• 26.10.2007 11:08

  • von Robert Doornbos

Doornbos: Eine Reise nach "Down Under"

Robert Doornbos erzählt in seiner neuen Kolumne auf 'Motorsport-Total.com', was alles auf seiner Australien-Reise nach Surfers Paradise geschah

Liebe 'Motorsport-Total.com'-Leser,

Titel-Bild zur News: Robert Doornbos

Robert Doornbos sicherte sich in Australien den "Rookie of the Year"-Titel

Natürlich wissen wir alle, dass es bis nach Australien ganz schön weit ist, aber wenn man dann mal tatsächlich im Flugzeug sitzt, wird einem erst mal bewusst, wie weit es wirklich ist. Ich bin schon zehn Tage vor dem Rennen abgeflogen und habe einen Zwischenstopp in Dubai eingelegt, wo ich mit meinem Trainer Nick ein Hitzetraining eingelegt habe.

Dann sind wir nach Sydney weitergereist, und da wir genügend Zeit hatten, haben wir uns die Stadt angeschaut, und uns langsam an die Temperaturen und den Zeitunterschied gewöhnt. Ich komme mit all den vielen Flügen, die ich in diesem Jahr zwischen Europa und den USA unternommen habe, schon ganz gut mit der Zeitumstellung zurecht, aber nach Australien ist der Unterschied ja genau anders herum, und es hat dann doch ein paar Tage gedauert, mich daran zu gewöhnen.#w1#

Sydney ist eine wunderschöne Stadt. Das berühmte Opernhaus und die Hafenbrücke sind beeindruckend, natürlich haben wir auch jede Menge Photos gemacht. Am Morgen waren Nick und ich im botanischen Garten joggen, das war ganz schön hart, mit den vielen Stufen, und am Nachmittag waren wir dann noch im Fitnesscenter des Hotels. Danach hatten wir abends dann großen Hunger! Wir sind in ein berühmtes Steakhaus gegangen, das vor allem für seine Ribs bekannt ist. Und weil sie so lecker waren habe ich so viele gegessen, dass die Bedienung ihren Augen nicht glauben wollte.

Im Büro von Surfers Paradise

Robert Doornbos

Robert Doornbos gilt als der neue "King of Ribs" von Sydney Zoom

Am Mittwochmorgen sind wir dann nach Surfers Paradise abgereist, und endlich stand nach unserer endlos langen Sieben-Wochen-Pause das Rennwochende vor der Tür. Ich konnte es kaum erwarten, wieder in mein "Minardi-Büro" einzusteigen, und die Rennstrecke sah nach einer guten Herausforderung aus. Als wir ankamen, trafen wir schon in der Lobby auf meinen Manager Christian, er war gerade aus China von der Formel-1 angekommen.

Also beschlossen wir, die Strecke gemeinsam anzuschauen, aber es war ein ganz schön langer Weg vom Hotel. Es gab zwei Möglichkeiten - entweder einen Helikopter zu nehmen, oder ein Wassertaxi. Wir entschieden uns für das Wassertaxi und das war richtig klasse! Wir fuhren an einer Menge cooler Häuser am Wasser vorbei und ich war ganz schön neidisch darauf, wie toll die "Aussies" dort leben.

Fast jeder hat ein Boot vor dem Haus, und über die verschiedenen Verbindungskanäle komm man damit auch überall hin. Wir hatten natürlich Glück mit unserem Chauffeur, denn er war ziemlich cool, und als ich ihm eine meiner Red-Bull-Kappen gab, hat er uns eine tolle Rundfahrt geboten und hat dann auf der "Wasserautobahn" auch mal richtig Gas gegeben.

Wir armen Rennfahrer...

Robert Doornbos mit Formula Una

Das Leben einens Rennfahrers hat manchmal auch Schattenseiten... Zoom

Als wir dann in Surfers in der Boxengasse angekommen waren, und alle begrüßt hatten, sind wir den Kurs abgelaufen. Schon nachdem ich die ersten beiden Schikanen gesehen hatte, freute ich mich und dachte: "Das wird mit meinem 800PS-ChampCar ein richtiger Spaß!" Das Rennen dort ist der größte ChampCar Event und die Gründe dafür sind einfach: Die spektakuläre Lage der Strecke, die hohen Geschwindigkeiten und die Tatsache, dass wir die beliebte Aussie-V8-Serie im Rahmenprogramm haben. Die Zahlen sprechen für sich, und auch diesmal war es mit 315.000 Zuschauern über das Wochenende ein riesiger Erfolg.

Rund um die Strecke gab es viel zu tun. Eine Aufgabe, die wir Piloten natürlich sehr gerne übernehmen ist die Wahl der berühmten Miss Indy. Von mehreren hundert die sich beworben hatten, waren 40 mit uns an der Strecke. Ihr müsst das schon verstehen, das Leben ist manchmal ganz schön hart für uns Fahrer, wir müssen solche anstrengenden Dinge tun, wie mit den Mädels am Strand Volleyball zu spielen. Die Presse zwingt uns quasi dazu solche Sachen zu machen, ja ja....

Aber endlich - und darauf hatte ich mich so lange gefreut - ging das Rennfahren wieder los, das erste Training am Freitag, um den Kurs nun auch im Auto kennen zu lernen. Nachdem am Donnerstag schon die Porsches und die V8 ihr Training hatten, war auch schon etwas Gummi auf der Strecke. Der Wagen fühlte sich nicht schlecht an, und wir konnten uns am Freitagnachmittag in den Top 6 qualifizieren.

Platz vier nach verpatztem Qualifying

Robert Doornbos

Robert Doornbos schrammte in Surfers knapp am Podium vorbei Zoom

Doch am Samstagvormittag hatten wir auf einmal ganz schöne Probleme mit der Balance und waren die einzigen die sich nicht verbessern konnten. Am Ende war es ein enttäuschender 14. Startplatz. In solchen Momenten darf man sich nicht aufregen, muss ruhig bleiben und sich in Ruhe die Daten anschauen, um gemeinsam mit den Ingenieuren für das Rennen eine Lösung zu finden. Es ist ein langes Rennen und es ist leicht, einen Fehler zu machen - und ein Fehler hier bedeutet, du kannst gleich wieder zurück in dein Hotel gehen.

Am Sonntagmorgen fühlte sich das Auto im Aufwärmtraining besser an, es schien als hätten sich die Änderungen die wir über Nacht vorgenommen hatten, ausgezahlt. Vor allem mit vollen Tanks lag der Wagen gut. Wir entschieden uns für eine Strategieänderung und planten das Rennen mit einem Stopp weniger als alle anderen zu fahren. Damit kam ich, als alle anderen an die Boxen gingen, vor bis an die Spitze, und 20 Runden vor Schluss sah alles gut aus. Ich dachte, wir hätten einen Podiumsplatz sicher.

Doch dann begann mein Motor komisch zu klingen und nachdem ich mit meinen Ingenieuren gesprochen hatte, entschieden wir, den Motor zu schonen. Damit verlor ich auf den Geraden an Geschwindigkeit und musste Bruno Junqueira vorbeilassen und ihm sozusagen den dritten Platz schenken. Trotzdem war ich Happy, die Punkte für den vierten Platz zu bekommen, denn diese haben mir den Titel "Rookie of the Year" gesichert!

Nächstes Jahr ist der Titel das Ziel

Robert Doornbos

In der nächsten Saison soll der ChampCar-Titel her Zoom

Unser großes Ziel ist jetzt die bestmögliche Vorbereitung für das Finale in Mexiko, und die Balance für dort wirklich perfekt hinzukriegen, damit wir dort um den Sieg kämpfen und unseren zweiten Platz in der Meisterschaft wieder zurückerobern können. Meinen Glückwunsch an Sébastien Bourdais und sein Newman/Haas/Lanigan-Team, sie haben das ganze Jahr über einen sehr guten Job gemacht und haben den Titel verdient gewonnen.

Nachdem ich die Meisterschaft zur Saisonhälfte ja selbst auch angeführt hatte, kann ich mir nur vorstellen, wie es sein muss, den Titel in der Tasche zu haben. Das ist unser Ziel für die Zukunft und ich wünsche Sébastien das Beste für seine Zukunft in der Formel 1.

Ich bin jetzt erst mal wieder in Holland wo ich mein jährliches Fanclubtreffen habe, und ich glaube es wird wieder ein großer Tag mit 2.000 Teilnehmern. Wir haben Gokarts, Fahrsimulatoren, und natürlich jede Menge hervorragendes Essen und Getränke. Das wird ein Tag mit viel Spaß und ist die beste Möglichkeit, meinen Fans für all ihre Unterstützung über das ganze Jahr und auch hoffentlich in der Zukunft zu danken!

Herzliche Grüße,

Robert Doornbos