometer langen Weg bis zum Triumph erlebt hat, welche Zweifel ihn plagten und wie er den Sieg genossen hat:

Titel-Bild zur News: Timo Gottschalk

Timo Gottschalk mit der Dakar-Trophäe, auf die er lange gewartet hat

"14 Tage dauert eine Dakar. Vor der Rallye denkt man: Mensch, wie lang. Doch dann vergehen diese Tage recht schnell, und im Ziel kommt es einem vor, als sei es nur eine kurze Woche gewesen."

"Die Zeit vor dem Start ist hart, das Warten in Buenos Aires ist zermürbend. Man denkt immer, man hätte alles verlernt. Es dauert bis zum Ziel der ersten Wertungsprüfung, bis das Selbstvertrauen wieder da ist, und dann noch ein, zwei weitere Tage, bis sich etwas Routine einstellt."

"Zur Mitte der Rallye kam bei uns etwas Panik auf, weil wir nicht vorne waren. Nach der knappen Niederlage 2010 und den vielen 'nur' zweiten Plätzen war der Druck schon recht groß. Man überlegte plötzlich, ob es in den noch ausstehenden Tagen noch reichen würde. Aber Nasser machte während der gesamten Rallye einen sehr cleveren Eindruck. Er wollte diese Rallye unbedingt gewinnen, hatte sich seine eigene Strategie vorgenommen und konsequent verfolgt."

"Die letzten Prüfungen waren noch einmal eine nervliche Zerreißprobe." Timo Gottschalk

"Dann kam unser Moment. Wir spürten das und haben attackiert. Es war ein schönes Gefühl, die Gesamtführung zu übernehmen. Als wir diese dann noch ausbauten, wurde die Hoffnung auf den Sieg immer größer, die Anspannung aber auch. Die letzten Prüfungen waren noch einmal eine nervliche Zerreißprobe. Ja keinen Fehler mehr machen, ja nicht zu viel riskieren."

"Als wir dann über die Ziellinie fuhren, alles geschafft war, fiel mit einem Schlag der ganz Druck von mir ab. Es war wie eine Erlösung, eine Befreiung. Ich glaube, bis ich begreife, was dieser Sieg bedeutet, dauert es aber noch etwas."

"Es war ein unglaublicher Moment, die riesige Freude im ganzen Team zu spüren. Wir sind allen Teammitgliedern unheimlich dankbar. Es war mir wichtig, diese Dankbarkeit allen auch zu zeigen. Denn im Fokus der Öffentlichkeit stehen immer nur der Fahrer und der Beifahrer, aber ohne unsere Ingenieure und Mechaniker wären wir gar nichts. Jeder Einzelne erledigt seinen Job unter der gleichen Anspannung wie wir, jeder will alles perfekt machen, nicht den kleinsten Fehler begehen. Uns ist das immer bewusst, wenn wir morgens vor einer Prüfung ins Biwak kommen und unser Auto perfekt vorbereitet und blitzblank geputzt bereit steht."

¿pbvin|8|3403||0|1pb¿"Nach diesem Erfolg wird die Anspannung bei der nächsten Dakar sicher etwas geringer sein. Den Sieg hat man jetzt für immer im Kopf, der Zwang, endlich gewinnen zu müssen und zu wollen, wird nicht mehr so groß sein. Ich würde die nächste Dakar gern wieder mit Nasser fahren. Wir sind inzwischen gut aufeinander eingestellt."

"Auch wenn es oft Meinungsverschiedenheiten im Auto gibt, werden wir uns doch immer wieder einig und ergänzen uns gut. Ich freue mich, Nasser dabei geholfen zu haben, sich einen großen Traum zu erfüllen. Und ich danke ihm, dass er mir geholfen hat, meinen Traum zu verwirklichen."