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  • 21.05.2020 20:00

Porträt Richard Lietz: Ein Lietz kommt selten allein

Wie Richard Lietz in Österreich ganz in der Nähe seines Geburtsortes lebt, was ihm wichtig ist und was ihm in seinem "Männerraum" am meisten Spaß macht

(Motorsport-Total.com) - Eine kleine Gemeinde an der niederösterreichischen Eisenstraße rund 80 Kilometer südöstlich von Linz. Im gut 3.000 Einwohner zählenden Ort Ybbsitz in der hügeligen Landschaft ist der Name Lietz überall bekannt. Und das liegt keineswegs an der Berühmtheit von Rennfahrer Richard Lietz, der unter anderem beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring erfolgreich war und dreimal in Le Mans den Klassensieg feierte.

"Der Name Lietz ist durch die Geschäftstätigkeiten meines Großvaters, Vaters und Onkels berühmt und vielleicht auch berüchtigt. Ich habe damit herzlich wenig zu tun", lacht Richard Lietz, der seit vielen Jahren für Porsche an den Start geht.

"Mein Opa hat vor 70 Jahren zunächst mit einem Taxibetrieb und Landmaschinenhandel begonnen. Daraus ist später ein Autohandel samt Werkstatt und Tankstelle entstanden sowie ein Fahrradgeschäft. Das alles gibt es noch heute. Die Geschäfte führen mein Onkel und meine zwei Cousins. Außerdem verdingt sich mein Vater in seinem 'Unruhestand' dort", scherzt der 36-jährige Österreicher.

Richard Lietz hat sich vor acht Jahren in seinem Heimatort ein Haus gekauft und dieses nach eigenen Vorstellungen renoviert. Im Erdgeschoss hat der 1,83-Meter-Athlet Geschäftsräume vermietet, in der oberen Etage befindet sich der Single-Haushalt des Gesamtsiegers in Reihen der GT-Piloten der WEC-Saison 2015 und zweimalige Champions der GT2-Klasse der ehemaligen Le-Mans-Serie (Vorgänger der ELMS).

"Ich bin ein großer Freund von schönen Dingen, vor allem von Design und architektonischen Ideen. Wenn ich nicht von der Familie im Sinne des Themas Automobil vorgeprägt worden und schließlich Rennfahrer geworden wäre, dann hätte ich ganz sicher einen Beruf im Bereich Immobilien oder Architektur gewählt. Ich mag interessante Gebäude sehr, stehe aber überhaupt nicht auf verspielte oder unnütze Designs."

Richard Lietz

Richard Lietz ist in den GT-Klassen der Langstreckenszene eine feste Größe Zoom

"Wie heißt es doch? 'Form Follows Function.' Design muss einen Mehrwert bringen. Für mich geht Schönheit immer auch mit Sinnhaftigkeit einher", so der in Waidhofen an der Ybbs geborene Schöngeist. Entsprechend dieser Vorstellungen hat er sich in seinem Heimatdorf einen Rückzugsort mit klaren Formgebungen und simpler Gemütlichkeit geschaffen.

"Eine große Fensterfront mag ich nicht deshalb, weil sie von außen so toll aussieht, sondern weil ich es genieße, wenn das Abendlicht in die Wohnung strahlt. Einfach herrlich", argumentiert Lietz. In diesen Worten manifestiert sich sehr deutlich seine Bodenständigkeit.

Lietz ist extrem heimatverbunden. Im nur zehn Kilometer von Ybbsitz entfernten Waidhofen erblickte er am 17. Dezember 1983 das Licht der Welt. "Bei uns im Ort gab es kein Krankenhaus, deswegen fand die Entbindung dort statt. Ansonsten spielt sich immer alles bei uns zuhause ab", erklärt er.

Der Fahrradladen liegt direkt neben dem Haus, der Autohandel und die Tankstelle nur 200 Meter entfernt. "Ich brauche keine Großstadt. Es gibt für mich überhaupt keinen Grund, meine Heimat zu verlassen. Das Leben ist entspannt, man kennt sich und hier im Ort gilt das Motto: Ein Lietz kommt selten allein", sagt der stets entspannte Österreicher.

Richard Lietz

Fitnessfreak Richard Lietz beim Mountainbiken in der Heimat Zoom

Bruder Philipp Lietz bewohnt das elterliche Haus, Schwester Elisabeth hat in Richard Lietz' neuer Zweitimmobilie eine Heimat gefunden: "Sie lebt auf meinem Bauernhof. Der ist rund zehn Kilometer von meinem Haus entfernt. Ich habe ihn vor rund fünf Jahren gekauft, weil es eine traumhafte Gelegenheit war."

"Ich wollte immer schon einen Hof haben. Ich hatte sehr klare Vorstellungen. Die Gebäude sollten nicht zu jung, aber auch nicht zu alt und heruntergewirtschaftet sein. Es sollte ausreichend Garagen und ein Wohngebäude geben. Und ganz wichtig: Ich schaue lieber vom Berg herunter als am Hang hinauf", lacht der Rennfahrer.

Den Erwerb seiner Traumimmobilie hatte Lietz nach dem Kauf seines Hauses im Jahr 2013 zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben, aber dann bot sich die große Chance: "Plötzlich gab es exakt das, was ich mir immer vorgestellt hatte, zu einem vernünftigen Preis und auch noch in direkter Umgebung. Diese Chance konnte ich mir keinesfalls entgehen lassen, allein schon, weil meine Spielzeuge ein schönes Zuhause haben sollen."

Richard Lietz

Seinen eigenen Bauernhof will Lietz irgendwann noch ausbauen Zoom

"Spielzeuge" nennt der PS-Freund seine fahrbaren Untersätze jeglicher Art: Renn- und Rallyefahrzeuge, Buggys, Geländewagen oder auch Motocross-Zweiräder. "Mein neuestes Spaßmobil ist eine 50-Kubikzentimeter-Crossmaschine", frohlockt Lietz, der allerdings zum Erhalt seiner Fitness auch ausgiebige Läufe durch die heimische Landschaft unternimmt.

Lietz' großer Traum ist es, seinen Bauernhof irgendwann auszubauen. Eine Halle für Fahrzeuge gibt es schon, auch eine kleine Werkstatt, in der er mit Hilfe von Freunden historische Fahrzeuge restauriert. "Ich hätte gern eine zweite Halle, in der ich ein kleines Museum für meine Schätzchen einrichten möchte", schmunzelt der Liebhaber von allem, was vier oder zwei Räder hat.

"Der entsprechende Antrag ist eingereicht und es sieht auch ganz gut aus. Aber zu Zeiten der Corona-Pandemie ticken die Uhren ja bekanntlich etwas anders", bemerkt Lietz und weiter: "Also nutze ich die rennfreie Zeit wie viele andere Kollegen auch für Sim-Racing. Um dort gut zu sein, braucht es enorm viel Training und perfektes Equipment. In beiden Punkten hinke ich etwas hinterher."

Der heimische Simulator von Richard Lietz ist im sogenannten "Männerraum" untergebracht. Das Zimmer im Erdgeschoss seines Hauses beinhaltet neben Rennsitz, Monitoren, PC und Pedalen auch einen Kicker, einige Fitnessgeräte und mehrere Spielautomaten.

Richard Lietz

Sim-Racing à la Lietz: Zocken am heimischen Arcade-Spielautomat Zoom

"Ich liebe die alten Sega-Rally-Geräte. Oft habe ich Freunde da. Dann werfen wir jeder eine Münze in den Automaten und fahren unsere Rennen auf diese Old-School-Art. Das macht mir genauso viel Spaß wie modernes Sim-Racing, vielleicht sogar ein bisschen mehr", so der Österreicher.

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