• 01.04.2014 11:02

  • von Roman Wittemeier

LMP1-Raketen: 30 Prozent weniger Sprit, 100 Prozent Tempo

Die Prototypen der LMP1-Klasse müssen ab diesem Jahr mit erheblich weniger Treibstoff auskommen: Rundenzeiten werden sich kaum verändern

(Motorsport-Total.com) - Das neue Reglement der LMP1-Klasse in Le Mans und in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) stellt die Effizienz der Fahrzeuge in den Vordergrund. Die Boliden von Audi, Porsche, Toyota, Rebellion und Lotus müssen mit rund 30 Prozent weniger Treibstoff auskommen als die LMP1-Autos der Vergangenheit. Die zumeist erheblich erweiterten Hybridsysteme und die Anpassungen bei der Aerodynamik sorgen allerdings dafür, dass die Rundenzeiten kaum langsamer sein werden als 2013 - eher im Gegenteil.

Titel-Bild zur News: Timo Bernhard, Mark Webber, Brendon Hartley

Der wahre Speed der LMP1-Boliden ist bislang noch nicht eindeutig auszumachen Zoom

"Frag mal FIA und ACO, was sie für Rundenzeiten erwarten. Und dann geh mal davon aus, dass wir schneller sein werden. Das ist jedes Jahr so. Wir sind immer schneller als erwartet", schmunzelt "Mister Le Mans" Tom Kristensen im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Die LMP1-Autos sind schmaler geworden, haben schon allein deshalb weniger Luftwiderstand. Die Top-Speeds beim zurückliegenden Le-Castellet-Test waren beeindruckend: 339,6 km/h fuhr der Porsche 919 Hybrid. Zum Vergleich: Beim Test 2013 waren es 37 km/h weniger. Allerdings waren damals die Privatteams Rebellion und Strakka die einzigen LMP1-Vertreter.

"Es wird so ziemlich gleich sein wie im Vorjahr", meint Toyota-Entwicklungschef John Litjens mit Blick auf Rundenzeiten der WEC 2014. "Anfangs haben wir alle gedacht, dass wir allein wegen der schmaleren Reifen langsamer werden. Wir haben aber weniger Grip verloren als erwartet. Gleichzeitig passt die neue, sehr effiziente Aerodynamik bestens dazu", erklärt der Niederländer. Die Reifen haben großen Anteil am aktuellen Tempo der Autos. Die Michelins bieten trotz geringerer Breite nahezu den gleichen Grip wie im Vorjahr.

Wenig Luftwiderstand ist gefragt

"Wir werden nicht weit von den früheren Rundenzeiten entfernt sein", ist sich auch Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich sicher. Die Ingolstädter haben in den vergangenen Monaten mehrfach auf Strecken getestet, die auch innerhalb der WEC-Saison befahren werden. Die dabei erzielten Rundenzeiten gaben eher Hinweise darauf, dass die LMP1-Klasse des Jahrgangs 2014 schneller sein wird. Ein geringeres Gewicht der Autos (jetzt 870 Kilogramm) spielt den Herstellern dabei ebenfalls in die Karten.

"Wir haben jahrelang in Le Mans gewonnen mit dem Grundgedanken, dass wir im Zweifel beim Abtrieb etwas draufgepackt haben. Auch wenn man etwas an Top-Speed einbüßt, den Abtrieb kann man schon irgendwann brauchen. Spätestens dann, wenn mal ein Regenschauer kommt, oder wenn die Streckenbedingungen auf andere Art mal schlecht sind", erklärt Ullrich die Herangehensweise von Audi in den Vorjahren.


Highlights vom Test in Le Castellet

"Hinzu kommt: Wenn du mit diesen Autos über solch lange Distanz unterwegs bist und dabei mal irgendwo etwas berührst, dann gilt: mehr wird der Abtrieb durch so etwas nie. Darum haben wir immer etwas draufgepackt", so der Österreicher. "Das wird sich nun ändern. Das liegt einerseits daran, dass du mit weniger Abtrieb einen geringeren Verbrauch hast, andererseits ist es gerade in Le Mans wichtig, dass du möglichst lange schnell sein musst auf den Geraden - und dafür brauchst du wenig Luftwiderstand."