Jani: "Ich fühlte mich noch nie so schlecht"
Durban-Sieger Neel Jani im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' über Punktepolster, Bruchpiloten und Kalorienbomben
(Motorsport-Total.com) - Das Gesicht von Neel Jani war nach dem A1GP-Wochenende voller Freude - der Magen des Schweizers aber leer wie ein Luftballon. Der durch eine Mageninfektion geschwächte Sieger des Hauptrennens beschrieb nach den gestrigen Läufen im exklusiven 'Motorsport-Total.com'-Interview seine Leiden während der Fahrt durch die Küstenmetropole Durban.

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Neel Jani bejubelt seinen Sieg im Hauptrennen und die klare Gesamtführung
Auf dem Weg zu einem souveränen Rennsieg und dem Sprung an die Spitze des Gesamtklassements hatte sich der 24-Jährige weder von Krankheit noch von Unfällen oder unkooperativen Indern aufhalten lassen. Das A1GP-Team der Schweiz hat nach dem Südafrika-Wochenende zehn Punkte Vorsprung auf Frankreich; der bisherige Tabellenführer Neuseeland fiel auf Rang drei zurück.#w1#
Infusionen für den Sieg
Frage:"Neel, vorab erst einmal die Frage nach deiner Gesundheit. Wie ging es dir heute in den Rennen?"
Neel Jani: "Vor dem ersten Rennen ging es noch, aber es wurde dann immer schlimmer und schlimmer. Vor dem zweiten Rennen habe ich dann zwei Liter Infusion bekommen und das hat mich ein bisschen wieder aufgepäppelt, aber zehn Minuten vor dem Rennen musste ich dann noch einmal auf die Toilette rennen. Das war schon ein mulmiges Gefühl auch für mich, weil wenn man da so kurz vor dem Rennen noch hinlaufen muss, ist das nicht besonders angenehm. So schlecht habe ich mich noch nie vor einem Rennen gefühlt."
Frage: "War das während des Rennens dann in Ordnung, hast du das beim Fahren einfach vergessen?"
Jani: "Ich habe es schon immer gespürt und von der Konzentration her war das hart. Aber mein Physiotherapeut Helmut Fink und das Medical-Team haben mir wirklich viel geholfen, um das Rennen irgendwie durchzustehen mit Infusionen und Kalorien, die ich dann trinken musste, weil ich konnte ja nichts essen. Superjob von denen und diesen Sieg muss ich auch meinen Helfern widmen."
Frage: "Robert Wickens war lange Zeit sehr nah an dir dran. Hättest du ihn bis zum Schluss hinter dir halten können?"
Jani: "Ich habe gesehen, dass es noch neun Runden waren, als er sich gedreht hat. Ich wusste aber, dass ich die Pace hätte gehen können. Ich bin nie voll gefahren, weil ich Angst hatte, dass ich einen Konzentrationsfehler mache. Am Schluss haben sich meine Augen gedreht."
Frage: "Wurde die Strecke im Verlauf des Rennens schneller oder langsamer?"
Jani: "Die Strecke wurde ein wenig schneller und auch unsere Zeiten wurden ja immer schneller."
Indien als Bremsklotz
Frage: "Du hattest zwischendurch ein Problem mit Überrundungen, nicht wahr?"
Jani: "Oh ja, mit Indien. Die haben mich auf gut Deutsch 'gef...', das war unglaublich. Echt unglaublich, sogar auf der Geraden hat der mich blockiert. Indien hat mich sehr viel Zeit gekostet, dadurch ist Kanada überhaupt erst herangekommen."
Frage: "Du warst zum Glück als Erster in der ersten Kurve und hattest nicht so viele Leute um dich herum. War das in dieser Spitzkehre sehr rutschig?"
Jani: "Ja, es war dort schon ziemlich rutschig, aber ich hatte so einen guten Start und konnte danach ruhig fahren und musste kein Risiko eingehen."
Frage: "Jetzt seid ihr in der Gesamtwertung deutlich vorne. Wie ist das Gefühl als Leader?"
Jani: "Man muss ja sagen, wir sind wieder vorne. Wir müssen das dieses Mal besser verwalten als letztes Mal. Ich hatte schon einmal eine 19-Punkte-Führung und wir haben das leider schlecht verwaltet, aber ich glaube, wir haben aus dem Fehler gelernt und werden es jetzt besser verwalten."

