• 08.01.2013 11:24

  • von Roman Wittemeier

Oreca: Mit Erfolgshunger ins Jubiläumsjahr

Oreca-Chef Hugues de Chaunac im Interview: Die Zusammenarbeit mit Toyota, der Erfolg des LMP2-Chassis und die Ausbildung von Le-Mans-Helden

(Motorsport-Total.com) - Oreca wird 40 Jahre alt. Im Jubiläumsjahr 2013 hat sich das Unternehmen von Hugues de Chaunac hohe Ziele gesteckt. Die Partnerschaft mit Toyota soll möglichst zum Le-Mans-Sieg führen, die Erfolgsserie mit dem LMP2-Chassis ausgebaut werden und das neue Programm "Arrive and Drive" ein neues Standbein bilden. Der französische Geschäftsmann und Chef von rund 200 Mitarbeitern blickt voller Vorfreude auf die neue Rennsaison. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' erklärt de Chaunac seine Ziele.

Titel-Bild zur News:

Oreca-Boss Hugues de Chaunac feiert in diesem Jahr großes Jubiläum Zoom

Frage: "Hugues, Glückwunsch zum 40-jährigen Bestehen von Oreca. Wird dies im Jahr 2013 groß gefeiert?"
Hugues de Chaunac: "Ja. Wie man weiß, ist Oreca an vielen Fronten aktiv. Dieser große Geburtstag des Unternehmens ist mir sehr wichtig. Am Montagmorgen habe ich meine rund 200 Mitarbeiter um mich versammelt und sie auf das Jahr eingeschworen. Ich habe gesagt, dass es in diesem Jahr ganz besonders wichtig ist, dass wir bei all unseren Aktivitäten erfolgreich sind. 40 Jahre Oreca - das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Allein das werte ich schon als großen Erfolg."

Frage: "Ein Teil der Aktivitäten 2013 wird das neue 'Arrive and Drive'-Programm sein. Was steckt dahinter?"
De Chaunac: "Das ist unser neuestes Projekt innerhalb unseres Kundenprogramms. Wir wollen mit diesem Konzept die Möglichkeit für junge Nachwuchspiloten und klassische Gentleman-Piloten schaffen, den Langstreckensport zu entdecken und zu lernen. Das passiert über Renneinsätze in der ELMS. Für verhältnismäßig kleines Geld können sich die Fahrer bei Rennen und Tests innerhalb eines professionellen und erfahrenen Teams entwickeln."

"Es geht uns dabei nicht darum, dass sich jemand in ein Fahrzeug einmietet. Es geht uns vielmehr darum, dass die Piloten die Szene, das Auto, die Technik und die Abläufe auf der Langstrecke erlernen. Dies soll dazu führen, dass die Piloten gut ausgebildet sind und ihren weiteren Weg - vielleicht bis hin zu den 24 Stunden von Le Mans - gehen können. Und das alles zu einem Preis, der geringer ist als für eine Saison Formel Renault beispielsweise. Viel lernen für wenig Geld - so lautet unser Ansatz."

Grundausbildung für Le-Mans-Liebhaber

Frage: "Die Teilnahme kostet 180.000 Euro (Anfrage zur Team Endurance Challenge). Was ist in diesem Preis enthalten?"
De Chaunac: "Dafür nimmt man an allen fünf Rennen der ELMS-Saison teil, bei jeweils zwei Piloten pro LMPC-Auto. Darin enthalten ist auch ein Test vor dem Start in die Saison, außerdem die Ausbildung durch unsere Fachleute. Es ist nicht unbedingt gedacht für Fahrer, die am Wochenende kommen und einfach nur einsteigen wollen. Es ist eher etwas für Leute, die bei solch einem Programm gewisse Ansprüche und Ziele haben. Man könnte sagen, es ist ein All-Inclusive-Programm für alle, die das Ziel Le Mans haben."

Frage: "Wie ist die Resonanz bislang?"
De Chaunac: "Das Interesse ist vorhanden. Es gibt zahlreiche Kontakte und Anfragen. Aber ich bin ein vorsichtiger und realistischer Geschäftsmann. Ein Kontakt ist kein Vertrag - so sehe ich das. Wir werden Ende Januar einen zweitägigen Test in Le Castellet haben, wo interessierte Piloten das Auto einmal für zehn oder 15 Runden ausprobieren und das Team kennenlernen können. Es wird mindestens einen Test dieser Art geben."

Frage: "Gleichzeitig mit dem neuen 'Arrive and Drive'-Programm in der ELMS geht es auf der großen Bühne weiter. Oreca bleibt auch 2013 Einsatzpartner von Toyota in der WEC. Wie ist das erste Jahr verlaufen?"
De Chaunac: "Es war fantastisch. Nur wenige Leute hätten erwartet, dass wir gleich im ersten Jahr überhaupt ein Rennen gewinnen könnten. Letztlich haben wir bei sechs Einsätzen im vergangenen Jahr dreimal gewonnen. Toyota und TMG haben ein großartiges Auto gebaut. Der Hybridantrieb ist bärenstark."


Fotos: Bau des Toyota TS030 bei TMG


"Wir von Oreca bringen all unsere Erfahrung mit in diese Partnerschaft ein. Wir wissen, wie man einen solchen Prototypen auf der Langstrecke einsetzen muss. Auch unsere Expertise in Sachen Strategie hat dabei geholfen, dass der Toyota TS030 dermaßen schnell ein siegfähiges Auto werden konnte. Ich glaube, dass wir mit unserem Input die Zeit bis zum ersten Sieg haben verkürzen können. Dass es so schnell klappen würde, konnte keiner ahnen. Es war fantastisch. Somit haben wir gute Aussichten für 2013."

Frage: "Als wir im März 2011 kurz nach eurem damaligen Sebring-Sieg gesprochen haben, sagtest du, dass eine Kooperation zwischen Oreca und einem großen Hersteller dein größter Traum wäre. Hat sich dieser Traum nun mit Toyota erfüllt?"
De Chaunac: "Ja, und zwar sogar gleich in dreierlei Hinsicht. Mit unserem Sieg in Sebring 2011 haben wir uns als erste Adresse für interessierte Hersteller darstellen können. Das war Schritt eins."

"Punkt zwei in der Erfüllung des Traumes war, dass uns Toyota tatsächlich aus vielen Bewerbern ausgewählt hat. Das war für uns sozusagen der zweite Sieg. Der dritte folgte dann. Wir haben Toyota mit den drei Siegen im Jahr 2012 ganz schnell beweisen können, dass sie die richtige Entscheidung getroffen haben. Das war also mein Traum in drei Stufen: Team etablieren, vom Hersteller ausgewählt werden und die Erwartungen eindeutig erfüllen."

Ab 2014 großer Angriff in den USA

Frage: "Der Vertrag mit Toyota gilt nur noch bis Ende dieses Jahres. Was kommt 2014?"
De Chaunac: "Anfangs wurde ein Vertrag für die Jahre 2012 und 2013 vereinbart, aber es gibt die Option auf eine Fortführung der Zusammenarbeit. Wir müssen bis Mitte des Jahres warten. Dann wird sich Toyota wohl positionieren, in welcher Form es weitergeht. Bevor diese Entscheidung nicht getroffen und kommuniziert ist, können wir uns um nichts anderes kümmern."

Frage: "Werden wir eigentlich irgendwann wieder einmal das Team Oreca sehen? Gibt es Pläne für den Einsatz eines eigenen Autos?"
De Chaunac: "Nein. Abseits der Partnerschaft mit Toyota haben wir uns dazu entschlossen, voll auf die Karte Prototypen-Hersteller zu setzen. Das ist uns bislang sehr erfolgreich gelungen. Beispielsweise in der LMP2-Klasse sind wir mittlerweile Chassishersteller Nummer eins. In Le Mans fuhren zum Beispiel acht Oreca-Autos. Sieben kamen ins Ziel, zwei davon landeten auf dem Podest. Wir haben in der WEC Rennen gewonnen, haben die ELMS für uns entschieden."

"Der Erfolg der LMP2-Autos aus unserem Hause war im Jahr 2012 einfach fantastisch. Unser Ziel für dieses Jahr ist es, diesen Trend fortzuführen und noch mehr Erfolge einzufahren. Außerdem gibt es tolle Signale aus den USA. Nach der Vereinigung von Grand-Am und ALMS bildet ab 2014 dort die LMP2 die Topkategorie. Dort können wir dann um Gesamtsiege fahren, vielleicht in Daytona, in Sebring oder in Long Beach. Das sind tolle Aussichten."

Shinji Nakano

In der Saison 2012 waren viele Oreca-LMP2-Autos erfolgreich unterwegs Zoom

Frage: "Vor diesem Hintergrund: Wird Oreca für 2014 ein neues LMP2-Chassis entwickeln?"
De Chaunac: "Das kann ich noch nicht mit Gewissheit sagen. Es könnte sein, aber die ultimative Entscheidung ist noch nicht gefallen."

Frage: "Wie steht es um den Einstiegsprototypen Oreca CN, der 2013 herauskommen sollte?"
De Chaunac: "Dieses Projekt ist etwas verzögert. Das liegt unter anderem daran, dass es möglicherweise noch Veränderungen im entsprechenden Reglement geben könnte. Da herrscht derzeit etwas Ungewissheit. Wir warten auf klare Aussagen von der FIA. Außerdem haben wir derzeit reichlich andere Baustellen. Wir bereiten den CN für 2014 vor."

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