• 30.03.2014 19:54

  • von Gerald Dirnbeck & Roman Wittemeier

Audi: Wichtige Informationen in Le Castellet gesammelt

Audi absolviert in Le Castellet das geplante Testprogramm - Kilometerbeschränkung für Komponenten war vorgesehen - Wolfgang Ullrich und Chris Reinke sind zufrieden

(Motorsport-Total.com) - Le-Mans-Sieger Audi hat in diesem Jahr durch Porsche neue Konkurrenz bekommen. Dazu kommt Toyota mit dem neuen TS040. Das erste Aufeinandertreffen der drei Hersteller beim Test in Le Castellet (Frankreich) hat gezeigt, dass alle drei die Zuverlässigkeit im Griff haben. Allerdings ist noch offen, wie sich die Konkurrenzfähigkeit der drei LMP1-Prototypen gestalten wird. Darüber wird erst der Saisonauftakt in Silverstone (20. April) Aufschluss geben.

Titel-Bild zur News: Tom Kristensen, Loic Duval, Allan McNish

Der neue Audi R18 e-tron quattro lief beim Test in Le Castellet weitestgehend klaglos Zoom

Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich rechnet nach diesem Test mit einer spannenden WEC-Saison. "Die Bilanz fällt eigentlich gut aus. Wir haben unser Programm so durchgebracht, wie wir das geplant hatten. Am letzten Tag war der Wind ein Einfluss, aber wir konnten schon am Vortag viel machen", so der Österreicher im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Man hat auch gesehen, dass die drei Hersteller mit unterschiedlichen Konzepten sehr eng beisammen liegen. Wenn es gelingt, dass das auch in der Saison der Fall ist, dann ist es ein gelungener Start in das neue Reglement."

Allerdings war auffällig, dass Audi von den drei Herstellern die wenigsten Kilometer abgespult hat. Es waren nur rund 1.700 Kilometer. "Das war ganz bewusst", stellt Chris Reinke, Leiter LMP bei Audi Sport, klar. "Wir hatten einen Testplan. Es handelte sich bei uns um die reinen Rennautos. Deshalb mussten wir eine Kilometerbregenzung machen. Es ging darum, wie wir weiter mit den Komponenten planen. Wir waren mit einem limitierten Kilometersatz vor Ort."

Die enorme Zuverlässigkeit mit den komplexesten LMP-Autos aller Zeiten war im Fahrerlager für viele Beobachter eine Überraschung, wenn man an die Probleme der Formel-1-Teams denkt. "Für mich ist das beeindruckend. Ich zolle auch den Mitbewerbern Respekt, denn es ist komplett neue Technologie", sagt Reinke offen. "Das zeigt natürlich auch, dass wir uns auf Langstreckenrennen vorbereiten. Die Hausaufgaben sind gemacht. Ob alle Hersteller schon rennbereit für 6.000 Kilometer sind, wird sich später zeigen."


Fotos: WEC-Test in Le Castellet


"Wir haben gesehen, dass nicht nur wir ein zuverlässiges Auto haben, sondern auch unsere Konkurrenz. Wir sind auch wenig in der Box gestanden, was sehr positiv ist. Es gab nicht viele Ersatzteile, weil wir brandneue Rennautos hierher gebracht hatten. Es ist nichts gebrochen. Das war sehr positiv. Wir haben viele Daten gesammelt, was der Hauptzweck dieses Tests war." Audi legte es in Le Castellet nicht auf die reine Performance an.

"Ob alle Hersteller schon rennbereit für 6.000 Kilometer sind, wird sich später zeigen." Chris Reinke

Enge Zusammenarbeit mit FIA und ACO

Es wurden Daten für das Zusammenspiel der komplexen Hybridsysteme im Auto gesammelt. Dazu wurde auch mit der FIA und dem ACO an den Messsystemen für den Verbrauch gearbeitet. "Wir gehen optimistisch nach Silverstone, damit wir dort die Zuverlässigkeit haben, die wir brauchen", meint Ullrich zufrieden. Reinke ergänzt: "Es gibt mit Sicherheit noch Hausaufgaben zu machen - von unserer Seite, aber auch von der FIA."

"Wir haben aber einen guten Schritt gemacht und den Test sehr gut nutzen können. Wenn man nicht problemlos ist - und das ist im Moment bei uns und bei den Messsystemen nicht der Fall - dann nimmt man Hausaufgaben mit. Das ist aber auch der Grund, warum man testet. Wir wollen lernen, wo es noch hapert." Das neue Marshalling-System hat auf Anhieb gut funktioniert. Das hat hauptsächlich für die Rennleitung Vorteile, aber auch für die Informationen, die an die Teams weitergeleitet werden.

Tom Kristensen, Loic Duval, Allan McNish

Heckansicht des Audi R18 - Unter der Haube schlummert komplexe Technologie Zoom

Optisch unterscheiden sich die drei LMP1-Autos von Audi, Porsche und Toyota deutlich. "Beide haben einen sehr guten Eindruck hinterlassen", lobt Ullrich die Konkurrenz. "Toyota ist sehr viel gefahren, ohne dass man sie wirklich gesehen hat." Toyota spulte im Winter unter Ausschluss der Öffentlichkeit bis zu 18.000 Testkilometer ab. "Porsche hat Anfang der Woche hier getestet. Das haben sie gut genutzt, denn zu Testbeginn hatten sie ihr Auto richtig eingestellt. Sowohl Toyota als auch wir haben einen halben Tag gebraucht, bis wir das Auto auf die Strecke eingestellt hatten", vergleicht Ullrich. "Leider war der letzte Tag vom Wind beeinträchtigt."

Die Hersteller belauern sich

Toyota zeigte den TS040 in Le Castellet erstmals der Öffentlichkeit. Speziell das Heck das Boliden sticht ins Auge. Zudem testete das Team mit zwei unterschiedlichen Aerodynamik-Konfigurationen - eine mit viel und eine mit wenig Abtrieb. Bei Audi tat man das nicht. "Das war nicht unser Plan", hält Reinke fest. "Zwischen unseren beiden Autos bestand kaum ein Unterschied. Jedes Auto absolvierte unterschiedliche Tests, aber die Spezifikation der Wagen war gleich."

Das Toyota-Heck ist bei Audi derzeit auch kein Anlass zur Sorge: "Im Moment gibt es keine Diskussionen. Natürlich analysieren wir die Autos unserer Wettbewerber, um Auffälligkeiten zu entdecken. Im Moment gibt es aber keine Dramen", sagt Reinke. Die drei Hersteller analysieren die hochauflösenden Fotos genau. Jedes Detail wird unter die Lupe genommen, auch wenn eine geniale Lösung an einem Auto nicht bei einem anderen LMP1 funktionieren muss.

Anthony Davidson, Sebastien Buemi, Stephane Sarrazin

Der neue Toyota TS040 zog in Le Castellet viele neugierige Blicke auf sich Zoom

Das Gesamtkonzept des Autos spielt die entscheidende Rolle. "Bei jeder Fahrzeugvorstellung gibt es begeisterte oder faszinierende Elemente. Dinge, auf die man selbst nicht gekommen ist, oder die nicht funktioniert haben und jetzt beim Mitbewerber funktionieren", meint Reinke über seine Blicke auf die Konkurrenz. "Man analysiert solche Dinge für sich und bereitet sie auf. Oder es gibt Dinge, die wir aus bestimmten Gründen nicht mehr beim nächsten Fahrzeug haben werden. In diese Richtung analysiert man."

Audi plant noch einen Dauerlauf-Test

"Natürlich ist das Aerodynamik-Team heiß darauf zu sehen, wie weit ihre Kreativität gegangen ist. Natürlich sieht man sich das an." Trotzdem kann man seiner Meinung nach das Kräfteverhältnis zwischen den drei Herstellern auch nach dem Le-Castellet-Test nicht einordnen. "Schwierig. Spontan gesagt, nein. Wir werden jetzt auch nicht groß in die Auswertung gehen, denn wir konzentrieren uns auf uns, damit wir unsere gesetzten Ziele für Silverstone erreichen."

"Dafür werden wir unsere Daten analysieren. Wir sind nicht hier angetreten, um uns im Wettbewerb zu messen. Wir wollten uns auf Silverstone konzentrieren." Obwohl es nur noch drei Wochen bis zum Saisonauftakt sind, wartet bei Audi noch viel Arbeit, wie Ullrich verrät: "Es gibt noch einiges zu tun, unter anderem noch einen Dauerlauf."

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