• 16.04.2020 20:00

Porträt Laurens Vanthoor: Familienmensch und Vollgas-Virtuose

Wie Porsche-Pilot Laurens Vanthoor im heimischen Waiblingen Ablenkung vom Stress der Rennstrecke findet und welches große Ziel er für 2021 hat

(Motorsport-Total.com) - Ein wilder Drift auf dem Weg vom Wohnzimmer in Richtung Küche. Die hellen Bodenfliesen tragen zarte Reifenspuren. Fröhliches Gelächter im Einfamilienhaus in Waiblingen nahe Stuttgart. Das Leben von Porsche-Werksfahrer Laurens Vanthoor ist voller Tempo und Action - auch in den eigentlich ruhigen Zeiten des Coronavirus.

Titel-Bild zur News: Laurens Vanthoor

Laurens Vanthoor lebt mit Familie in Waiblingen und hat für 2021 ein großes Ziel Zoom

Der 29-jährige Belgier und seine Ehefrau Jacqueline haben ihre helle Freude an den Fahrten von Tochter Emily. Der schnelle Nachwuchs bewegt sich schon im Alter von gut einem Jahr im Stil eines echten Racers - auf einem Bobbycar in den Farben des Porsche 911 GT3 R von Manthey Racing. Der gelb-grüne "Grello" spiegelt sich in den fröhlichen blauen Augen des stolzen Vaters.

Emily hält die Eltern auf Trab und gibt selbst jederzeit Vollgas. Wie sollte es auch anders sein? Papa ist Le-Mans-Klassensieger und amtierender Champion der GTLM-Klasse der IMSA-Serie. Mama Jacqueline stammt aus einem rennsportbegeisterten Umfeld. Familie Brutschin ist weit über die Grenzen von Waiblingen hinaus bekannt. Vater Harald fuhr unter anderem in der Formel 3, Bruder Riccardo arbeitete sich bis in die GT3-Szene vor.


WEC Silverstone: Onboard Porsche 911 RSR-19

Eine Onboard-Runde im brandneuen Porsche 911 RSR mit 4,2-Liter-Saugmotor im Freien Training zu den 4 Stunden von Silverstone 2019

Entsprechend selbstverständlich ist das Thema Motorsport im Hause Vanthoor gesetzt. Die blank polierten Pokale stehen in Reih und Glied, unzählige Helme in unterschiedlichen Designs zieren ein ganzes Regal in Laurens' Fahrradwerkstatt.

Ein High-End-Simulator lässt den "Larry" genannten Rennsportprofi auch im sicheren Zuhause schnelle Runden auf weltweiten Strecken drehen. Ein Leben unter Vollgas? Nein, es gibt auch die ruhige Seite des Laurens Vanthoor.

Die großen Augen des 1,80-Meter-Manns aus Hasselt (Belgien) spiegeln den jeweiligen Modus deutlich wider. Mal sanft und entspannt, beispielsweise beim Spaziergang mit Frau, Kind und den drei Hunden. Mal zusammengekniffen und fokussiert, wenn es auf der Jagd nach motorsportlichen Erfolgen um die allerletzte Hundertstelsekunde geht.

"Ich lege da einen Schalter um, blende im Rennauto alles rundherum aus", sagt Vanthoor, der bei der ersten Begegnung eine eher stille und zurückhaltende Art an den Tag legt. Der Belgier, im Sternzeichen Stier (8. Mai) geboren, wirkt im privaten Umfeld äußerst handzahm.

Dazu passt auch Vanthoors Musikgeschmack. "Ich mag es entspannt und höre am liebsten Kaffeehaus-Musik", erklärt er. Die innere Ruhe kommt also nicht allein aus dem Selbstbewusstsein eines erfolgreichen Rennfahrers und der Harmonie innerhalb der jungen Familie.

"Ich habe Ende vergangenen Jahres meine Essgewohnheiten verändert und mich eine Weile vegan ernährt. Das hat mir wirklich gut gefallen. Leider ist es aufgrund der vielen Reisen kaum möglich, das dauerhaft durchzuhalten. Dennoch esse ich nun anders. Ich mag plötzlich auch ganz andere Dinge als zuvor", so Vanthoor.

Lachend fügt er hinzu: "So wie früher konnte es ja auch nicht weitergehen. Oft habe ich mich nach richtig harten Rennen mit einem oder mehreren Burgern belohnt. Immer hatte ich danach das Gefühl, dass ich das besser nicht getan hätte. So etwas lasse ich nun einfach weg."

Laurens Vanthoor

In der heimischen Werkstatt: Vanthoor mit seinem Rennrad im "Pink Pig"-Design Zoom

Mit konsequentem Training hält sich Vanthoor fit. Der 29-Jährige holt sich die notwendige Ausdauer bei langen Ausfahrten auf dem Rennrad. Die heimische Werkstatt im umfunktionierten Wintergarten ähnelt einer Zweirad-Fachwerkstatt: "Zum Rennrad bin ich 2015 gekommen, als ich nach einem Hüftbruch in der Reha kaum etwas anderes machen konnte. Ich liebe es. Bei meinen Fahrten habe ich schon viele neue Freunde kennengelernt - unter anderem den Banker meines Vertrauens."

"Ich habe das inzwischen aber etwas reduziert", so Vanthoor weiter. "Seit ich Vater bin, sagt meine Frau, dass ich nicht immer so lange unterwegs sein soll. Sie hat völlig recht, weil ich durch meinen Job ohnehin schon sehr viel von der Familie getrennt bin."

Im Kreis der Lieben und mit den Fahrten auf seinen Rennrädern - eines davon ist sogar im legendären "Pink Pig"-Design von Porsche lackiert - bringt sich Vanthoor in Höchstform. Das Ziel: die nächsten sportlichen Ziele erreichen. "Ich habe einen Traum", sagt der Belgier.

"Ich will unbedingt die vier größten 24-Stunden-Rennen der Welt gewinnen. An Le Mans ist schon ein Haken, an den Rennen in Spa und am Nürburgring auch. Fehlt nur noch Daytona. In diesem Jahr sind wir dort auf Platz zwei ins Ziel gekommen", sagt Vanthoor und blickt voraus: "Also ist klar, was 2021 folgen muss..."

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