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Bourdais' Weg zum vierten Titel
Bevor er in Richtung Europa die Koffer packte, sorgte Sébastien Bourdais in seinem letzten CCWS-Jahr dafür, dass ihn in Amerika niemand vergisst
(Motorsport-Total.com) - Sébastien Bourdais war der beherrschende Mann der vergangenen ChampCar-Jahre und die Frage, wer ihn von diesem Thron herunterstoßen könnte, wird fürs Erste unbeantwortet bleiben - nach seinem vierten Titel rollt der Franzose in der Formel 1 seine Karriere neu aus. Damit ist er endlich an seinem großen Ziel angekommen. Ein guter Zeitpunkt, seine letzte Saison in Amerika Revue passieren zu lassen.

© ChampCar Media
Sébastien Bourdais und ChampCar - auch im Jahr 2007 die große Erfolgsformel
Las Vegas eröffnete die ChampCar-Saison und war Schauplatz einer ersten Ernüchterung für Bourdais: Platz 13 im Ziel. Zuvor war er aufgrund eines "Zwischenfalls" im Samstags-Qualifying nur von Platz 16 ins Rennen gegangen. Nur einmal zuvor war der Franzose in seinen 59 CCWS-Starts von einem Platz außerhalb der Top 10 ins Rennen gegangen. Zwar arbeitete er sich im Rennverlauf bis auf Platz drei vor, doch ein Kontakt mit der Leitplanke kostete ihn diesen Podestplatz wieder.#w1#
Erst in Long Beach war er wieder da - der "alte" Bourdais. Der Franzose holte die Pole, holte die meisten Führungsrunden, holte den Sieg. Dies katapultierte ihn in der Tabelle von Platz 13 prompt auf Platz drei. Zudem läutete er damit eine Siegesserie ein, welche sich über die folgenden drei Rennen erstrecken sollte.
In Houston düste der Bourdais-Express geradezu vorbei - Pole und Sieg. Die Pole verlor er zwar an Will Power, weil er diesen im Qualifying aufgehalten hatte, doch das nutzte seinem australischen Kontrahenten recht wenig - im Rennen bog Bourdais die Verhältnisse wieder zurecht. Das brachte ihn endgültig auf seine angestammte Position zurück, wo man ihn all die Jahre zuvor bereits gefunden hat - Platz eins. Der Dominator hat sich endgültig wieder zurückgemeldet. Parallel erklomm hinter ihm sein junger Teamkollege Graham Rahal erstmals das Podium. Die Amerikaner hoben die Augenbrauen.
Auch Portland war fest in der Hand von Bourdais. Als die ChampCar eine kleine Premiere feierte und die Autos erstmals von einem stehenden Start aus das Rennen in Angriff nahmen, lag er zunächst zwar nur auf Platz drei. Doch Robert Doornbos und Justin Wilson sollte das wenig nützen - in Runde 81 von 103 schnappte er sich die Führung und gab sie bis ins Ziel nicht wieder her.
Einruch zur Saisonmitte
Aber in den nächsten Rennen sollte es für den F3000-Meister von 2002 etwas kühler werden und das genau zu dem Zeitpunkt, wo der Stern seines Teamkollegen Graham Rahal allmählich aufging. Dieser sammelte in Cleveland seine ersten Führungsrunden und machte sich selbst damit zu dem jüngsten ChampCar-Piloten, dem das gelungen ist. Das Rennen beendete der junge Amerikaner zwar nur auf Platz acht, aber nun waren alle Amerikaner hellwach.
Lange warten die US-Fans schon auf einen einheimischen Fahrer, der in der ChampCar endlich wieder die Stars and Stripes ganz oben halten würde. Es ist schon lange her, dass in der eigentlich amerikanischen Meisterschaft ein einheimischer Fahrer die Krone holen konnte, das gelang zuletzt 1996 Jimmy Vasser. Danach beherrschten Fahrer aus aller Herren Länder die US-Serie, was vielleicht mit ein Grund sein könnte, warum die ChampCar-Serie von der Popularität hinter der NASCAR und den IndyCars rangiert, wo noch die einheimischen Piloten dominieren.
Bourdais kam hingegen in Cleveland gar nicht erst ins Ziel. Ein mechanischer Defekt stoppte seinen Siegeszug, als sich ein weiterer Überraschungsrookie in der Tabelle in seinen Rückspiegeln zeigte - Doornbos. Der Niederländer beendete das Rennen auf Platz zwei, welches von einem wie entfesselt fahrenden Paul Tracy beherrscht wurde.
Doornbos sägt am Thron
Das nächste Rennen in Mont-Tremblant sollte dann ihm gehören. Still und heimlich hatte sich der Minardi-Pilot in der Tabelle an den Franzosen herangeschlichen. Hinter Doornbos kam Bourdais immerhin noch als Zweiter ins Ziel und verteidigte so seine Führung in der Tabelle aufgrund seiner größeren Siegesausbeute. Denn der Franzose und der Niederländer hatten damit gleich viele Punkte, nämlich 145. Rahal sammelte in des weitere Runden in Führung.

© ChampCar Media
Toronto war nicht gerade eines von Bourdais großen Meisterwerken Zoom
Im Titelkampf war also nun etwas Pfeffer. Dieser sollte sich noch in Toronto zusätzlich verdichten, als das Newman-Haas-Team das Rennwochenende in Toronto völlig verpatze. Bourdais stellte seinen Boliden zwar auf die Pole, doch erfreute sich dieser Führungsposition nur eine Runde lang. Nach einem Unfall mit seinem niederländischen Titelrivalen fiel er aus.
Doornbos ergriff die Führung in der Fahrertabelle und alle Welt rieb sich die Augen. Auch Rahal kam aufgrund eines Unfalls nicht ins Ziel. Erst in Edmonton meldete der Franzose wieder zurück und das mit seiner bewährten, einfachen Erfolgsformel: Pole und Sieg. Parallel fuhr Rahal seinen zweiten Podestplatz der Saison ein, nachdem er den ersten in Houston eingefahren hatte.
Doornbos ließ diese Schlappe nicht auf sich sitzen und revanchierte sich in San Jose mit seinem zweiten Sieg, doch ein fünfter Platz bewahrte Bourdais davor, wieder hinter seinem Titelrivalen in der Tabelle zurück zu rutschen. Der Franzose hatte sein Saisontief überwunden. Dies zeigte sich in Elkhart Lake, wo Bourdais wieder mit Pole, schnellster Runde und Sieg die Verhältnisse wieder zurechtrückte und klarstellte, dass er nicht umsonst der große ChampCar-Dominator der vergangenen Jahre ist.
In Assen wurde der Sack zugemacht
Wieder meldete sich Rahal auf dem Podium, welches zu einem Art Stammplatz für den Amerikaner avancierte. Bis auf Assen sollten alle restlichen Saisonrennen Bourdais gehören - Pole und Sieg in Zolder, mehr gibt es nicht zu sagen. In Assen reichte ihm ein siebter Platz, um seinen vierten ChampCar-Titel Realität werden zu lassen.
Als hätte ihn der Titelgewinn endgültig zu alter Stärke aufleben lassen, siegte er noch in den beiden verbleibenden Saisonrennen. Parallel war es Doorbos, der in Bourdais Siegeszug einbrach. Bis zum Saisonende schnappte ihm noch Wilson den Vizetitel weg. Noch nie gab es in der langen Geschichte der ChampCar einen Fahrer, der dieser Serie so seinen Stempel aufgedrückt hatte, wie Bourdais.
Niemandem zuvor war es gelungen, vier Titel in Folge einzufahren. Ungern lassen die US-Fans den Franzosen in Richtung Formel 1 ziehen, dem Abenteuer, dem er so lange vergeblich hinterher gerannt war und es schon aufgegeben hatte. Bourdais selbst geht auch ungern: "Ich habe keine Rede vorbereitet, weil ich wusste, dass ich es nicht über die Lippen bringen würde", verkündete er mit Tränen in den Augen auf der Jahresabschlussfeier. "Es waren die besten fünf Jahre meines Lebens."

