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Wolfgang Ullrich: Unzuverlässigkeit war nicht typisch
Dr. Wolfgang Ullrich rekapituliert Audis letzte Saison in der WEC: Gänzlich zufrieden verabschiedet er sich nicht von der internationalen Motorsport-Bühne
(Motorsport-Total.com) - Tränen und Emotionen hat es beim Finale der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Bahrain genug gegeben. Der scheidende Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich nimmt sich aber auch die Zeit, eine rationale Analyse der letzten Saison von Audi Sport in der WEC vorzunehmen. Eine durchwachsene Bilanz, auf die er zurückschauen muss: Audi verpasste alle Titel und den Le-Mans-Sieg, obwohl der R18 über weite Strecken der Saison das schnellste Auto war.

© Audi
Dr. Wolfgang Ullrich fasst Audis letzte Saison im Langstreckensport zusammen Zoom
Nur einmal konnten die Diesel-Boliden mit den LMP1 von Porsche und Toyota nicht mithalten, ausgerechnet beim Höhepunkt in Le Mans. "Wir haben uns für Le Mans ausgerechnet, um den Sieg mitkämpfen zu können", sagt Ullrich. "Das war leider nicht möglich. Wir hatten einfach nicht genug Performance für den Sieg."
Doch es ist etwas anderes, das ihn am meisten an der WEC-Saison 2016 frustriert: "Unser Auto war nicht zuverlässig. Das ist für uns ziemlich untypisch." Der radikale R18 machte speziell zu Beginn der Saison Probleme, die das Joest-Team das ganze Jahr über nicht gänzlich in den Griff bekam. Erst beim Saisonfinale liefen beide Boliden ohne technische Mängel durch und holten prompt einen dominanten Doppelerfolg.
Nach den 24 Stunden von Le Mans lief Audi zur Höchstform auf und hatte eindeutig das schnellste Auto. "Aber wir hatten eine Reihe von Zwischenfällen, die uns davon abgehalten haben, Rennen zu gewinnen", so der Kommentar des 66-Jährigen. Und dann wäre da noch das Problem mit den Full Course Yellows: "Da hatten wir des Öfteren Pech, weil wir früher an die Box kommen mussten als andere." Audi war sehr erbost darüber, vom Reglement mit dem Diesel eine geringere Reichweite aufgebrummt zu bekommen als die Benziner, was nicht die Realität auf der Straße widerspiegelt. Womöglich ein weiterer, kleinerer Grund für den Rückzug.

© xpbimages.com
Schnell, aber anfällig: Die letzte Ausbaustufe des Audi R18 Zoom
Er bringt es auf den Punkt: "In dieser Saison haben wir ein Rennen gewonnen (Spa; Anm. d. Red.), in dem wir die Langsamsten waren. Und wir haben Rennen verloren, in denen wir die Schnellsten gewesen sind. Das gibt uns zu denken, aber das ist eben Racing. Und man muss dazu sagen, dass dies die am härtesten umkämpfte Saison überhaupt gewesen ist. Wenn man da ein Problem hat, ist man aus dem Kampf um den Sieg raus."
Er habe es sehr genossen, wie eng das Racing gewesen ist, betont Ullrich, der sich nach 23 Jahren an der Spitze von Audi Sport in den Ruhestand verabschieden wird. "Speziell mit den drei völlig unterschiedlichen Fahrzeugkonzepten. Aber jeder hatte eine Chance, Rennen zu gewinnen. Uns ist das in vielen Fällen nicht gelungen und leider haben wir nächstes Jahr nicht mehr die Möglichkeit dazu."

