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  • 24.03.2016 20:02

  • von Roman Wittemeier

Konzeptänderung bei Toyota: "Wir hatten keine Wahl"

Toyota-Technikchef Pascal Vasselon über die wichtigsten Elemente des neuen TS050 Hybrid: Turbo bringt größeres Betriebsfenster, FRIC bleibt an Bord

(Motorsport-Total.com) - Toyota greift mit einem komplett neuen Auto in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) 2016 nach den Sternen. Die Japaner, die nach dem Gewinn der WM 2014 im Folgejahr in ein tiefes Loch gefallen waren, setzen beim morgen beginnenden Prolog der WEC in Castellet den neuen TS050 ein. Das Fahrzeug würde um ein neues Monocoque herum aufgebaut, kaum ein Bauteil des Vorgängers ist geblieben. Unter der Haube arbeitet neuerdings ein 2,4-Liter-V6-Biturbomotor und ein Hybridsystem mit Batteriespeichern.

Titel-Bild zur News: Toyota TS050

Toyota schickt in der WEC-Saison 2016 den brandneuen TS050 auf die Bahn Zoom

"Wir hatten keine Wahl. Das muss man so deutlich sagen", erklärt Toyota-Technikchef Pascal Vasselon den drastischen Konzeptwechsel zur Saison 2016. Im Zuge der Einführung des neuen Antriebsstrangs aus Japan kann man endlich in die 8MJ-Klasse aufsteigen und somit mit Porsche gleichziehen. "Das Reglement verlangt danach, dass man möglichst in die höchste Hybridklasse geht. Das haben wir mit unserem neuen System geschafft."

"Die größte Herausforderung war, dies innerhalb des Minimalgewichts zu schaffen. Da sind wir nahe dran", sagt der Franzose. Bei Toyota hat der alte V8-Sauger ausgedient. "Ein Saugmotor kann unter gewissen Umständen sehr effizient arbeiten, allerdings nur in einem engen Drehzahlband. Der Vorteil des Turbos ist, dass er diese Effizienz in einem deutlich breiteren Fenster bietet - bezüglich Drehzahl, Luftdruck und Temperatur. Hinzu kommt, dass er schon bei niedrigen Drehzahlen hohes Drehmoment bringt."

Ein weiterer Faktor, der die Entscheidung in Japan und Köln-Marsdorf erleichterte: Um die schnellen LMP1-Autos etwas einzubremsen, haben ACO und FIA zur neuen Saison eine Reduktion der zur Verfügung stehenden Treibstoff-Energie um zehn Megajoule beschlossen. "All diese Faktoren haben dazu geführt, dass wir quasi zu diesem Schritt gezwungen waren", meint Vasselon."Wir verlieren dadurch rund 7,5 Prozent an Energie. Durch den Wechsel auf den Turbo und die Veränderungen am Hybrid haben wir einen Teil davon wieder wettmachen können. Ich würde sogar sagen, einen Großteil haben wir ausgleichen können."

Toyota setzt weiterhin auf FRIC-System

Im Gegensatz zum 2015 so erfolgreichen Mitbewerber Porsche hat sich Toyota nicht für einen kleinen V4-Turbo entschieden. "Ich mag V6 lieber", scherzt Antriebsentwicker Hisatake Murata. Weniger scherzhaft erklärt Vasselon: "Der V4 ist eine Bauart, bei der man die Vibrationen recht schwierig in den Griff bekommt. Das ist bei einem V6 besser. Und der V6 ist auch nicht unbedingt schwerer als ein V4, denn der kleine Motor muss verdammt stark gebaut sein, um die enorm hohen Drücke auszuhalten." Der Toyota-V6 hat die klassische Bauart mit den Turbos an den Seiten, nicht im Inneren des Vs.

Veränderungen gibt es auch an der Kinematik des Toyotas. Auf die Frage von 'Motorsport-Total.com', ob man auch 20916 auf ein vernetztes Fahrwerk ("FRIC") setzen wird, sagt Vasselon: "FRIC? Was meinst du damit? Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst." Mit lachenden Augen fügt er an: "Wir haben am Konzept unserer Aufhängungen keine großen Änderungen vorgenommen. Die Funktionalität ist gleich geblieben, wobei wir im Vergleich zum Vorjahr auch in diesem Bereich einige weitere Fortschritte realisiert haben."

"Wir haben uns Performanceziele gesetzt. Auf Grundlage dieser neuen Stärken ändern sich auch die Lastmomente in vielen Bereichen. Wenn ein Auto schneller fährt, dann steigen auch die Belastungen an den Aufhängungen", erklärt der Technikchef. Dies habe zur Folge gehabt, dass man die Kinematik zwangsläufig in allen Bereichen habe überarbeiten müssen. "Die alte Aufhängung war auf die damalige Performance ausgelegt - mit einer minimalen Sicherheitsreserve. Dies mussten wir nun anpassen."


Toyota präsentiert den TS050 Hybrid

"Wir haben in Le Castellet, in Portimao und in Aragon getestet und sind bisher insgesamt etwas über 22.000 Kilometer gefahren. Damit sind wir quasi wieder im ganz normalen Testfahrplan. Obwohl unser Zeitplan sehr eng war, werden wir dieses Jahr in Le Mans mit einem gut entwickelten Paket antreten können", ist Vasselon überzeugt. "Wir hatten ein paar Probleme, aber nichts Grundlegendes. Es waren keine Dinge, die eine lange Vorlaufzeit bei der Behebung benötigen - nichts am Motor oder Getriebe zum Beispiel. Die meisten Sachen konnten wir von einem Test auf den anderen schnell in den Griff bekommen."

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