• 26.03.2007 19:01

  • von Pete Fink

Graf: "Ab Long Beach sind wir am Start"

Klaus Graf im ausführlichen Gespräch mit "Motorsport-Total.com" über seine neue ALMS-Saison und viele weitere Themen aus dem amerikanischen Motorsport

(Motorsport-Total.com) - Klaus Graf wird 2007 ab dem dritten Saisonlauf der ALMS in Long Beach mit einem Lola-AER-Prototypen an der Start gehen. Der 37-Jährige fährt für das Cytosport-Team von Greg Pickett und blickt im ausführlichen Gespräch mit "Motorsport-Total.com" auf die kommende Saison.

Titel-Bild zur News: Klaus Graf

Klaus Graf fährt 2007 in der ALMS einen Lola-Protoypen

Frage: "Klaus, du fährst 2007 in der ALMS bei Cytosport einen Prototypen. Wie kam es dazu?"
Klaus Graf: "Ich bin ja 2005 in der Trans-Am-Serie gefahren und konnte dort auch mit vier Saisonsiegen den Titel gewinnen. Einer meiner härtesten Gegner in dieser Saison war Greg Pickett, der jahrzehntelang schon in der Trans-Am-Serie unterwegs war und dort viele Rennsiege und auch Meisterschaften einfahren konnte."#w1#

"Wir haben uns da kennengelernt und angefreundet. Er sieht den Rennsport mittlerweile als guten und angenehmen Zeitvertreib neben seinem Business. Trotzdem betreibt er das ernsthaft und mit seinem eigenen Rennteam. So entstand ein erster Kontakt und er kam dann Mitte letzten Jahres auf mich zu, und sagte zu mir, dass er gerne ein bisschen mehr machen würde."

Die Trans-Am-Serie ging stark zurück

"Die Trans-Am-Serie ging leider ein wenig den Bach herunter, nach 40-jähriger Tradition wurde da nicht mehr so viel ausgerichtet. Er hat dann gesagt: 'Du, die ALMS sieht für mich gut aus'. Er wusste natürlich, dass ich in der ALMS mit Panoz und auch im letzten Jahr dabei war. Ich habe ihm dann auch geholfen, Informationen zu sammeln: Was wäre das Beste für ihn, für seine Company, für sein Rennteam, aber auch für ihn persönlich vom Spaßfaktor her, um dann ein richtiges Paket zu schnüren. Er hat sich zwar ein wenig Zeit gelassen, sich aber letztendlich dann dazu entschieden, dieses LMP1-Projekt umzusetzen."

Frage: "Das Neue ist jetzt aber, dass du wirklich wieder einen Prototypen fährst. Der Lola startet in der gleichen Klasse, wie die Audis?"
Graf: "Ganz genau. Wir fahren mit einem Lola AER in der LMP1-Klasse, das heißt, wir sind in der gleichen Klasse, wie Audi. Greg hat ja jahrelang Trans-Am-Autos gefahren, die sehr viel Leistung haben und sehr viel Fahrspaß bringen. Und er wollte natürlich irgendetwas fahren, was ihm vom Fahrspaß her adäquat ist. Er hatte letztes Jahr ein Grand-Am-Auto, einen Daytona-Prototyp gehabt, und das hat ihm einfach vom Fahrspaß her nicht so gefallen."

Lola AER

So sieht das neue Sportgerät von Klaus Graf aus, der Lola AER Zoom

"Er sagte sich jetzt: 'Wenn ich das schon mache und umsetze, dann muss da Spaß dabei sein, dann will ich ein wirklich tolles Auto haben.' Und er hat natürlich auch aus Marketing-Sicht geschaut, was ist für die Firma Cytosport am sinnvollsten? Also hat er sich die ALMS-Übertragungen angeschaut."

"Natürlich werden die GT1- und die GT2-Autos gut beleuchtet, das muss man schon sagen. Aber wenn ich eine Übertragung anschaue, dann sehe ich zu 70 Prozent die LMP-Fahrzeuge im Bild. Das war dann auch der Hintergrund, dies einfach marketingtechnisch zu nutzen. Sportlich sind die LMP1-Autos reizvoll und sensationell, da gibt es im Sportwagensegment wirklich nichts besseres."

Der Lola AER ist sehr ausgereift

Frage: "Der Lola ist ja ein ziemlich ausgereiftes Sportgerät. Kann man sagen, Zielankünfte sind Pflicht?"
Graf: "Das ist auf jeden Fall mal unser Ziel. Wir sind natürlich noch in der Anfangsphase, auch was die Umstrukturierung des Teams angeht. Er hat neue Leute eingestellt, um diesen Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten. So ein Projekt stellt für ein Team schon eine andere Aufgabenstellung dar. Die Fahrzeuge haben relativ viel Elektronik an Bord, das sind schon richtige High-Tech-Autos."

"Aber wir haben ein ausgereiftes Paket, wir haben das Paket von Dyson-Racing übernommen und können da natürlich auch auf Informationen zurückgreifen. Von daher denke ich mal, sollten wir recht gut sortiert sein. Testfahrten stehen jetzt mal an, das wird dann zeigen, wie gut wir alle miteinander zurechtkommen und das einspielen können. Aber im Großen und Ganzen denke ich mal, sollten wir ganz gut aufgestellt sein."

Frage: "Wann genau geht es los?"
Graf: "Wir werden Mitte April in Long Beach beim dritten Lauf am Start sein. Das heißt, ich fliege nächste Woche in die USA, um dann drei Tage intensiv zu testen. Wir werden einen Tag auf den Infineon Raceway fahren, und zwei Tage in Reno testen. Da wollen wir uns einfach ein bisschen auf die ganze Thematik einstellen. Wir haben auch entsprechende Leute dabei, die uns im Motoren- und Elektronikbereich Support liefern, um eben das Team zu formen, damit wir dann in Long Beach beim ersten Rennen gut aussehen."

Gleiche Startklasse wie die Audis

Frage: "Aber das Ziel ist es wahrscheinlich nicht, gleich im ersten Rennen die Audis zu schlagen?"
Graf: "(Lacht; Anm. d. Red.) Nein. Die Zielsetzung ist letztendlich ankommen. Ich würde sagen, wenn wir mal in die Klasse reinschauen, dann ist unser großer Gegner der Creation von Intersport mit dem Vater/Sohn-Gespann Field. Die sind sicher für eine lösbare Aufgabe und das wird auch unser Augenmerk sein. Aber auch die LMP2-Porsche und die Hondas sind mit sehr viel Aufwand eingesetzt, zum Teil auch werksunterstützt. Das sind natürlich Autos, die sehr schnell sind und unser Ziel wird es schon sein, sich dazwischen irgendwo herumzutümmeln, auch was das Gesamtklassement angeht. Wenn die Audis weiterfahren, was ja noch nicht zu 100 Prozent entschieden ist, dann ist es auf jeden Fall auch das Ziel, Podiumsplatzierungen in der Klasse einzufahren, denn die Klassen werden ja gesondert vom Gesamtklassement gewertet."

Audi R10 TDI

Klaus Graf startet in der ALMS in der gleichen Klasse wie die Werksaudis Zoom

Frage: "Audi hat ja immer bemängelt, dass das Reglement innerhalb des Jahres gewechselt wurde. Man hat immer gesagt, wir können uns mit unseren Dieselmotoren an alles anpassen, nur was wir nicht mögen, ist, wenn innerhalb des Jahres dann eine Reglementsänderung kommt. Gibt es dazu einen Stand der Dinge?"
Graf: "Im Prinzip ist es so, dass man nach dem fünften Rennen wieder neu justieren kann. Obwohl die Audis für uns einen fast unschlagbaren Gegner darstellen, hoffe ich trotzdem, dass sie weiterfahren. Meine persönliche Meinung ist, dass dies einfach der Serie gut tun würde, wenn ein Hersteller dabei ist."

Graf hat Verständnis für beide Seiten

"Aber ich verstehe beide Seiten. Audi sagt, wir machen hier einen Top-Job innerhalb der Regularien, die IMSA sagt natürlich, wir wollen interessante Rennen sehen. Letztendlich muss da eine Balance bestehen. So ein Comittment privater Teams, wie beispielweise jetzt eben von Greg Pickett, so etwas zu stemmen, das sollte man schon auch honorieren, ansonsten verlieren solche Leute ganz einfach den Spaß an der Geschichte, und ziehen sich wieder zurück."

"Die Einstufung ist schon jahrelang ein Thema bei den Sportwagen. Der ACO, also der Le-Mans-Verband, macht eigentlich einen guten Job, was das Regelwerk angeht. Man muss halt hoffen, dass sie einen Konsens finden, der alle glücklich macht."

Frage: "Aber sicher ist, dass ihr acht ALMS-Rennen bestreiten werdet?"
Graf: "Also wir werden zwischen sechs und acht Rennen fahren, das steht noch nicht ganz fest. Zwei Rennen stehen für uns noch in der Schwebe, Houston findet direkt eine Woche nach Long Beach statt, das ist für ein neues, kleines Team logistisch nicht ganz einfach. Und auch bei Petit Le Mans gibt es noch ein Fragezeichen. Wobei wenn es einigermaßen gut läuft und so wie ich den Greg kenne, dann wird er das mal ganz gerne fahren wollen. Das ist mittlerweile ein Klassiker bei den Langstreckenrennen, und es wäre schön, wenn wir das noch machen würden."

Le Mans ist noch nicht abgeschrieben

Frage: "Aber ein Einsatz in Europa, zum Beispiel im echten Le Mans ist nicht geplant?"
Graf: "Das steht noch in der Diskussion. Die Plätze sind natürlich dort auch begrenzt. Letztendlich ist es in Le Mans mittlerweile auch so, dass außerhalb der Werksteams, viele private Teams einfach ein Budget von einem Fahrer brauchen, um das Ganze finanziell zu stemmen. Und da tut man sich als Profi natürlich auch ein wenig schwer. Aber ich werde auf jeden Fall in Le Mans sein, wenn nicht als Fahrer, dann als Premiere-Experte."

Frage: "Warum bist du überhaupt wieder in Amerika aktiv geworden. Waren die europäischen Serien überhaupt eine Alternative?"
Graf: "Das hat sich im Sportwagenbereich mit Panoz so ergeben. Ich bin 1998 in Europa mit dem Ferrari-333-Sportwagen schon gefahren, aber damals war die Sportwagenszene recht schwach. In Amerika war die Szene gerade am steigen, es war die Zeit als Don Panoz die Serie übernommen hatte und es war damals einfach ein gutes Timing, nach Amerika zu gehen."

Guter Kontakt zu Panoz

"Ich habe damals in der Panoz-Zeit auch drei Jahre in den USA gelebt und so habe ich mich in dieser Zeit vielleicht auch zum USA-Experten entwickelt. Das nimmt dann halt manchmal solche Strukturen an, man kennt die Rennstrecken, man kennt die Leute, so läuft das halt manchmal im Motorsport."

"Ich hätte nichts dagegen, auch in Europa mal wieder zu fahren. Die Le-Mans-Serie ist dieses Jahr sehr stark besetzt, was die Anzahl der Fahrzeuge angeht, insofern ist das natürlich auch für mich ein Thema, ganz klar."

Frage: "Hast du noch Kontakt zu Don Panoz?"
Graf: "Ich seh die Familie natürlich, Don selber hat sich stark zurückgezogen, was das Erscheinen auf der Rennstrecke angeht. Man sieht ihn nur noch zwei oder dreimal im Jahr. Er kommt nach Sebring, nach Le Mans und zum Petit Le Mans, das war es eigentlich. Er hat die Geschicke mehr oder weniger in die Hände von Scott Atherton gegeben, der auch wirklich einen tollen Job macht, was die Entwicklung der Serie angeht.

Paul Tracy

Panoz baut auch die ChampCar-Chassis der Saison 2007 Zoom

Frage: "Man könnte ja jetzt ganz provokativ fragen: Panoz baut ja jetzt die ChampCar-Chassis, da fehlt uns ja auch noch ein deutscher Fahrer"
Graf: "(Lacht; Anm. d. Red.) Ja gut, da müssen vielleicht ein paar Jüngere ran. Aber der Don hat sich natürlich mittlerweile durch die Rennwagenschmiede Panoz, jetzt ja mit G-Force und Van Diemen, ich glaube sogar zum mittlerweile größten Rennwagenhersteller der Welt gemausert. Man muss einfach auch einmal sagen, klar ist der Don ein Charakter und wir haben auch weiterhin ein sehr gutes Verhältnis, aber er hat sehr viel für den amerikanischen Motorsport gemacht, egal ob Sportwagen - was sicherlich seine große Liebe ist - oder eben jetzt auch Formel-Autos."

"Natürlich auch mit dem Business-Hintergedanken, aber es gibt viele Eckpfeiler, wo der Don sehr viel Geld investiert hat, ohne dass er - zumindest zum jetzigen Zeitpunkt - das Investierte zurückbekommen hat.

Frage: "Wie würdest du die amerikanische Sportwagenszene mit den Europäern vergleichen. Ist man da auf einem ähnlichen Level?"
Graf: "Ich würde mal sagen vom reinen Standart her, also was die Teams betrifft, ist die ALMS schon sehr gut bestückt. Die Teams machen da einen sehr guten Job, es gibt auch viel europäischen Einfluss, was Ingenieure, Mechaniker und Fahrer angeht. Man findet da zum Beispiel sehr viele Engländer, die im Motorsport natürlich immer irgendwo auftauchen."

"In Europa entwickelt es sich, würde ich mal sagen. Es aber immer auch ein Stück weit ums Geld. In Amerika ist einfach generell mehr Geld im Umlauf, es wird auch von privaten Teams einfach mehr Geld ausgegeben, aber dort gibt es natürlich auch mehr Potential."
"In Europa hat es sich die letzten drei Jahre schon schwergetan und darunter leidet natürlich auch irgendwo die Professionalität, die immer auch mit dem Budget zusammenhängt. Und ich denke, die Amis haben da einfach eine gute, gewachsene Struktur in den letzten Jahren entwickelt und bieten da schon eine sehr gute Plattform."

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