• 11.04.2013 16:32

  • von Roman Wittemeier

Kristen: "Der 911er steht für Performance"

Interview mit Porsche-Motorsportchef Hartmut Kristen: Die Besonderheiten des neuen Porsche 911 RSR für die WEC und die WM ohne GTE-Weltmeister

(Motorsport-Total.com) - Am kommenden Wochenende startet der Wettbewerb der drei Hersteller Porsche, Ferrari und Aston Martin in der Langstrecken-Weltmeisterschaft 2013. Die Werke bringen pfeilschnelle GTE-Autos an den Start, es wird ein enger Kampf erwartet. Während Ferrari und Aston Martin mit verbesserten Vorjahresversionen ihrer Fahrzeuge antreten, kommt Porsche mit dem brandneuen 911 RSR auf Basis der 991er-Serie. Im Interview erklärt Porsche-Motorsportchef Hartmut Kristen die Neuerungen am Elfer.

Titel-Bild zur News: Bergmeister Pilet Bernhard Lieb Lietz Dumas

Auch Porsche startet mit zwei Werksfahrzeugen in der GTE-Pro-Klasse Zoom

Frage: "Hartmut Kristen, Porsche geht mit dem brandneuen 911 RSR in die Saison der WEC. Was erwarten Sie von dem neuen Fahrzeug?"
Hartmut Kristen: "Dass es zuverlässig und wettbewerbsfähig ist. Es soll dem Zuschauer gefallen und uns gute Ergebnisse bescheren."

Frage: "Im GT-Sport geht es immer um Einstufungen. Haben Sie das Gefühl, dass der neue 911er gut eingestuft sein wird?"
Kristen: "Ja, ich sehe keine Anzeichen dafür, dass es anders sein könnte. So etwas ist immer eine Herausforderung. Die Techniker von ACO und FIA können die Einstufungen nur auf Grundlage von Daten vornehmen, die ihnen vorliegen. Die werden natürlich auf Plausibilität geprüft."

"Die Einstufungen, die jetzt veröffentlicht wurden, passen schon ganz gut. An der einen oder anderen Ecke mag es einen Punkt geben, an dem man noch einmal fragen muss. Vor allem, nachdem man das Kräfteverhältnis in Sebring gesehen hat. Ich bin sicher, dass beim ACO und bei der FIA alle sehr wachsam sind. Meinen Rat bezüglich der Einstufungen braucht man dort sicherlich nicht."

Stärken ausbauen, Schwächen ausmerzen

Frage: "Es treten Werksautos von Porsche, Ferrari und Aston Martin in der GTE-Pro-Kategorie gegeneinander an. Der Aston Martin gilt als Dampfhammer, der Ferrari als Effizienzbiest. Wie würden Sie den Porsche charakterisieren?"
Kristen: "Unser Auto ist im direkten Vergleich zur Konkurrenz nicht in erster Linie ein Dampfhammer. Das liegt allein schon daran, dass wir den kleinsten Motor haben. Ich möchte es mal andersherum beschreiben: Wenn man die Bestzeiten von der Nordschleife sieht, dann stehen auf den vorderen Rängen viele 911er. Das Auto hat in seinem Grundkonzept auf jeden Fall etwas, das für Performance steht."

"Das Konzept mit dem Heckmotor wirkt sich bei Straßenfahrzeugen anders aus als bei Autos für die Rennstrecke. Wir haben intensiv daran gearbeitet, die Nachteile, die dieses Konzept im Rennsport mit sich bringt, zu reduzieren. Auf der anderen Seite haben wir mindestens ebenso viel daran gearbeitet, unsere Stärken auszubauen. Das Auto muss zuverlässig sein, der Wagen muss für Fahrer und Ingenieure verständlich sein. Letztlich muss es alle Beteiligte begeistern, mit dem Auto zu arbeiten. Da bietet der 911er beste Voraussetzungen."


Fotos: Enthüllt: Der neue Porsche 911 RSR


Frage: "Welches sind die wichtigsten Neuerungen am 911er auf Basis der 991-Reihe?"
Kristen: "Es geht erst einmal um alles, was mit dem Chassis zu tun hat. Der 991 hat einen um 100 Millimeter längeren Radstand als der 997. Er hat eine Hybridkarosserie, ein Mix aus Stahl und Aluminium. So etwas hat weniger Gewicht, daher hatten wir mehr Spielraum im Bereich Gewichtsverteilung. Wir haben auch in Sachen Fahrwerk eine Reihe von Optimierungen vorgenommen."

"Grundsätzlich muss man sagen, dass der Modellwechsel neue Möglichkeiten bringt. Bei einigen Teilen waren wir beim 997 an der Entwicklungsgrenze angelangt. Nun haben wir wieder viel mehr Luft für weitere Entwicklungen. Das hilft der Performance, der Zuverlässigkeit, der Laufleistung von Komponenten. Den größten Unterschied in der Herangehensweise sieht man auf den ersten Blick: Aerodynamik. Früher haben wir größten Wert darauf gelegt, ein effizientes Auto zu haben - nur so viel Abtrieb wie nötig."

"Unsere Mitbewerber haben in diesem Bereich einen anderen Weg eingeschlagen und sich dies mit zahlreichen Waivern absegnen lassen. Wir mussten reagieren. Auch deshalb, weil der ACO klargemacht hat, dass die Höchstgeschwindigkeit in Le Mans in Grenzen bleiben wird. Die Performance in den Kurven wird für eine gute Rundenzeit immer wichtiger. Dem muss man sich stellen. Wir haben es beim 991 umgesetzt und haben nun deutlich mehr Spielraum als beim 997."

Warum in der GTE-Pro-Klasse kein WM-Titel?

Frage: "Also bringt der neue 911 RSR von Haus aus mehr Abtriebspunkte mit?"
Kristen: "Ja. Natürlich ist so etwas bei GT-Autos immer relativ. Man ist immer noch weit weg von dem, was ein LMP-Auto kann. Es geht aber natürlich nicht darum, sich viel zusätzlichen Abtrieb zu einem hohen Preis zu generieren. Wenn ich das unintelligent anstelle, dann wird der Luftwiderstand zu hoch. Für uns ist es wichtig, dass wir möglichst viel Abtrieb bekommen, ohne den Topspeed signifikant zu reduzieren. Unser Rennauto sollte einen ähnlichen Speed haben wie ein Porsche 911 für die Straße - in Le Mans annähernd 300 km/h."

Patrick Pilet, Timo Bernhard

Beim WEC-Test in Le Castellet traf der neue Porsche erstmals auf die Konkurrenz Zoom

Frage: "Ist es nicht kurios: Porsche und die Porsche-Piloten fahren in einer WM, ohne jedoch Weltmeister werden zu können..."
Kristen: "Bei dem Thema müsste man die FIA als erstes fragen. Die WEC ist noch neu, geht erst in ihr zweites Jahr. Vielleicht sollte man einfach etwas mehr Geduld haben. Es gibt ja schon neue Wertungen, somit geht es in die richtige Richtung. Es ist schade, dass es in einem Jahr, wo es keine explizite GT-Weltmeisterschaft mehr gibt, nicht die entsprechenden Titel in der WEC zu gewinnen gibt. Aber es braucht Zeit, damit sich alles sauber entwickeln kann."

Frage: "Welchen Stellenwert hat das 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Rahmen der Weltmeisterschaft?"
Kristen: "Es ist Teil der WEC, aber natürlich ist Le Mans immer etwas Besonderes. Das ist allein schon historisch bedingt. Le Mans gibt es seit 90 Jahren, die WEC geht erst in ihre zweite Saison. Der ACO wird sich das alleinige Recht bei Detailfragen zu Le Mans nie nehmen lassen. Die Rennstrecke ist absolut einzigartig."

"Die WEC sehe ich positiv, aber es braucht weitere Entwicklung. Sechs professionelle GT-Autos sind ein guter Anfang, aber wir würden uns über weitere Konkurrenz freuen. In der LMP1 kämpfen bald Audi, Toyota, Porsche und Nissan, dazu kommen noch Privatteams. Die LMP2 ist ebenfalls stark besetzt."

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