• 31.12.2011 10:44

Dakar: Das Reglement im Überblick

Die Teilnehmer der Rallye Dakar müssen auf ihrem Weg durch Südamerika einiges beachten - Das Augenmerk des Reglements ist auf Navigation und Ausdauer gelegt

(Motorsport-Total.com) - Die Rallye Dakar ist eine einzigartige Veranstaltung. Auch beim Reglement unterscheidet sich der Marathon durch Argentinien, Peru und Chile von anderen Rallyes. Speziell bei den Motorrädern gilt eine neue Regel, die über Sieg und Niederlage entscheiden könnte. Der erste Motorwechsel wird mit einer Zeitstrafe von 15 Minute belegt. Das ist zwar nicht dramatisch viel, aber jeder weiter Wechsel schlägt mit höheren Zeitstrafen zu Buche. Generell wollen die Veranstalter die Schlagwörter Ausdauer und Navigation wieder mehr in den Mittelpunkt der Dakar stellen.

Titel-Bild zur News:

Der Navigation kommt bei der Hatz durch Südamerika eine große Bedeutung zu

Jeder Fahrer erhält ein tägliches Roadbook im Format A5. Darin werden die Charakteristika der jeweiligen Etappe aufgeführt und/oder die Pflicht-Wegpunkte vermerkt, die die Fahrer passieren müssen. Wird ein solcher Wegpunkt ausgelassen, drohen schwere Strafen bis hin zum Wertungsausschluss.

Im Roadbook ist die Route der Rallye beschrieben. Die Piloten sind verpflichtet, ein GPS mit sich zu führen, in dem vom Veranstalter vorgegebene Wegpunkte gespeichert sind. Im Roadbook sind verschiedene Arten von Wegpunkten vermerkt, die passiert werden müssen, und bei deren Missachtung Strafen bis hin zur Disqualifikation drohen. Ein GPS-Wegpunkt ist ein geografischer Punkt, der durch Längen-und Breitenkoordinaten definiert ist.

Jeder im Roadbook vermerkte Wegpunkt muss verpflichtend passiert werden. Ein WPE (Way point eclipse) ist ein zu passierender Punkt, der im GPS gespeichert und im Roadbook vermerkt ist. Die Koordinaten werden dem Teilnehmer aber nicht mitgeteilt. Die Richtung dieses Wegpunkts wird im GPS jedoch angezeigt, sobald der vorherige Wegpunkt erreicht wurde, egal wie groß die Distanz zwischen den beiden Wegpunkten ist. Gleiches gilt für mehrere aufeinanderfolgende WPEs.

Start und Ziel jeder Wertungsprüfung sind WPEs. Damit der WPE als passiert gilt, muss der Teilnehmer sich dem Punkt auf mindestens 200 Meter nähern. Markieren WPEs den Beginn oder das Ende eines Abschnitts mit Geschwindigkeitsbeschränkung (zum Beispiel Ortsdurchfahrten), werden sie als DZ (Beginn) und FZ (Ende) bezeichnet. Diese Punkte müssen in maximal 90 Meter Entfernung passiert werden.

Ein WPM (Way point masked - verborgener Wegpunkt) ist ein zu passierender Punkt, der im GPS gespeichert und im Roadbook vermerkt ist. Die Koordinaten werden dem Teilnehmer nicht mitgeteilt. Das GPS führt den Teilnehmer erst dann in Richtung des Punktes, wenn er sich ihm auf 800 Meter genähert hat. Damit der WPM als passiert gilt, muss der Teilnehmer sich dem Punkt auf mindestens 200 Meter nähern.

Ein WPS (Way point safety) dient dazu, die Teilnehmer um Gefahrenzonen herumzuleiten. WPS sind im GPS gespeichert und im Roadbook vermerkt, ihre Koordinaten werden den Teilnehmern jedoch ebenfalls nicht mitgeteilt. WPSs können in Verbindung mit Gefahrenzonen der Stufe drei, Straßenkreuzungen, Gaspipelines, Bahnschienen usw. gesetzt werden. Das GPS führt den Teilnehmer in Richtung dieses Wegpunkts, sobald er sich ihm auf drei Kilometer genähert hat. Damit der WPS als passiert gilt, muss der Teilnehmer sich dem Punkt auf mindestens 90 Meter nähern.

Hilfe nur in Ausnahmefällen erlaubt

Während der Wertungsprüfungen ist jede Hilfe durch die Servicecrew verboten, außer sie wird in den ergänzenden Regelungen ausdrücklich erlaubt. Ausnahme: Teilnehmer, die sich noch im Wettbewerb befinden, dürfen sich gegenseitig helfen.Außerhalb der Wertungsprüfungen ist Hilfe durch die Servicecrew während der gesamten Dauer der Rallye nur auf den Abschnitten zulässig, auf denen sich Service-und Rallyeroute decken.

Die Servicecrews dürfen die im Road-Book detailliert angegebene Serviceroute nicht verlassen. Kann sich ein Fahrzeug aus eigener Kraft nicht mehr weiterbewegen, darf es abgeschleppt werden, sowohl durch einen anderen Teilnehmer als auch von einem in der Wertung eingeschriebenen Servicefahrzeug, wenn sie sich auf derselben Route befinden.

In Wertungsprüfungen führt jeder Transport eines Fahrzeugs zur Disqualifikation. Auf Verbindungsetappen kann der Transport erlaubt werden. In diesem Fall wird er in einem Bulletin behandelt. Nur Fahrzeuge oder Personen, die offiziell als Teilnehmer oder als Servicefahrzeuge/-crew gemeldet sind, dürfen Servicematerial transportieren.

Insgesamt 8.300 Kilometer müssen von Mar del Plata bis Lima zurückgelegt werden. Pro Tag sind die Teilnehmer mehrere Stunden unterwegs. Dem Kraftstoffverbrauch kommt deshalb eine wichtige Bedeutung zu. Jeder Teilnehmer muss die Reichweite seines vorhandenen Kraftstoffs selbst berechnen. Auf keinen Fall kann ein Teilnehmer den Veranstalter dafür verantwortlich machen, wenn sein Fahrzeug nicht die Mindestdistanz von 250 Kilometern zurücklegen kann, egal wie das Terrain beschaffen ist.

Aus Sicherheitsgründen muss ein Spielraum von zehn Prozent eingerechnet werden. Somit ergibt sich zum Beispiel eine Reichweite von 275 Kilometern. Wenn während einer Wertungsprüfung nachgetankt wird, gilt eine 15-minütige Neutralisation. Gegenseitige Hilfe ist nur unter Teilnehmern erlaubt.

Strafenkatalog geändert

In der Vergangenheit hatten Verstöße gegen gewisse Klauseln des Reglements die Disqualifikation zur Folge. Dies wurde geändert und stattdessen eine festgesetzte Strafe eingeführt. Das ermöglicht dem betroffenen Teilnehmer, die Rallye trotz Sanktion unter normalen Wettbewerbsbedingungen fortzusetzen. Dabei handelt es sich um eine Zeitstrafe, die den bereits bestehenden Strafen des Teilnehmern zugefügt wird.

Mit Sportstrafen werden Verstöße wie zu schnelles Fahren, Verpassen eines Kontroll- oder Wegpunktes oder unsportliches Verhalten sowie alle anderen Verstöße auf einer Wertungsprüfung geahndet.

Motorräder: Hubraumbegrenzung für komplettes Feld

Seit 2010 sind die Organisatoren der Rallye Dakar darum bemüht, die Motorleistung der Motorräder zu reduzieren. Mit dem Jahr 2012 treten die dieser Prämisse folgenden Regeln vollumfänglich in Kraft: Der Hubraum aller teilnehmenden Motorräder ist auf 450 Kubikzentimeter beschränkt. Während diese Regel in der Vergangenheit ausschließlich für die Topfahrer galt, tritt sie ab 2012 für das gesamte Starterfeld in Kraft.

Diverse Hersteller haben Motorräder mit einem entsprechenden Hubraum entwickelt. Die Einführung der Regel hat einige Hersteller dazu bewegt, an der Rallye Dakar teilzunehmen. Hintergedanke der Regeleinführung war jedoch die Überzeugung, dass sowohl die Sicherheit der Teilnehmer als auch der Umweltschutz künftig eine größere Rolle im Rallye-Sport spielen sollen.

Speedbrain

2012 müssen alle Motorräder maximal 450 Kubikzentimeter Hubraum haben Zoom

Motorräder: Strafen für Modifikationen am Motor

Bei Langstrecken-Rallyes müssen körperliche und technische Leistungsfähigkeit mit Ausdauer in Einklang gebracht werden - kombiniert mit sorgfältigem undschonendem Umgang mit dem Material. In 2012 werden Teilnehmer auf Motorrädern, die im Laufe der Rallye Veränderungen an ihrem Motor vornehmen, dafür bestraft - und dies bereits ab der ersten Modifikation

Für die erste Modifikation gibt es eine Zeitstrafe von 15 Minuten. Für die zweite werden dem Teilnehmer 45 Minuten aufgebrummt. Ab der dritten und jeder weiteren Veränderung gibt es eine Zeitstrafe von zwei Stunden.