• 01.07.2007 22:35

  • von Pete Fink

Doornbos sorgt für ersten Minardi-Sieg in den USA

Robert Doornbos holte in Mont-Tremblant den ersten ChampCar-Sieg für sich und das Minardi-Team von Paul Stoddart - Bourdais giftelt auf Rang zwei

(Motorsport-Total.com) - Das kanadische Mont-Tremblant präsentierte sich bei seinem ChampCar-Comeback nach fast 40 Jahren als eine wunderschöne und schnelle Naturstrecke in den Laurentian Mountains, die für jede Menge Wetterkapriolen und damit auch für ein äußerst abwechslungsreiches Rennen sorgen sollte.

Titel-Bild zur News: Robert Doornbos

Robert Doornbos feiert den ersten Minardi-Sieg der US-Ära

Riesenpech hatte Pole-Sitter Tristan Gommendy gleich beim Vorstart: Sein PKV-Panoz wollte nicht anspringen und der unglückliche Franzose tuckerte mit zwei Runden Rückstand dem Feld hinterher. Beim Start blieben dann beide Team-Australia-Autos von Will Power und Simon Pagenaud stehen und der große Profiteur hieß wieder einmal Sébastien Bourdais (Newman/Haas), der von Startplatz drei aus ohne Probleme in Führung gehen konnte.#w1#

Auf Rang zwei folgte der Warm-Up-Schnellste Robert Doornbos (Minardi), vor Justin Wilson (RSPORTS), Neel Jani (PKV), Dan Clarke (Minardi), Alex Tagliani (RSPORTS) und Graham Rahal (Newman/Haas). Die beiden australischen Walker-Autos verloren jedoch keine komplette Runde und ordneten sich mit dem wegen Fahrzeugwechsels ganz hinten gestarteten Paul Tracy (Forsythe) am Ende des Feldes ein. Der erste richtige Ausfall von Mont-Tremblant war in Runde sechs Dale-Coyne-Pilot Bruno Junqueira mit Motorschaden.

Bourdais fährt zunächst auf und davon

Robert Doornbos Sébastien Bourdais

Sébastien Bourdais präsentierte sich in Mont-Tremblant als schlechter Verlierer Zoom

Vorne aber zog Bourdais seine Kreise: Nach zehn Runden hatte er 2,5 Sekunden Vorsprung auf Doornbos herausgefahren. Justin Wilson lag bereits fast fünf Sekunden zurück, hatte aber den drückenden Schweizer Neel Jani im Genick sitzen. Tracy und Power knabberten derweil bereits wieder an den Top 10 - und die Rennleitung gab eine Regenwarnung heraus.

Bourdais baute in der Folge seinen Vorsprung auf sieben Sekunden vor Doornbos aus, während Wilson in Runde 21 die Serie der ersten Boxenstopps begann. Kurz darauf wurde aus den ersten Tropfen ein ordentlicher Regenguss, der allerdings nur in einem einzigen Bereich der Strecke auftrat - ansonsten lachte die Sonne über Mont-Tremblant.

Einige Piloten hatten nun so ihre Probleme: Bourdais musste die erste Schikane abkürzen, Tagliani leistete sich einen Dreher, doch richtig ernsthaft erwischte es ausgerechnet Conquest-Pilot Jan Heylen, der in Runde 26 eine erste Gelbphase auslöste, als er in der Streckenbegrenzung landete. Kurioses ereignete sich dann in der Gelbphase, als Bourdais unter Gelb noch vor dem Restart von der Strecke rodelte und sich als Elfter wieder einfädeln musste, während der unglückliche Cleveland-Sieger Tracy mit Motorschaden endgültig aufgab.

Wetterkapriolen in Kanada

Mont-Tremblant

Die tolle Strecke von Mont-Tremblant präsentierte sich mit echtem Eifelwetter Zoom

Die neue Reihung beim Restart lautete somit Doornbos vor Wilson und Clarke, dahinter Jani, Rahal und Power. Bourdais ging nach seinem Fehler an die Box zum Tanken, während zwischenzeitlich sogar wieder die Sonne herauskam. In Runde 35 wurde plötzlich Dan Clarke mit defektem Getriebe langsam, wodurch Jani auf Rang drei vorstieß.

Kurz darauf löste Alex Figge mit einem Dreher eine zweite Gelbphase aus. Doornbos, Jani und Wilson mussten nun zum Service und so lautete beim Restart in Runde 39 die neue Reihenfolge Rahal vor Power und Bourdais.

Wieder begann es zu regnen und diesmal erwischte es Will Power mit einem Dreher, während Bourdais nun extrem vorsichtig zur Sache ging. Dann entschlossen sich die ersten Piloten endgültig auf Regenreifen zu wechseln, doch Graham Rahal würgte in Führung liegend an der Box seinen Motor ab und fiel bis auf Rang zehn zurück.

Figge löst drei Gelbphasen aus

Robert Doornbos

Robert Doornbos ließ es in Mont-Tremblant so richtig krachen Zoom

Alex Figge drehte sich erneut auf der Strecke und wieder gab es Gelb. Der Restart erfolgte in Runde 48 und die Dreherorgie ging weiter: Jetzt erwischte es den führenden Justin Wilson, der so auf Rang sechs zurückgeworfen wurde. Simon Pagenaud lag jetzt vor Jani, Doornbos, Bourdais und Will Power.

Doornbos und Bourdais gingen schnell an Jani vorbei und bliesen nun zur Verfolgungsjagd auf Pagenaud. Der wiederum machte in Runde 54 unter Druck einen Fehler und so lautete die Reihung nun Doornbos vor Bourdais - beide fuhren im Regen von Mont-Tremblant über eine Sekunde (!) schneller als der Rest des Feldes.

Der heute sehr unglücklich agierende PCM-Pilot Figge löste zehn Minuten vor dem Rennende mit einem weiteren Dreher bereits seine persönlich dritte Gelbphase aus und so war der Vier-Sekunden-Vorsprung von Doornbos wieder dahin.

Minardi-Premierensieg in den USA

Robert Doornbos

Auch nach dem letzten Restart hatte der Minardi-Pilot alles unter Kontrolle Zoom

Beim Restart in Runde 58 verblieben noch knapp sieben Minuten Rennzeit. Jetzt kam in der Wetterlotterie von Mont-Tremblant wieder die Sonne durch, doch die Strecke war zu nass, um in der verbleibenden Zeit noch aufzutrocknen. Binnen zwei Runden hatte der Minardi-Pilot wieder drei Sekunden auf seinen französischen Konkurrenten herausgefahren. Im Mittelfeld warf Tagliani seinen sechsten Platz weg, als er bei einem Angriff auf Jani in die Wiese rutschte.

Doch vorne fuhr Robert Doornbos ungefährdet seinem ersten ChampCar-Sieg entgegen - auch Minardi-Chef Paul Stoddart war nach jahrelanger Wartezeit zurück in der Siegerstrasse: "Das ist genau der Grund, warum wir in die ChampCar-Serie gewechselt sind. Hier geht es nur um gute Fahrer und ein gutes Team", jubelte Stoddart unmittelbar nach Rennende. Sébastien Bourdais wurde Zweiter, die beiden Australia-Panoz von Will Power und Simon Pagenaud belegten die Plätze drei und vier vor Neel Jani und Justin Wilson.

"Das sind die Renen, die so schwierig sind, dass man sie unbedingt gewinnen will", freute sich der Niederländer, während Bourdais sich als schlechter Verlierer gab: "Robert fuhr heute ein tolles Rennen, er ist ein exzellenter Rennfahrer, aber er hat mich heute ein paar Mal geblockt und er weiß auch ganz genau, was er gemacht hat", so Bourdais, der auf dem Podium sogar den Handschlag verweigerte, während Will Power von einem "extremen Rennen, in dem ich mich mehrere Male von ganz hinten nach vorne durchkämpfen musste" sprach.

In der Gesamtwertung liegen Bourdais und Doornbos nun mit jeweils 145 Punkten gleichauf, was angesichts der vom Franzosen initiierten und unsportlichen Geste bei der Siegerehrung in Zukunft wohl für viel Zündstoff sorgen wird.