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Nach WEC-Ablehnung: ByKolles will es 2023 wieder versuchen

Das ByKolles-Team wurde vom ACO womöglich für die WEC-Saison 2022 wegen einer verpassten Homologationsfrist abgelehnt - 2023 will es das Team erneut versuchen

(Motorsport-Total.com) - ByKolles gibt nicht auf: Nachdem die Nennung der langjährigen WEC-Mannschaft für die Langstrecken-Weltmeisterschaft 2022 nicht akzeptiert worden ist, werden die Arbeiten am Le-Mans-Hypercar fortgesetzt. Jüngst hat es seinen ersten Motorstart hinter sich gebracht, den die Mannschaft von Colin Kolles in den sozialen Medien gezeigt hat.

Titel-Bild zur News: ByKolles will den Vanwall Vandervell LMH weiterhin in der WEC einsetzen

ByKolles will den Vanwall Vandervell LMH weiterhin in der WEC einsetzen Zoom

Warum die Nennung vom Selektionskomitee von FIA und ACO abgelehnt worden ist, wurde nicht öffentlich kommuniziert. Ein WEC-Sprecher sagt gegenüber 'Sportscar365', dass es ein Problem mit den Dokumenten gegeben habe.

Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' sagt Kolles, dass es mit der verpassten Homologationsfrist zu tun haben könnte: "Es gibt keine offizielle Begründung. Wir haben auch alle notwendigen Unterlagen eingereicht. Die einzige Sache ist, dass die Homologationsfrist nicht eingehalten werden konnte."

ByKolles wurde bei seinem Projekt 2021 um ein halbes Jahr zurückgeworfen, weil das Getriebe nicht passte. Technisch war es in einwandfreiem Zustand, aber es ließ sich nicht im Chassis verbauen. Zulieferer X-Trac stellte daraufhin ein neues Getriebe her, dessen Ankunft in Deutschland sich aufgrund von Zollformalitäten im Zuge des Brexits weiter verzögerte. Einen Tag vor Weihnachten kam das Getriebe dann an.

Natürlich war es so nicht möglich, Testfahrten zu absolvieren, von einer fristgerechten Homologation ganz zu schweigen. "Ohne Getriebe ist es halt schwierig zu fahren", so Kolles. Mittlerweile ist das Getriebe verbaut: Die Aufnahmen vom "Fire-up" des Gibson-Motors zeigen, wie Gänge geschaltet werden. Der Bolide ist nun einsatzbereit und wird in Kürze mit dem Testprogramm beginnen.

Arbeiten gehen unter dem Namen Vanwall weiter

PMC Motorsport, das Unternehmen hinter dem Team ByKolles, hält weiterhin an seinem Plan fest, das Hypercar in drei Versionen (Straße, Trackday und Rennwagen) zu bauen. Außerdem ist ein neues Motorrad unter dem Namen Vanwall geplant. Und auch das Thema WEC ist bei weitem nicht erledigt. ByKolles möchte es nun 2023 wieder versuchen.

"Es gibt Gespräche, das zeitnah zu regeln", sagt Kolles. "Der Plan sieht vor, dass wir als echtes Werksteam antreten. Wir haben ein sehr gutes Produkt, das weiß ich. Sollte es interessierte Teams geben, die das Auto [als Kunden] einsetzen möchten, dann werden wir uns in zweiter Reihe positionieren."


Präsentation Vanwall Vandervell LMH

Das ByKolles-Team wollte unter dem Namen Vanwall in der WEC 2022 antreten. PMC Motorsport hat sich die Rechte am Namen des ersten Formel-1-Konstrukteursweltmeisters (1958) gesichert. Der Markenname ist unter anderem in Deutschland, aber auch in den USA, China und weiteren Ländern geschützt.

Nun liegen alle Rechte am Namen bei PMC beziehungsweise ByKolles. Das Le-Mans-Hypercar soll nach dem Vanwall-Gründer "Vanwall Vandervell LMH" heißen.

Präzendenzfall oder nicht?

Spannend wird unterdessen zu sehen sein, wie das WEC-Selektionskomitee künftig verfahren wird. Kolles dazu: "Wenn dies ein Präzedenzfall ist, dass es diese Homologationsfrist gibt und diese einzuhalten ist, dann muss das auch für Ferrari und Co. gelten."

Und hier gibt es schon den ersten Konfliktpunkt. Auch der Peugeot 9X8 ist noch nicht homologiert, trotzdem wurde die Nennung des französischen Herstellers akzeptiert. Anders als ByKolles konnte Peugeot zumindest seinen Roll-out noch vor Weihnachten absolvieren.

"Wenn dies ein Präzedenzfall ist, dann muss das auch für Ferrari und Co. gelten." Colin Kolles

Das dürfte allerdings auf rein bürokratischer Ebene eigentlich keinen Unterschied machen. Trotzdem wurde die Peugeot-Nennung akzeptiert, obwohl die Franzosen das erste Rennen in Sebring auslassen werden, wie es voraussichtlich im Falle ByKolles ebenfalls gewesen wäre.

Eine Sache verspricht Colin Kolles: Sein Team, das großen Wert darauf legt, stets mit selbst konstruierten Fahrzeugen bei den 24 Stunden von Le Mans anzutreten, wird seine Philosophie nicht ändern und kein Fahrzeug von der Stange kaufen: "Das wird in meinem Leben nicht passieren. Wozu denn? Was meine Leute schaffen, das schaffen nicht viele."