Blancpain-Krimi in der Eifel: Buhk bezwingt Martin

Maximilian Buhk (HTP-Mercedes) setzt sich beim Blancpain1000 gegen Maxime Martin (Marc-VDS-BMW) durch und krönt sich damit zum Blancpain-Champion 2013

(Motorsport-Total.com) - Maximilian Buhk gegen Maxime Martin: Dieses Duell hielt in der letzten Rennstunde des Blancpain1000 auf dem Nürburgring die Zuschauer in Atem. Es ging nicht nur um den Rennsieg beim Saisonfinale der Blancpain-Endurance-Series, sondern auch um den Titel. HTP-Mercedes-Youngster Buhk setzte sich nach spannendem Kampf schließlich durch und krönte sich damit zum Blancpain-Gesamtsieger 2013.

Titel-Bild zur News: Bernd Schneider, Maximilian Götz, Maximilian Buhk

Maximilian Buhk (HTP-Mercedes) krönte sich mit dem Sieg am "Ring" zum Champion Zoom

Bernd Schneider und Maximilian Götz jubelten gemeinsam mit dem neuen Titelträger über den Sieg beim Saisonfinale. Da Schneider und Götz anders als Buhk nicht bei allen Saisonläufen am Start waren, kamen sie für den Titel nicht in Frage. Dennoch: Mit zehn Punkten Rückstand auf Champion Buhk schließen Schneider und Götz die Saison als Vize-Meister ab - und das, obwohl sie nur in Spa-Francorchamps und auf dem Nürburgring am Start waren.

Martin verpasste mit Platz zwei den Fahrertitel zusammen mit seinen Kollegen Leinders und Buurman knapp, doch die Marc-VDS-Truppe kann sich immerhin über den Blancpain-Titel in der Teamwertung freuen, nachdem man in der vergangenen Saison noch beide Titel im letzten Moment durch die Hände rinnen sah.

HTP-Mercedes über weite Strecken des Blancpain1000 vorn

Beim Start des die Saison beschließenden 6-Stunden-Rennens setzte sich Götz am Steuer des HTP-Mercedes von der Pole-Position sofort in Führung. Der Esta-Ferrari von Bobbi/Guidi/Skryabin und der ART-McLaren von Parisy/Leclerc/Soucek - im Qualifying am Samstag auf die Startplätze zwei und drei gefahren - folgten dem Polesetter in die tückische erste Ecke des Grand-Prix-Kurses in der Eifel.

Im Mittelfeld aber krachte es schon auf den ersten Metern. Einer der SMP-Ferrari aus dem Pro-Am-Cup und einer beiden ASP-Ferrari aus der Gentlemen-Trophy kamen ausgangs der Mercedes-Arena von der Bahn ab und schlitterten in die Wiese. Auch der im Pro-Am-Cup gemeldete AF-Corse-Ferrari von Danyliw/Beretta/Salaquarda geriet früh in Schwierigkeiten.


Fotos: Blancpain1000 auf dem Nürburgring


Als sich die Turbulenzen der ersten Runde gelichtet hatten, wurde klar, dass in Reihen der Titelkandidaten Marc VDS früh in Rückstand geraten war. Buurman erwischte am Steuer des BMW Z4, den er sich mit Leinders und Martin teilte, einen schlechten Start und fiel von Startposition sechs auf Rang 18 zurück. Bis zum ersten Boxenstopp nach etwas mehr als einer Stunde hatte sich der Niederländer wieder in die Top 10 nach vorn gekämpft.

Spitzenreiter Götz fuhr bis zum ersten Stopp einen 16-Sekunden-Vorsprung auf Alessandro Pier Guidi im Esta-Ferrari heraus und übergab den SLS mit der Startnummer 84 nach einer Stunde und zehn Minuten Fahrzeit an Schneider. Eine Safety-Car-Phase brachte das Feld nur 20 Minuten nach den ersten Boxenstopps wieder zusammen, doch Routinier Schneider gab sich keine Blöße und setzte sich zügig wieder von den Verfolgern ab.

Vor dem zweiten Boxenstopp kristallisierte sich der WRT-Audi der Titelkandidaten Frank Stippler und Christopher Mies als schärfster Verfolger des führenden HTP-Mercedes heraus. Rene Rast hatte den R8 LMS auf die zweite Position hinter Schneider gefahren und übergab kurz vor Halbzeit der Distanz an Stippler. Wenige Runden zuvor hatte Schneider an Buhk übergeben. Somit war es der 20-jährige Titelkandidat von HTP-Mercedes, der das Feld in die zweite Rennhälfte führte.

Buhk vs. Martin: Spannende letzte Rennstunde

In dieser zweiten Rennhälfte ließen Buhk, Götz und nochmals Buhk letztlich zwar nichts mehr anbrennen, doch es wurde noch einmal so richtig spannend. Ein in der HTP-Box vorgenommener Wechsel der Bremsbeläge kostete Buhk beim letzten Stopp die Führung. Marc-VDS-Pilot Martin übernahm die Spitze und verteidigte diese anschließend nach Leibeskräften.

Maxime Martin, Bas Leinders, Yelmer Buurman

Für Maxime Martin (Marc-VDS-BMW) blieb nach hartem Kampf Platz zwei Zoom

48 Minuten vor Schluss der erste Angriff von Buhk: Am Ende der Start/Ziel-Geraden ging er innen an Martin vorbei, doch der Belgier konterte sofort bei der Ausfahrt aus der Kurve, weil Buhk einen Tick zu spät auf der Bremse war. Vier Minuten später an selber Stelle exakt die gleiche Szene: Buhk bremste sich innen vorbei, doch der Youngster war erneut zu schnell und musste Martin gleich wieder passieren lassen.

34 Minuten vor der Karierten Flagge probierte es Buhk dann eingangs der schnellen NGK-Schikane - und diesmal klappte es. Der Mercedes-Pilot bremste sich innen neben den BMW von Martin. Diesem blieb nichts anderes übrig als nachzugeben. In den Schlussrunden hatte Buhk die Lage im Griff und brachte nach 178 Runden schließlich Sieg und Titel mit einem Vorsprung von 18 Sekunden nach Hause. "Am Schluss war es im Grunde ein Sprintrennen über eine Stunde. Im Hatzenbach-Bogen hat es dann geklappt", schildert Buhk das entscheidende Manöver gegen Martin um den Sieg und den Titel.

Für Martin bleibt nach Platz zwei im Rennen und der Fahrwertung der Trost in Form des Teamtitels. "Im vergangenen Jahr haben wir beide Titel im letzten Moment noch verloren. Diesmal hat es zumindest für einen gereicht", so der Belgier. Angesprochen auf die letzte Rennstunde und das Duell mit Buhk hält Martin fest: "Es war nicht einfach, vorn zu bleiben, doch das Manöver von Maxi war fair. Glückwunsch."

Rabenschwarzes Rennwochenende für Kessel-Ferrari

Davide Rigon, Cesar Ramos

Als Tabellenführer angereist, doch am Ende nur Gesamtvierte: Ramos/Rigon/Zampieri Zoom

Hingegen war für die als Tabellenführer zum Finale gereisten Kessel-Ferrari-Piloten Cesar Ramos, Davide Rigon und Daniele Zampieri in der Eifel nichts zu holen. Nach ihrem Crash im Freien Training von Startposition 15 ins Rennen gegangen, drehte Zampieri früh im Rennen im Kampf um Platz zehn den Hexis-McLaren von Alvaro Parente um. Folge: Der Kessel-Ferrari der Tabellenführer musste eine Durchfahrtsstrafe absitzen und fiel bis auf Position 26 zurück. Nur wenige Minuten später hagelte es eine zweite Durchfahrtsstrafe, diesmal für Überholen unter Gelber Flagge.

Nach zwei der sechs Rennstunden der nächste Rückschlag für das Kessel-Trio: Ein Dreher von Rigon ausgangs des Hatzenbach-Bogens hatte nachhaltige Beschädigungen am 458 Italia und einen längeren Aufenthalt an der Box zur Folge. Mit fünf Runden Rückstand ging der Kessel-Ferrari zwar noch einmal auf die Strecke, doch die Titelträume waren endgültig ausgeträumt.

Frust auch bei den weiteren Titelkandidaten: Der WRT-Audi von Stippler/Mies/Rast kam nach technischen Problemen und einer Kollision mit dem ART-McLaren von Parisy/Leclerc/Soucek nicht ins Ziel. Stippler/Mies mussten damit ihren Traum vom Blancpain-Titel ebenso begraben wie Edward Sandström, der am Steuer eines weiteren WRT-Audi noch mit geringen Titelchancen ins Rennen gegangen war. Sandström kam gemeinsam mit Stephane Ortelli und Laurens Vanthoor auf Platz 16 ins Ziel - ebenfalls zu wenig.

Top-10-Platzierung für Hennerici und Co.

Marc Hennerici

Platz neun für Vorjahressieger und Mitorganisator Marc Hennerici Zoom

Der im Vorjahr auf dem Nürburgring siegreiche Prospeed-Porsche von Marc Hennerici, Xavier Maassen und Maxime Soulet schloss nach sechs Rennstunden als Neunter in den Top 10 ab. Von Startplatz 37 machte Hennerici schon im Verlauf der ersten zwei Runden zehn Positionen gut. Auch Soulet, der den zweiten Stint fuhr, überzeugte mit guten Rundenzeiten. Nach zwei der sechs Rennstunden schob Soulet im Zweikampf den WRT-Audi von Frey/Castellacci/Mayr-Melnhof eingangs Start/Ziel ins Kiesbett und hatte Glück, dass die Rennleitung von einer Durchfahrtsstrafe absah. So wurde der Prospeed-Porsche kurz vor Halbzeit trotz des Zwischenfalls in den Top 10 geführt und kam dort letztlich auch ins Ziel.

Im Kampf um den Rennsieg konnten Vorjahressieger Hennerici und Co. diesmal aber nicht eingreifen. Hinter dem zweitplatzierten Marc-VDS-BMW von Leinders/Martin/Buurman kam der ART-McLaren von Parisy/Leclerc/Soucek auf Platz drei ins Ziel. Der Esta-Ferrari von Bobbi/Guidi/Skryabin wurde als Vierter abgewinkt. Auf Platz fünf dann schon die Rennsieger des Pro-Am-Cup: Ladygin/Shaitar/Ladygin im SMP-Ferrari. Für den Pro-Am-Cup-Titel reichte es für das russische Trio trotz des Rennsieges nicht ganz. Diesen sicherte sich nach turbulenter letzter Rennstunde RJN-Nissan-Pilot Lucas Ordonez.

Spannender Titelkampf auch im Pro-Am-Cup

Die Entscheidung um den Pro-Am-Cup-Titel schien bereits zugunsten von Ordonez' Nissan-Markenkollegen Alex Buncombe gefallen, als ein Abflug weniger als zwei Stunden vor Schluss noch einmal Spannung aufkommen ließ. Buncombes Cockpitpartner Jann Mardenborough setzte den GT-R aufgrund von Bremsproblemen am Ende der Start/Ziel-Geraden neben die Strecke. Ein Reparaturstopp, der mehrere Runden kostete, war die Folge. Nachdem man bis zum Abflug stets auf Platz eins oder zwei des Pro-Am-Klassements geführt wurde, stand unterm Strich nur Rang neun mit 23 Runden Rückstand auf die Klassensieger Ladygin/Shaitar/Ladygin in der Ergebnisliste.

Lucas Ordonez

Lucas Ordonez (RJN-Nissan) ist der Pro-Am-Cup-Champion 2013 Zoom

So kam der als Tabellenführer angereiste Lucas Ordonez im letzten Moment doch noch zum Pro-Am-Cup-Titel. Der GT-R von Ordonez, der zudem von Peter Pyzera und Wolfgang Reip bewegt wurde, wies nach mehreren unplanmäßigen Boxenstopps zwar auch satte 22 Runden Rückstand (Platz acht) auf den Ferrari der Klassensieger Ladygin/Shaitar/Ladygin auf. Dieser achte Platz im Pro-Am-Cup-Klassement reichte Ordonez aber, um sich den Titel zu sichern. RJN-Nissan freut sich zudem über den Titel in der Teamwertung. Sowohl Ordonez als auch der am Gewinn des Fahrertitels für den Spanier beteiligte Peter Pzyera kamen über die GT-Academy zum Profi-Rennsport. Für Alex Buncombe hingegen blieb unterm Strich nur Rang vier in der Jahresendwertung des Pro-Am-Cups.

Der ebenfalls noch mit Chancen auf den Pro-Am-Cup-Titel angereiste AF-Corse-Ferrari von Nick Hommerson und Louis Machiels war nach 90 Rennminuten aus der Entscheidung draußen: Eine Kollision zwischen Fabio Babini (der im AF-Corse-Cockpit Andrea Bertolini ersetzte) und dem von JRM eingesetzten Nissan GT-R aus dem Pro-Cup (Dumbreck/Kane/Hoshino) hatte neben der einzigen Safety-Car-Phase die Folge, dass der Pro-Am-Cup-Titel zwischen den beiden RJN-Nissan und dem SMP-Ferrari ausgefochten wurde.

In der Gentleman-Trophy standen die ASP-Ferrari-Piloten Jean-Luc Blanchemain, Jean-Luc Beaubelique und Patrice Goueslard schon vor dem Blancpain1000 als Titelträger 2013 fest. Den letzten Rennsieg der Saison holten sich ihre Ferrari-Markenkollegen Azcarate/Cayrolles/Lorgere Roux.