• 16.08.2007 09:58

  • von Robert Doornbos

Doornbos: Elkhart Lake abgehakt, auf nach Europa!

In seiner neuen Kolumne auf 'Motorsport-Total.com' erzählt Robert Doornbos von seinen Erlebnissen beim Elkhart-Lake-Rennen und der Vorfreude auf Europa

Liebe 'Motorsport-Total.com'-Leser,

Titel-Bild zur News: Robert Doornbos

Ende August hat Robert Doornbos zwei Autfritte in Europa

wo soll ich anfangen... Okay, der Sieg in San Jose liegt ja schon eine Weile zurück, direkt nach der Siegesparty bin ich ins Hotel zurück, hatte gerade mal kurz Zeit zu duschen und dann ging's auch schon bald zum Flughafen, denn wir mussten den frühen Flug nach Las Vegas erwischen. Die Zeit dort habe ich sehr genossen, wir haben einige Tage mit meinem Sponsor und Freund Harry Muermans verbracht.

Mein Trainer Nick war natürlich auch dabei, er lässt mir keinen freien Tag, damit ich immer in Form bleibe. Ich muss sagen, Las Vegas war klasse zum Trainieren, denn es waren dort wieder über 110 Grad Fahrenheit, das sind etwa 43 Grad Celsius!#w1#

In Vegas haben wir einige großartige Menschen gesehen und auch kennen gelernt. Natürlich musste ich unbedingt den neuesten Zauberer der Stadt treffen, er kommt aus Holland und sein Name ist Hans Klok. Seine Assistentin ist niemand anderes als Pamela Anderson, und wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich mir die Show nicht nur wegen ihm angesehen.

Großes Freizeitprogramm vor Elkhart Lake

Robert Doornbos

Ab und zu muss ein Rennfahrer auch einmal abschalten... Zoom

Dann sind wir weitergereist, nach Minneapolis, um meinen guten Freund Tony zu besuchen. Er hat dort eine wunderschöne Ranch, und Nick und ich hatten unser eigenes Gästehaus. Die Gegend dort ist klasse zum Trainieren, es gibt einige Berge, die wir hochjoggen konnten, das war bei der hohen Luftfeuchtigkeit ganz schön anstrengend.

Tony liebt Tiere, er hat sechs Pferde und zwei Hunde. Mit den Hunden hatten wir viel Spaß, denn sie sind ein ungleiches Paar: der eine ist ein supernervöser Jack Russell und der andere ist ein erst acht Monate altes Hundebaby, das aber schon jetzt 65 Kilo wiegt und wie ein Bernhardiner aussieht. Wir hatten eine wirklich gute Zeit dort und konnten uns in aller Ruhe auf das Rennen in Elkhart Lake vorbereiten.

Meine Eltern sind aus Holland gekommen, um Tony und seine Frau zu sehen, und mich zum Rennen zu begleiten. Am Mittwoch vor dem Rennen sind wir alle zusammen mit Tonys Boot auf dem Mississippi gefahren, das war wirklich cool, ich musste natürlich unbedingt ins Wasser springen, denn wie oft hat man schon die Chance, im Mississippi zu schwimmen? Es war ziemlich komisch, denn ich hatte erwartet, dass das Wasser salzig sei, aber das war es nicht, und irgendwie fühlte es sich an, als sei ich in einige riesige Badewanne gesprungen!

Ein kleines großes Stück Heimat...

Robert Doornbos

Auch ein amerikanisches Motorhome braucht einen guten Piloten Zoom

Am Donnerstagmorgen sind wir alle zusammen nach Elkhart Lake geflogen, es war nur eine Flugstunde, also ein kurzer Trip. Weil es dort keine so große Auswahl an guten Hotels gibt, habe ich mich für die Woche in einen echten Amerikaner "verwandelt" und habe mir ein Motorhome gemietet.

Ich nenne es deswegen Motorhome, weil es weit entfernt von dem ist, was wir Wohnwagen nennen. Ich weiß, die Deutschen machen immer Witze über uns Holländer mit unseren Wohnwagen, aber lasst Euch sagen, dieses Teil erinnert nicht mal im Entferntesten an einen Wohnwagen!

Es hatte alles, was man sich wünschen kann, ein riesiges Bett, große Flachbildschirme, ein schönes großes Badezimmer mit einer luxuriösen Dusche, Klimaanlage (in Amerika unverzichtbar), ein großes gemütliches Wohnzimmer und, und, und... Es war einfach unglaublich und ich habe mich schnell an diese neue und super bequeme Lebensweise an der Strecke gewöhnt.

Mit dem Abtrieb übertrieben

Robert Doornbos

Die notwendige Abstimmung in Elkhart Lake ist sehr speziell Zoom

An diesem Rennwochenende sind außer uns auch die ALMS-Sportwagen in Elkhart gefahren, das war klasse, denn es bedeutet, dass noch mehr Fans an die Strecke kommen und die Atmosphäre ist einfach toll. Ich habe mich außerdem gefreut, mal wieder einige Freunde zu sehen, die in der ALMS fahren, wie Ryan Briscoe, der den DHL Porsche fährt, und Mika Salo, der für Ferrari an den Start geht. Er hat echtes Glück, denn sein Wagen ist so schnell im Vergleich zur Konkurrenz, dass er sogar im Rennen auf einige PS verzichten und seine Klimaanlage einschalten kann. Das nenne ich Luxus!

Mein Auto lief am Freitag wirklich gut, wir arbeiteten hart um das Setup exakt so hinzutunen, wie wir es für die Qualifikation brauchten, denn diese Strecke hat ganz besondere Anforderungen. Der Kurs ist recht lang (7,3 Kilometer) und die Geraden sind lang, deswegen kann man etwas mit dem Abtrieb spielen, und genau das haben wir getan.

Leider habe ich es in der ersten Qualifikation etwas übertrieben und den Abtrieb zu stark reduziert. Damit konnte ich in den Kurven nicht richtig angreifen und landete auf einem enttäuschenden siebten Platz. Daraufhin haben wir intensiv auf das Training am Samstagmorgen hingearbeitet und für die zweite Qualifikation einen gute Balance gefunden, was darin resultierte, dass ich hinter Bourdais Zweitschnellster war. Sein Auto war sehr gut, er war eine Sekunde schneller, das hat uns für den Sonntag einige Sorgen bereitet, vor allem im Hinblick auf die Meisterschaft!

Viele Fans - große Show

Robert Doornbos

Nach dem Start auf der Verfolgung von Sébastien Bourdais Zoom

Am Samstagabend habe ich mein neues "Haus" (das Motorhome) nur kurz verlassen, um mit meinen Eltern, Freunden und einigen holländischen Journalisten zu 'Siebkens' zu gehen. 'Siebkens' ist die berühmteste Restaurant-Bar-Kombination im gesamten amerikanischen Motorsport. Abgesehen davon, dass das Essen wirklich sehr gut ist, war es cool, die Begeisterung der Fans darüber zu erleben, dass wir mit den Champ Cars und der ALMS im Ort waren.

Am Sonntagmorgen fühlte sich das Auto im Warm Up wieder gut an, unsere Rundenzeiten mit vollem Tank waren auch gut, und ich konnte den Start kaum erwarten. Wie immer - zur Begeisterung der Fans - gab es eine riesige Show, bevor wir endlich auf die Startaufstellung konnten. Die Fahrerparade fuhren wir in Corvettes, begleitet von Feuerwerk, einer Flugshow über der Strecke und natürlich der Nationalhymne. Dann endlich kam das berühmte und von mir ersehnte "Gentlemen start your engines."

Ich hatte einen guten Start und konnte Druck auf Sébastien vor mir machen. Gott sei Dank (für mich) war sein Auto nicht ganz so schnell wie in der Qualifikation, und so konnte ich gut an ihm dranbleiben und in den ersten 20 Runden setzten wir uns zusammen vom Rest des Feldes ab.

Schlechte Balance im zweiten Stint

Robert Doornbos

Der Minardi-Panoz war in Road America zu Beginn ein echter Sieganwärter Zoom

Ich hatte wirklich ein gutes Gefühl, auch dieses Rennen gewinnen zu können. Beim ersten Boxenstopp war ich noch nahe an ihm dran, aber von einer Runde zur anderen schien ich Traktion verloren zu haben, das Auto hatte mit dem neu aufgezogenen aber gebrauchten Reifensatz eine viel schlechtere Balance.

Im Rückspiegel konnte ich schon Rahal herankommen sehen, und auf einer der langen Geraden schob er sich im Windschatten an mich heran und zog vorbei. Ich habe mir aber noch keine Sorgen gemacht, denn ich wusste ja, dass ich für meinen dritten Rennabschnitt einen neuen Satz Reifen hatte und ihn damit wieder einholen könnte. Ich musste einfach bis zum nächsten Boxenstopp mit dem schlecht balancierten Auto durchhalten und die bestmöglichen Rundenzeiten fahren.

In Runde 24, kurz vor meinem nächsten Boxenstopp, konnte ich meinen Teamkollegen Dan Clarke herankommen sehen. Ich wusste, dass er auf einer anderen Strategie war als ich, und deshalb schneller fahren konnte. Als er also das gleiche Manöver versuchte wie Rahal zuvor, machte ich mir keine Gedanken, weil wir ja für das gleiche Team fahren und ich auf einer anderen Strategie unterwegs war.

Der Teamkollege mischt munter mit

Robert Doornbos

Ohne Frontflügel geht gewöhnlicherweise gar nichts, auch bei den ChampCars Zoom

Ich konnte meinen Augen nicht trauen, als er dann tatsächlich an mir vorbeiging, und ich ließ ihm die Innenlinie der Kurve, aber er schnitt mich und zog direkt vor mich. Dann stieg er auf die Bremse, so dass ich nicht mehr ausweichen konnte. Ich verlor meinen Abtrieb, und mein Frontflügel ging kaputt, als ich hinten auf ihn auffuhr. Ich musste erneut an die Box und mir einen neuen Flügel abholen, das hat mein Rennen komplett zerstört, und damit auch meine Chance, Sébastien in der Meisterschaft bei diesem Rennen unter Druck zu setzen.

Für das ganze Team war das kein schöner Moment. Auch wenn wir nicht wie in der Formel 1 um eine Konstrukteursmeisterschaft kämpfen, ist es das Schlimmste was passieren kann, wenn ein Teamkollege so etwas tut, vor allem wenn er keine Rolle im Ausgang der Meisterschaft spielt. Das einzige Mal, dass er einen Einfluss auf die Meisterschaft hatte war, als er in San Jose den Führenden aus dem Rennen geworfen hat.

Nichtsdestotrotz ist klar, dass Bourdais an diesem Wochenende wieder sehr schnell war, und einen guten Job gemacht hat. Aber ich weiß auch, dass wir an ihm dran waren, und dass wir wertvolle Punkte verloren haben. Ich hoffe jetzt einfach sehr, dass wir diese Sache innerhalb des Teams aussortieren können, und ich die volle Unterstützung bekommen, damit ich meinen Kampf um den Titel fortsetzen kann.

Vorfreude auf Heimrennen

Robert Doornbos

Robert Doornbos freut sich auf die kommenden Wochen zuhause in Europa Zoom

Ich habe das Wochenende einfach abgehakt, direkt nach dem Rennen musste ich schon wieder zum Flughafen und bin heim nach Monaco geflogen. Dort bleibe ich für zwei Tage, um Zeit mit meiner Freundin zu verbringen. Ich habe sie vier Wochen nicht gesehen, das ist eine lange Zeit und ich habe mich wirklich darauf gefreut, sie wieder zu sehen.

Am Mittwoch musste ich dann aber schon wieder nach Holland fliegen, wo ich einige PR-Termine habe. Am Wochenende werde ich in meiner Heimatstadt Rotterdam beim Bavaria City Rennwochenende in meinem Champ Car Demorunden fahren. Einige meiner Formel-1 Kollegen werden auch dort sein.

Ich habe an dieser Veranstaltung schon vor zwei Jahren teilgenommen, als ich noch für Minardi in der Formel 1 fuhr, und es ist einfach unglaublich, über 300.000 Leute in den Straßen zu sehen, die dich anfeuern. Das ist gibt einem einen unheimlichen Adrenalinschub. Für mich ist es außerdem eine gute Möglichkeit, meinen Fans für all ihre Unterstützung zu danken, was ich übrigens hier an dieser Stelle auch tun möchte!

In diesem Sinne, bis bald, vielleicht sehen wir uns ja in Rotterdam?

Herzliche Grüße

Robert Doornbos