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  • 04.05.2010 09:53

  • von Roman Wittemeier

Henri Pescarolo steht vor einem Trümmerhaufen

Wie Pescarolo Sport trotz zahlreicher Versprechen seitens OAK, Sora und Genii Capital nun vor die Hunde geht: Tragödie um Henri Pescarolos Rennstall

(Motorsport-Total.com) - Auf dem Papier gibt es das Pescarolo-Team zwar noch, aber die Frage ist derzeit, wie lange dies noch der Fall sein wird. Der Rennstall von Henri Pescarolo sollte eigentlich einen glanzvollen zehnten Geburtstag erleben, doch ausgerechnet jetzt steht das gesamte Unternehmen vor dem Aus. Das französische Team hat seit Jahren finanzielle Sorgen. Daher hatte Henri Pescarolo zunächst Anteile an Sora verkauft, später übernahm Jacques Nicolet mit seiner OAK-Mannschaft einen Großteil.

Titel-Bild zur News: Henri Pescarolo

Henri Pescarolos Rennstall steht nach 10 Jahren vor dem Aus

Zuletzt hatte die luxemburgische Genii Capital, die auch das Renault-Werksteam in der Formel 1 übernommen hat, Interesse an der Übernahme von Pescarolo Sport bekundet. Bei den Gesprächen soll es das Versprechen gegeben haben, dass Genii die finanzielle Basis für den Einsatz von zwei Pescarolo-LMP1 in Le Mans sicherstellt. Entsprechend nannte man die Fahrzeuge für den Langstrecken-Klassiker und forcierte die Vorbereitungen.#w1#

Nun aber - nur gut einen Monat vor dem Rennen in Le Mans - will Genii von einer solchen Vereinbarung nichts mehr wissen und lässt das Pescarolo-Team komplett fallen. Was bleibt, ist ein Trümmerhaufen. "Nachdem man versprochen hatte, zwei Autos mit fünf Piloten aus dem Pool von Gravity Management einzusetzen, wollen die Direktoren von Genii Capital und Gravity nun nichts mehr davon wissen", klagt Sora-Geschäftsführer Jean Py. "Unser Start in Le Mans ist mehr als gefährdet."

Sora hat allerdings nur bedingtes Interesse am Start an der Sarthe - auch wenn sich der Pescarolo-Eigenbau in der vergangenen Saison als Volltreffer präsentierte. Das Composite-Unternehmen will sich vielmehr auf den Bau der neuen Fahrzeuge für die Le Mans Driving School konzentrieren. Nur damit kann man offenbar Geld verdienen. Im Zusammenspiel verschiedener Interessen gibt es einen großen Verlierer, der tatenlos zusehen muss, wie sein Unternehmen zu Grunde geht: Henri Pescarolo.

"Es ist eine Katastrophe", sagt das französische Le-Mans-Urgestein gegenüber 'endurance-info.com'. Die Vertreter von Sora, OAK und Genii seien als "weiße Ritter aufgetreten", die nun alles andere als eine positive Zukunft des Rennstalls im Sinn hätten. "Ein Desaster", fasst Pescarolo zusammen. "Unter der Voraussetzung, dass ich alle meine Anteile verkaufe, sollte mein Rennstall in eine rosige Zukunft geführt werden. Mein Herzblut steckt darin."


Fotos: Test des Peugeot-Pescarolo in Magny-Cours


Der 67-jährige Teamgründer musste aus der Presse erfahren, dass die Verhandlungen zwischen Sora-Chef Jean Py und Genii Capital scheiterten, seine Autos nun also voraussichtlich nicht in Le Mans starten werden. "Jean Py hatte mir nur gesagt, dass er mit eine großen Gruppe verhandele, aber keinen Namen genannt. Am Dienstag musste ich dann in der Presse lesen, dass der Dialog abgebrochen wurde", sagt Pescarolo, der seit 1996 - zunächst als Pilot, später als Teamchef - kein Le-Mans-Rennen ausgelassen hat.

"In diesem Jahr werde ich wohl nicht kommen", sagt die Le-Mans-Legende. "Es würde mich zu sehr schmerzen, keinen der beiden Pescarolo-LMP1 in der Startaufstellung zu sehen. Ich werde mich wohl in einem Zimmer verkriechen." Der Rennstall besteht derzeit nur noch aus einem Fahrzeug (das zweite besitzt Sora), etwas Werkzeug und einigen Ersatzteilen. "Ich wollte das Team an die Spitze führen", sagt Pescarolo wehmütig, "aber ich musste verkaufen, um meine Familie abzusichern und uns zu schützen."