Hyundai bereitet sich auf Hypercar-Programm im Langstreckensport vor
Bei Hyundai gibt es Pläne, in die Hypercar-Klasse der WEC mit dem Herzstück 24h Le Mans einzusteigen - Langfristige Zukunft des WRC-Programms noch unklar
(Motorsport-Total.com) - Laut Informationen der englischsprachigen Ausgabe von Motorsport.com, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, bereitet sich Hyundai auf die Entwicklung eines Hybrid-Prototypen auf Basis des LMDh-Reglements vor, um damit in die Hypercar-Klasse der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) und wahrscheinlich auch in die GTP-Klasse der IMSA-Serie in Nordamerika einzusteigen.

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Steigt Hyundai schon 2026 in die Topklassen in WEC und IMSA ein? Zoom
Unklar ist derzeit noch der Zeitpunkt dieses Vorhabens, welches durch die Verlängerung der LMDh- und LMH-Regularien in sowohl WEC als auch IMSA bis Ende 2029 erleichtert wird. Quellen deuten darauf hin, dass ein bei Hyundai Motorsport in Deutschland entwickelter LMDh-Bolide bereits 2026 an den Start gehen könnte. In der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC), wo Hyundai seit 2014 mit einem Werksprogramm vertreten ist, wird 2026 die letzte Saison mit dem aktuellen technischen Reglement sein.
Hyundai-Teamchef Cyril Abiteboul bestätigt zum jetzigen Zeitpunkt nicht, dass ein Prototypen-Programm evaluiert wird. Er sagt derzeit nur, dass der koreanische Hersteller "die Augen in unterschiedlichen Rennserien offen hält", und man den Wunsch hat, "unsere Ambitionen in diesem Sport deutlich zu machen".
"Zu gegebener Zeit wird es eine Ankündigung seitens der zuständigen Person geben", sagte Abiteboul gegenüber Motorsport.com, als er am vergangenen Wochenende am Rande der Rallye Polen zu Hyundais Zukunftsplänen befragt wurde. Als möglichen Zeitpunkt stellte er den Monat September in Aussicht. "Wir wollen es auf die richtige Art und Weise tun. Die erste Sache, die wir bekanntgeben werden, ist unser Plan in der WRC", sagte er.
In diesem Zusammenhang fügte Abiteboul, ehemals Formel-1-Teamchef von Caterham und Renault, hinzu, dass man bei Hyundai zunächst "unsere zukünftigen Ambitionen klären" wolle. Ein Einstieg in die Topklasse der WEC und/oder IMSA schon zum Jahr 2026 würde voraussetzen, dass die Entwicklung eines Hypercars schon jetzt in vollem Gange ist.
Zusammenarbeit mit Oreca und Ganassi zeichnet sich ab
Es wird davon ausgegangen, dass Hyundai den französischen Konstrukteur Oreca als Chassispartner ausgewählt hat. Ein LMDh-Auto muss auf dem Rückgrat eines der noch in der Entwicklung befindlichen LMP2-Prototypen der nächsten Generation basieren. Diese neuen LMP2-Autos sollten ursprünglich bereits im Jahr 2023 debütieren, nachdem im Frühjahr 2020 die Lizenzen für Oreca, Dallara, Ligier und Multimatic zum Bau der Chassis verlängert wurden.
Oreca hat bereits Erfahrung mit dem Bau von LMDh-Boliden. Das französische Unternehmen hat sowohl für den in der IMSA-Serie eingesetzten Acura ARX-06 als auch für den in der WEC eingesetzten Alpine A424 das Chassis geliefert. Den Hybridmotor für seinen LMDh-Boliden würde Hyundai höchstwahrscheinlich - genau wie den Hybridantrieb für das aktuelle Auto in der Rallye-WM - selber bauen.
Motorsport.com hat zudem erfahren, dass Hyundai mit Chip Ganassi Racing in Kontakt steht. Das renommierte Rennteam aus den USA wird sich Ende 2024 von Cadillac trennen. Ganassi hat schon jetzt eine Basis in Deutschland, von der aus man das WEC-Programm betreibt. Für Hyundai würde eine Zusammenarbeit mit Ganassi die Möglichkeit ergeben, mit demselben Team gleich in zwei Rennserien - WEC und IMSA - anzutreten.
Was bedeutet das für das WRC-Programm von Hyundai?
Unklar ist, ob ein Einstieg in den Sportwagensport das Engagement von Hyundai in der Rallye-WM beeinflussen würde. Während die Aussagen über ein mögliches WEC-Programm am vergangenen Wochenende im Service-Park der Rallye Polen Gerüchte aufkommen ließen, dass Hyundai die WRC verlassen könnte, so könnte die koreanische Marke angesichts ihrer Kapazitäten im Automobilbereich die Programme in WEC und/oder IMSA auch parallel zum WRC-Programm betreiben.
Sollte sich Hyundai dazu entscheiden, die Rallye-WM zu verlassen, dann wäre ein Ausstieg vor 2026 - dem letzten Jahr des aktuellen Reglements - aus mehreren Gründen eine seltsame Entscheidung. Erst vor wenigen Monaten wurde das WRC-Engagement von Hyundai durch ein Projekt zur Homologation eines neuen i20 N Rally unterstrichen.
Dieser Plan wurde aufgrund der Ungewissheit über das zukünftige WRC-Reglement verworfen. Nachdem die FIA bereits Änderungen für 2025 verkündet hatte (Kernpunkt war eine Abkehr vom Hybrid), legte der Automobil-Weltverband vor wenigen Wochen auf Drängen der Hersteller eine Kehrtwende hin.
Die aktuellen Rally1-Autos bleiben nun doch bis Ende der WRC-Saison 2026 mit Hybrid erlaubt. Bei Hyundai konnte so ein Teil des Projekts für 2025 gerettet werden. Mit sogenannten Evo-Jokern will man den aktuellen i20 N Rally1 für die kommende Saison überarbeiten.

© Hyundai
In der Rallye-WM betreibt Hyundai ein Werksteam mit mehreren Autos Zoom
Abiteboul bestätigte in diesem Zusammenhang auch, dass die Vertragsgespräche mit Thierry Neuville, der sich im letzten Jahr seines aktuellen Hyundai-Vertrags befindet, begonnen haben. Neuville hatte erklärt, er wolle erst die Genehmigung des Evo-Joker-Plans abwarten, bevor er Gespräche über eine Vertragsverlängerung führen würde.
Auf die Frage nach der WRC-Zukunft von Hyundai vor dem Hintergrund der FIA-Kehrtwende antwortet Abiteboul: "Wir werden unseren Plan für dieses und nächstes Jahr weiter verfolgen und uns auf die längerfristige Arbeit bis 2027 konzentrieren."
"Wir sind sehr daran interessiert, die Richtung des Sports aus geschäftlicher und technologischer Sicht zu verstehen. Ich will natürlich nicht leugnen, dass es seltsam aussehen würde, wenn wir unser Engagement in diesem Sport nicht aufrechterhalten würden, nachdem wir ihn in diese Richtung gepusht haben", so der Hyundai-Teamchef.
Die FIA plant, im Dezember 2024 ein neues Technisches Reglement für die Rallye-WM für 2027 und darüber hinaus zu veröffentlichen. Vom neuen Regelwerk erhofft man sich beim Motorsport-Weltverband Stabilität und Relevanz, um nicht nur die aktuellen Hersteller zu halten, sondern auch neue anzuziehen.


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