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  • 19.11.2015 17:51

  • von Roman Wittemeier

Wichtiges Signal: ACO will Zukunft der Privaten sichern

Le-Mans-Veranstalter ACO hat die Zeichen der Zeit offenbar erkannt: Klares Bekenntnis zur privaten LMP1 - WEC muss bessere sportliche Chancen bieten

(Motorsport-Total.com) - Wer hat in der WEC-Saison 2015 etwas vom Duell der privaten Teams in der LMP1-Klasse mitbekommen? Die Fahrzeuge von Rebellion und ByKolles konnten nicht einmal ansatzweise in den Wettbewerb der Hersteller eingreifen - im Gegenteil: zu Beginn des Jahres hatten die beiden Privatmannschaften viel Mühe, sich überhaupt vor den kleineren Prototypen der LMP2-Kategorie zu halten. Die Teilnahme der beiden Teams fand bislang im dunklen Schatten statt.

Titel-Bild zur News: Simon Trummer, Pierre Kaffer

Die Werke wie Porsche (re.) fahren Kreise um die Privaten wie ByKolles Zoom

Liegt die mangelnde öffentliche Wahrnehmung an womöglich schlechter Arbeit von Rebellion und ByKolles? Keineswegs. Die beiden Mannschaften schuften maximal im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Der finanzielle Aufwand für die Teilnahme an der WEC ist enorm (mindestens sechs Millionen Euro), die sportlichen Aussichten aber grau wie der Eifelhimmel an einem regnerischen Herbsttag. Der Grund: Die Szene wird von den Verantwortlichen der Serie bisher stiefmütterlich behandelt.

Die Entwicklung der Werksfahrzeuge von Audi, Porsche und Toyota passiert rasant und in extrem großen Schritten. Dass private Teams in einem solchen Rennen nicht mithalten können, ist klar. Versuche, über Einstufungen wenigstens die Aussicht auf das mögliche "Abstauben" eines Podestplatzes zu schaffen, schlugen komplett fehl. Bei der Gewichtsreduzierung des R-One und des CLM P1/01 gibt es Grenzen. "Wir sind am absoluten Limit", sagt Rebellion-Teamchef Bart Hayden.

Privatteams sind die Lebensversicherung für Le Mans

Also müssen nun anderen Maßnahmen her, um den privaten Teams wieder vernünftige Perspektiven und somit auch Planungssicherheit zu verschaffen. Was die Macher der WEC bislang versäumt haben, wollen nun die Verantwortlichen des ACO in Angriff nehmen. Bei einem ersten Meeting von ACO-Sportchef Vincent Beaumesnil, anderen Vertretern des Le-Mans-Veranstalters, FIA-Delegierten und Teams gab es positive Zeichen.

Bei dem Treffen am Donnerstagvormittag in Bahrain saßen unter anderem Rebellion, ByKolles, Strakka, SMP und OAK mit am Tisch. Vor allem Onroak-Boss Jacques Nicolet tritt vermehrt für die Belange der Privaten auf. Er war es, der den ACO wachgerüttelt und an seine Wurzeln erinnert hat. Die 24 Stunden von Le Mans ohne private Mannschaften in der Topklasse? Undenkbar! Und vor allem angesichts des möglichen Abschieds eines Werkes auch gefährlich für den Event. Beispiele aus der Vergangenheit dienen als Mahnung.

Bei dem Meeting in Bahrain sendete der ACO ein klares Signal: Die private LMP1-Klasse hat eine Zukunft - und wir werden Unterstützung bieten. Wie man den Mannschaften sportlich und finanziell auf die Sprünge helfen wird, ist nicht konkret formuliert. Man sammelt derzeit Ideen. Dabei geht es unter anderem um eine komplette Freigabe des Treibstoffdurchflusses, oder auch um ein an anderen Stellen gelockertes LMP1-Regelwerk.


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Eine weitere Variante, die nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' am Donnerstag auf den Tisch kam war die eventuelle Möglichkeit, bestehende LMP2-Fahrzeuge derart zu modifizieren und mit einem LMP1-Triebwerk auszustatten, sodass diese als Autos für die großen Prototypenklasse homologiert werden können. Der ACO will sich in den kommenden Wochen intensive Gedanken machen und noch vor Jahresfrist denkbare Maßnahmen vorstellen.