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"Ginny" & "Schnietz": Von Freundschaft und Respekt
Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz sind ein eingespieltes Team und vertrauen sich blind - Ein Blick auf die Erfolgsgeschichte des Duos
(Motorsport-Total.com) - Es gibt Momente, die sich auf ewig in die Erinnerung einbrennen. Rallye Dakar 2009, Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz läuten eine neue Ära bei der härtesten Rallye der Welt ein. Mit einem denkwürdigen Sieg. Erste Auflage in Südamerika, erster Triumph eines Afrikaners in der Geschichte dieses mythischen Motorsport-Marathons, der erste eines Diesel-Automobils. Bis heute hält die Dominanz der hochentwickelten Selbstzünder an.

© Dirk von Zitzewitz
Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz: Ein eingespieltes Team
Doch das Sieger-Duo von einst und ihr neues, privates Imperial-Toyota-Team rütteln bei der Rallye Dakar 2012 bereits an der Vormachtstellung der Prototypen mit reinrassigen Rennmotoren, sind einen Schritt weiter. Sie demonstrieren mit einem Überraschungscoup die Zukunft des Marathon-Rallyesports: Rang drei im unterlegenen, weil mit seriennahem Motor für die Dakar von morgen entwickelten V8-Hilux - ein ebenso denkwürdiger Erfolg wie jener 2009, mit einem festen Platz in der ganz persönlichen Rückschau.
Der damalige Dakar-Sieg hat "Ginny" und "Schnietz", wie sie sich gegenseitig gern nennen, mit einer starken Erinnerung zusammengeschweißt. Der überragend-überraschende dritte Platz bei der Rallye Dakar 2012 hat die Kraft einer historischen Zeitenwende im Lebenslauf des sympathischen Fahrer/Beifahrer-Gespanns, das den Mut zum Neuanfang nicht scheut. Ein Porträt einer von Freundschaft und Respekt geprägten Beziehung.
Die Geschichte des Dakar-Davids, der mit Achtungserfolgen den Gelände-Goliaths von X-raid-MINI und Hummer Tag für Tag Nadelstiche ins sportliche Selbstverständnis versetzt, ist die Story der Dakar 2012, beseelt eine ganze Mannschaft. Denn de Villiers und von Zitzewitz nehmen innerhalb des Imperial-Toyota-Teams eine Sonderstellung ein. Außerhalb des Cockpits sind sie gefragte Ratgeber für die Dakar-Rookies, ihren Tipps wird aufmerksam zugehört.
"GdV" nimmt die Mannschaft von Teamchef Glyn Hall mit nahbarer Gelassenheit und verbindlicher Ansprache für sich ein, "DvZ" mit herzlichem Understatement. Im Cockpit allerdings ist einer der Boss, der andere gibt die Kommandos. Undenkbar ohne einen immens großen gegenseitigen Respekt: Etwa fünftausend Sätze fallen bei einer Rallye Dakar im Cockpit, mehr als in einem Jahr in so mancher Ehe - und das im Befehlston. Nichts für Zimperliche.
"Man braucht als Beifahrer viel Vertrauen in das Können seines Piloten, um sich ganz und gar auf das Navigieren konzentrieren zu können, ohne dabei immer auf das Gelände zu sehen", sagt von Zitzewitz. "Genau das zeichnet Giniel und mich aus: dass wir die Leistung des anderen sehr schätzen." De Villiers ergänzt: "Wir haben gemeinsame Ziele, für die wir verbissen kämpfen können, aber außerhalb des Cockpits haben wir beide die Fähigkeit, uns nicht allzu ernst zu nehmen. Das empfinde ich in unserer Zusammenarbeit als so angenehm."
Genussmenschen und Sportler - durch und durch
"Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken", lautet ein Credo von de Villiers, sein Beifahrer von Zitzewitz weiß dagegen einen alten Whisky und einen gut gemachten Cappuccino sehr zu schätzen. Doch "Ginny" und "Schnietz" sind auch Sportler durch und durch. De Villiers verbringt viel Zeit mit Kitesurfen oder auf dem Motorrad, "ein Outdoor-Typ", wie er von sich behauptet, de Villiers ist immer in Bewegung.
Auch mit dem Mountainbike, das er von Fahrradausrüster Specialized gestellt bekommt - wie auch von Zitzewitz. Beide sind Red-Bull-Athleten, gemeinsam haben sie sich in Südafrika physisch und psychisch auf die Rallye Dakar 2012 vorbereitet. Auch abseits des Cockpits sind die beiden eine eingeschworene Gemeinschaft, verbringen bis zu 150 Tage im Jahr gemeinsam - bei Testfahrten und Rallyes. Für die Rallye Dakar 2012 besteht de Villiers auf diesen Deutschen, diesen Co-Piloten, ohne den er nicht antreten mag. So wird von Zitzewitz der einzige Nicht-Südafrikaner im Imperial-Toyota-Team.
Ratgeber und bester Kritiker
Dass de Villiers sich seinen langjährigen Partner auch in der Zeit nach Volkswagen herbeiwünscht, hat handfeste Gründe. Seit Anfang 2006 bilden der Südafrikaner und der Deutsche ein Duo, feiern gemeinsam bis heute zehn Podiumsresultate. Sie sind von jeher Mr. und Mr. Zuverlässig, die ihr Limit kennen und jenes des Materials. Diese Fähigkeit bringt ihnen 2009 den gemeinsamen Dakar-Sieg.
2012 ist die Sachlage anders. Nur 700 Kilometer Testerfahrung sammeln "GdV" und "DvZ" vor der Dakar, zu wenig, um auf den für das Material besonders schlauchenden Etappen an die Grenzen zu gehen. Sie wählen die konservative Gangart - typisch für das kongeniale Duo. Auch 2012 bringt "weniger ist mehr" den gewünschten Erfolg.
Während andere zu viel wagen, sind de Villiers/von Zitzewitz im entscheidenden Moment zur Stelle. "Dirk hat die Fähigkeit, mich im richtigen Moment einzubremsen", sagt de Villiers. "Aber auch, mich notfalls zu einer härteren Gangart zu motivieren. Ich vertraue ihm blind. Und wir brauchen nie viele Worte."

© Dirk von Zitzewitz
In Lima durften "Ginny" und "Schnietz" über Platz drei jubeln Zoom
Es ist genau dieses blinde Vertraue n, das von Zitzewitz zu Beginn der Partnerschaft irritiert. "Ich habe vom ersten Moment an gemerkt: Das passt", erinnert sich der Ostholsteiner an die erste gemeinsame Testfahrt. "Doch ich musste mich schwer daran gewöhnen, dass Giniel auch unmittelbar rechts abbog, wenn ich 'rechts' gesagt habe. Alle meine Fahrer zuvor haben sich meine Kommandos angehört und dann geschaut, was ich wohl damit meinen könnten. Nicht Giniel. "
"Als wir uns allerdings nach ein paar Kilometern auf das Timing eingeschossen hatten, lief es von Beginn an rund." Der Erfolg ihrer ersten gemeinsamen Marathon-Rallyes gibt dieser Behauptung Recht: Rallye Tunesien 2006 - Rang zwei, Rallye Transiberico - Rang eins, Rallye Marokko - Rang eins. Bei der ersten gemeinsamen Rallye Dakar anno 2007 liegen sie souverän in Führung, ehe sie ein Motorschaden zurückwirft.
Ziel im Blick: noch einmal die Dakar gewinnen
Die Rallye Dakar nach 2009 noch einmal zu gewinnen, ist das große Ziel von "Ginny" und "Schnietz". Nach dem Rückzug ihres langjährigen Arbeitgebers Volkswagen entscheiden sie sich für das Engagement von Imperial Toyota - das von der Hallspeed-Mannschaft betreut wird, die Giniel de Villiers nach fünf Titeln als Südafrikanischer Tourenwagen-Meister schon bei den ersten Gehversuchen im Offroad-Sport begleitet.
Mit Hallspeed, das weiß de Villiers, ist der große Traum möglich. Das Potenzial der akribisch arbeitenden Truppe wird schon nach wenigen Kilometern während der Rallye Dakar 2012 sichtbar - obwohl das Projekt langfristig ausgelegt und der Hilux-Prototyp nach neuem Reglement entwickelt ist. "Unsere Gegner, aber auch der Veranstalter sowie Fans und Medien haben sich nach den ersten Etappen etwas gewundert, wie stark wir sind."
"Wir selbst hatten nicht damit gerechnet, dass wir von Beginn an so nah an den haushohen Favoriten dran sind", so de Villiers. "Sie sind uns dann mit großem Respekt begegnet, aber auch mit ehrlicher Freude darüber, dass ein neuer Hersteller bei der Dakar erfolgreich mitmischt."
Das Potenzial des Gesamtpakets aus Imperial Toyota Hilux, de Villiers und von Zitzewitz hat also nicht nur den Protagonisten selbst Lust auf mehr gemacht. Und auf Momente, die auf ewig in Erinnerung bleiben. Vielleicht ist ja schon die Rallye Dakar 2013 wieder ein solcher Moment.

