• 03.10.2010 11:50

Verrutschte Balaclava beraubt Audi aller Chancen

Wegen einer ungewöhnlichen Panne bei Rinaldo Capello und eines Fahrfehlers von André Lotterer hatte Audi beim Petit Le Mans gegenüber Peugeot das Nachsehen

(Motorsport-Total.com) - Mehr als sechs Stunden lang durfte Audi auf den zehnten Triumph beim Petit Le Mans in Braselton hoffen, doch nach einem ungewöhnlichen Zwischenfall mussten Rinaldo Capello, Tom Kristensen und Allan McNish beim ALMS-Saisonfinale mit Platz drei hinter den beiden Peugeots Vorlieb nehmen.

Titel-Bild zur News: Rinaldo Capello

Rinaldo Capellos Helm und Balaclava kosteten Audi vielleicht den Sieg

Immer wieder konnten sich Capello/Kristensen/McNish einen kleinen Vorsprung erarbeiten, doch um 17:51 Uhr, exakt 6:11 Stunden nach dem Start des Rennens, musste der zu diesem Zeitpunkt Führende Capello einen außerplanmäßigen Boxenstopp einlegen, weil sich eine vom Reglement vorgeschriebene Einlage in seinem Helm löste und sich die feuerfeste Balaclava über seine Augen schob. Jeglicher Sicht beraubt musste Capello den hinter ihm liegenden Peugeot vorbeilassen und im Blindflug langsam die Box ansteuern.#w1#

"Ich habe erst gar nicht verstanden, was passiert", so Capello. "Ich hatte das Gefühl, dass der Helm plötzlich drei Größen größer ist als vorher. Wir haben später herausgefunden, dass sich die E-Ject-Einlage im Helm gelöst hat. Ich habe sogar noch Glück gehabt, keinen Unfall zu haben, denn in einer Kurve war ich komplett blind, weil der Helm über meine Augen rutschte. Auch nach so vielen Jahren kann man noch etwas Neues erleben! Es tut mir unheimlich Leid für das Team, dass wir durch so etwas ein besseres Ergebnis verloren haben."

Sechs Stunden lang mit allen Chancen

"Bis zu diesem blöden Problem sah es perfekt für uns aus. Wir haben uns einen harten Kampf mit Peugeot geliefert. Es hat richtig Spaß gemacht, weil das Auto auch im Verkehr sehr gut fahrbar war. Doch dann begann der Albtraum", seufzt Capello. Teamkollege Kristensen macht ihm aber keinen Vorwurf: "Ich denke, jeder wird zustimmen, dass die ersten 70 Prozent ein fantastisches Rennen waren."

"Nach der Bestzeit im Warmup haben wir uns durchaus etwas ausgerechnet, auch wenn wir nicht die Schnellsten auf den Geraden waren - und wir sollten Recht bekommen! Ich lag in meinen Stints in Führung, doch dann kam das Pech mit Dindos Helm. Wir mussten unter Grün stoppen und haben eine Runde und die Chance verloren, bis zum Schluss um den Sieg zu kämpfen. That's Racing. Ich werde einfach die ersten 70 Prozent dieses Rennens in Erinnerung behalten", sagt der Däne.

"Petit Le Mans", fügt McNish an, "produziert immer gute Rennen. Auch heute haben die Fans wieder ein großes Rennen zu sehen bekommen. Unsere Jungs haben nach dem Unfall gestern mit dem Neuaufbau des Chassis einen tollen Job gemacht, denn das Auto war im Rennen richtig gut. Wir konnten mit den Peugeot kämpfen. Sie waren an einigen Stellen und in bestimmten Phasen des Rennens schneller als wir, aber auch umgekehrt."

Und weiter: "Leider mussten wir einmal außerplanmäßig an die Box, und anschließend kamen keine Gelbphasen mehr, die es uns ermöglicht hätten, die verlorene Runde wieder aufzuholen. Aber insgesamt waren wir heute voll konkurrenzfähig und haben Peugeot sicherlich etwas zu denken gegeben. Wir haben Selbstvertrauen gewonnen und wieder etwas dazugelernt, woran wir zu Hause in Ingolstadt noch arbeiten müssen."

Rinaldo Capello, Tom Kristensen und Allan McNish

Capello/Kristensen/McNish konnten sich auch über den dritten Platz freuen Zoom

Das Joest-Audi-Team versuchte anschließend alles, um die verlorene Runde wieder aufzuholen, doch auch in den verbleibenden Stunden des Rennens bot sich dasselbe Bild wie zuvor: Die beiden R15 TDI fuhren etwas langsamere Rundenzeiten als die Peugeot 908 HDi FAP und liefen absolut problemlos, sodass es unmöglich war, den Rückstand aufzuholen. Capello, Kristensen und McNish mussten sich schließlich mit dem dritten Platz begnügen.

Ullrich trauert möglichem Sieg nach

"Es ist schon sehr enttäuschend, weil wir heute eine wirklich gute Pace hatten, in den ersten sechs Stunden immer wieder in Führung lagen und die Möglichkeit hatten, das Rennen zu gewinnen", seufzt Sportchef Wolfgang Ullrich. "Leider hat eine lose Einlage im Helm von Dindo Capello dafür gesorgt, dass wir einen zusätzlichen Boxenstopp einlegen mussten, der absolut zum falschen Zeitpunkt kam. Wir haben eine Runde verloren - das war die Entscheidung."

Der zweite R15 TDI mit Marcel Fässler, André Lotterer und Benoît Tréluyer lag in der Anfangsphase auf einem aussichtsreichen dritten Platz. Durch einen kleinen Ausrutscher verlor Marcel Fässler zu Beginn der zweiten Stunde Rang drei an den zweiten Peugeot. Schwerwiegender war der Fehler, den André Lotterer eine Stunde später machte: Beim Versuch, in den schnellen S-Kurven ein LMP2-Fahrzeug zu überholen, geriet Lotterer neben die Strecke.

"Ich wurde davon überrascht, dass der Porsche in der Senke etwas gebremst hat. Ich musste ausweichen und bin in den Dreck gekommen. Ich kam mit einem Rad auf den Randstein und anschließend ins Gras. Dabei wurde das Auto vorne ziemlich stark beschädigt", rechtfertigt sich Lotterer. "Es war dann relativ schwer, von dem Hügel wegzukommen. Zum Glück habe ich es geschafft. Das Team hat einen tollen Job gemacht, das Auto top und schnell zu reparieren. So konnten wir zumindest das Rennen beenden. Aber es tut mir sehr leid, dass das passiert ist. Wir hätten gerne bis zum Ende um den Sieg gekämpft."

Die Reparatur des vor allem im Bereich der Frontpartie stark beschädigten R15 TDI dauerte zwar nur 15 Runden, warf die Mannschaft der Startnummer acht dennoch aussichtslos zurück. Vom 21. Platz konnten sich die Zweitplatzierten der 24 Stunden von Le Mans 2010 noch auf den sechsten Gesamtrang und Platz fünf in der LMP1-Kategorie nach vorne schieben.


Fotos: ALMS in Road Atlanta, Rennen


"Ich hatte einen guten Start und habe im Verkehr einen guten Rhythmus gefunden", berichtet Fässler. "Ich habe gesehen, dass Allan gerade am Beginn noch viel aggressiver ist, aber dafür muss man erst einmal ein Gefühl entwickeln. Für mich war das Rennen soweit okay, auch wenn wir mit den Zwischenfällen etwas Pech hatten. Wir müssen uns gegenüber der Konkurrenz noch verbessern. Aber wir haben eine gute Basis und wissen, wo wir an der Schraube drehen müssen."

Tréluyer: Gelungenes Petit Le Mans

Und Benoît Tréluyer, der das Qualifying bestritten hatte und auch im Rennen eine fehlerfreie Leistung zeigte, fügt an: "Es hat Spaß gemacht, ich habe die Strecke wirklich genossen. Es ist schade, dass wir das Problem hatten, denn das Auto war gut. Wir waren alle drei sehr schnell und hätten ein gutes Ergebnis erzielen können."

"Der Verkehr war heftig", sagt Tréluyer, der sich beim Petit Le Mans für zukünftige Aufgaben empfahl. "Wenn man nur 50 Zentimeter neben die Linie gerät, kann das einem schon zum Verhängnis werden. Die Mechaniker haben toll gearbeitet, das Auto so schnell und so toll zu reparieren. Unser R15 TDI war nach dem Unfall genauso gut wie vorher. Das Team ist wirklich großartig. Schade, dass es nicht das Ergebnis bekommen hat, das es verdient gehabt hätte."

"Es ist schade für die Mannschaft. Nach der vielen Arbeit hätte sie ein besseres Ergebnis verdient gehabt", ärgert sich auch Technikchef Ralf Jüttner über die Plätze drei und sechs seiner Joest-Audi-Crew. "Bis Halbzeit war es ein sehr offenes Rennen. Peugeot war erwartet etwas schneller, aber nicht so viel. Wir sind aber jedes Mal bei den Boxenstopps wieder als Erste vor ihnen auf die Strecke gefahren. Auch dafür Kompliment an unsere Truppe! Das war echt stark. So konnten wir das Rennen offen halten."

Andre Lotterer

Fässler/Lotterer/Tréluyer hatten schon früh keine Siegchancen mehr Zoom

"Beim Neuner-Auto war der Knackpunkt natürlich der Unfall von André. Das war schlecht", sagt er. "Hut ab, dass sie es noch auf Platz sechs geschafft haben. Beim anderen Auto war es in der Tat das Problem mit Dindos Helm. So etwas Verrücktes habe ich überhaupt noch nie erlebt! Offenbar war das aufblasbare Kissen daran schuld, das neuerdings im Helm sein muss. Auf jeden Fall hat er nichts mehr gesehen. Ab diesem Moment waren beide Peugeot eine Runde vor uns und konnten während der Gelbphasen mit beiden Autos spielen. So konnten wir sie nicht mehr kriegen. Am Ende hatten wir noch einen Plattfuß nach einer Berührung, aber das hat am Ergebnis nichts mehr geändert."

Die Entscheidung im erstmals ausgeschriebenen Intercontinental Le-Mans-Cup (ILMC) fällt trotz des für Audi unglücklich verlaufenen US-Rennens erst beim Finale am 7. November in Zhuhai. Audi hat in der LMP1-Herstellerwertung 36 Punkte Rückstand. Insgesamt 48 Punkte werden in China noch vorgeben.

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