• 14.06.2013 13:42

Audi peilt zwölften Sieg in Le Mans an

Audi schickt drei R18 e-tron quattro in die Schlacht gegen Toyota und will bei der Jubiläumsausgabe in Le Mans das Sieg-Dutzend voll machen

(Motorsport-Total.com) - Le Mans 2013 wird ein Jahr mit historischen Dimensionen: Vor 90 Jahren erlebte das Langstrecken-Rennen seine Premiere. Audi ist bereits zum 15. Mal am Start. Die aktuellen Langstrecken-Weltmeister Marcel Fässler/Andre Lotterer/Benoit Treluyer gehen mit der Startnummer 1 auf ihrem Audi R18 e-tron quattro ins Rennen. Nach zwei Siegen in Folge könnten die drei an der Sarthe im Erfolgsfall einen Hattrick schaffen. Das gelang zuletzt einem anderen Audi-Trio: 2000, 2001 und 2002 blieben Frank Biela/Emanuele Pirro/Tom Kristensen drei Mal in Folge ungeschlagen.

Titel-Bild zur News: Marcel Fässler, Benoit Treluyer

Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer peilen den Sieg-Hattrick an Zoom

"Jedes Jahr freue ich mich auf Le Mans, denn es ist eine tolle Herausforderung. Wir haben starke Gegner, aber wir sind sehr motiviert und haben mit dem Audi R18 e-tron quattro ein tolles Auto", sagt Fässler, der gemeinsam mit seinen beiden Kollegen auch das WEC-Rennen in Spa-Francorchamps, die Generalprobe für Le Mans gewann. "Wir wissen, was die ganze Mannschaft leisten kann und wir werden alles geben, um zu gewinnen", sagt der Schweizer.

"Ich komme mit einem guten Gefühl nach Le Mans. Die beiden Siege in den vergangenen Jahren sind schön und geben uns Selbstvertrauen und natürlich treten wir an, um zu gewinnen", gibt Lotterer die Zielrichtung vor. "Aber man sollte die beiden Erfolge einfach ausblenden und sich auf dieses Jahr konzentrieren. Ins Ziel zu kommen - möglichst ohne Probleme - muss unser erstes Anliegen sein. Dann sehen wir, was dabei herauskommt, denn in Le Mans kann alles passieren."

Neuer Partner für Kristensen und McNish

Tom Kristensen, Allan McNish, Loic Duval

Loic Duval sorgte mit seinem Abflug am Testtag für "Kleinholz" Zoom

"Endlich kehren wir nach Le Mans zurück und ich kann die Strecke wieder im Audi R18 e-tron quattro erleben", freut sich auch Trelyuer, dritter Fahrer in der Startnummer 1 auf den Höhepunkt des Jahres. "Nach Spa habe ich das Auto noch einmal beim Testtag in Le Mans gefahren. Das war ein gutes Training. Ein Heimspiel ist immer etwas ganz Besonderes. Viele Fans und Freunde kommen, um mich zu unterstützen. Das ist ein schönes Gefühl."

Le-Mans-Rekordsieger Kristensen (acht Erfolge) rechnet sich mit seinen aktuellen Teamkollegen Loic Duval und Allan McNish ebenfalls Chancen auf ein Spitzenergebnis aus. Im April gewann das Trio den Auftakt zur FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC in Silverstone. Vor einem Jahr wurden Kristensen und McNish in Le Mans Zweite. "Allan und ich fahren seit sieben Jahren zum ersten Mal ohne Dindo als Teamkollege in Le Mans. Unser neuer Kollege Loic ist schnell und bringt viel Motivation mit. Wir haben zu dritt schon ein exzellentes Verständnis entwickelt", so der Däne.

"Le Mans ist eine sagenhafte Veranstaltung. Für mich ist es fast ein Heimspiel, denn ich stamme aus Chartres", sagt Duval, der mit einem Unfall beim Vortest für eine Schrecksekunde sorgte. "Seit einem Jahr warte ich darauf, wieder an die Sarthe zurückzukehren. Damals lief es nicht optimal für uns. Jetzt hoffe ich auf ein besonders gutes Ergebnis und kann es kaum erwarten, bis die Rennwoche endlich beginnt." Kristensen weiß: "Auf kein anderes Rennen muss man sich so im Detail vorbereiten. Ein Jahr lang waren wir nicht auf dieser Strecke, deshalb war auch der Testtag am vergangenen Sonntag so wertvoll."

Le-Mans-Debüt für di Grassi

Oliver Jarvis, Marc Gene, Lucas di Grassi

Ex-Formel-1-Pilot Lucas di Grassi bestreitet auf der Nr. 3 sein Le-Mans-Debüt Zoom

"Audi hat den R18 e-tron quattro ständig verbessert und sich dabei um viele Details gekümmert. Der Kampf wird in diesem Jahr wieder ganz eng und hart. Es zählt höchste Leistung ebenso wie Konstanz", so der Däne. "Le Mans mit seinem ganz eigenen Charakter ist wie eine Art Fußball-Weltmeisterschaft", meint McNish. "Man will das größte Rennen des Jahres unbedingt gewinnen, aber selbst wenn man als Zweiter oder Dritter auf dem Podium steht, ist es ein tolles Gefühl. Acht Mal stand ich dort schon auf dem Podest, zwei Mal als Sieger. In diesem Jahr würde ich wieder gerne ganz oben stehen. Man kann und darf sich bei diesem Rennen niemals ausruhen. Emotional kosten mich die 24 Stunden mehr Energie als die physische Kraft, die man als Rennfahrer aufbringen muss."

Auch das Fahreraufgebot des Audi R18 e-tron quattro mit der Startnummer 3 will den Pokal: Marc Gene war 2009 Gesamtsieger in Le Mans. Oliver Jarvis stand vor einem Jahr in Le Mans erstmals auf dem Podium und gewann im März mit dem R18 e-tron quattro das 12-Stunden-Rennen in Sebring. Lucas di Grassi erlebt eine Premiere: Der Brasilianer bestreitet sein erstes Le-Mans-Rennen. Er hat seit seinem WEC-Debüt mit Audi im vergangenen September seine bisherigen drei Einsätze stets auf dem Podium beendet. Dabei profitierte er immer wieder vom Erfahrungsschatz seiner Teamkollegen aus der Audi-Fahrermannschaft, die nicht weniger als 17 Le-Mans-Siege auf sich vereinigt.


Fotos: Testfahrten in Le Mans


"Mein erstes Rennen in Le Mans wird eine großartige Erfahrung sein, bei der ich viel lernen werde", freut sich di Grassi auf seine WM-Premiere. "In unserem Team fahren Legenden wie Tom Kristensen und Allan McNish. Es ist ein Privileg, zu einer solchen Mannschaft zu gehören. Bis zum Ende durchzufahren, zu lernen und so gut wie möglich zu sein - das sind meine Ziele", so der Brasilianer. "Wir sind gut vorbereitet, wie wir schon in Silverstone und Spa gezeigt haben", meint Teamkollege Gene. "Ich erwarte, dass wir um den Sieg kämpfen können. Ich trete zum siebten Mal in Le Mans an und hatte vorab noch nie ein so gutes Gefühl wie in diesem Jahr."

R18 e-tron quattro in mehreren Bereichen überarbeitet

Audi R18 Cockpit

Kameras und Bildschirme sind einer Ergänzung zu den Rückspiegeln Zoom

"Nach Platz drei im Vorjahr würde ich natürlich in diesem Jahr gerne noch höher auf das Podest klettern", sagt Jarvis. "Aber zunächst einmal muss man überhaupt erst aufs Podium kommen. Beim wohl härtesten Rennen der Welt ist alles möglich. Ich glaube an unsere Wettbewerbsfähigkeit - im Kampf mit unseren Teamkollegen, aber auch mit Toyota."

Technologisch hat sich das Team um Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich und Chris Reinke, Leiter LMP, ebenfalls gründlich auf das härteste Rennen der Saison vorbereitet. Der Audi R18 e-tron quattro wurde am Motor, am Hybrid-System, beim ultra-Leichtbau und in weiteren Bereichen seit dem Vorjahr gründlich überarbeitet. In Le Mans startet der Diesel-Hybrid-Sportwagen zudem mit einer optimierten Aerodynamik.

Seine Rolle als Technik-Pionier unterstreicht Audi mit den hochleistungsfähigen LED-Scheinwerfern mit Matrix-Beam-Technologie, dem digitalen Rückspiegel mit AMOLED-Bildschirm und weiteren zukunftsweisenden Detaillösungen. Seit mehr als 30 Jahren überträgt Audi zahlreiche Innovationen aus dem Motorsport in seine Produkte. Die Kunden profitieren von Ideen wie dem Allradantrieb quattro, den modernsten TDI- und TFSI-Antrieben ebenso wie von den jüngsten Innovationen zur aktiven Sicherheit.

Wiederauflage des Duells Audi vs. Toyota

Anthony Davidson, Sebastien Buemi, Stephane Sarrazin, Tom Kristensen, Loic Duval, Allan McNish

Audi und Toyota werden auch 2013 den Gesamtsieg unter sich ausmachen Zoom

Im Duell zwischen Langstrecken-Weltmeister Audi und Herausforderer Toyota steht es aktuell 5:3. Doch obwohl Audi in diesem Jahr bei den Sportprototypen bisher ungeschlagen ist und auch beim Testtag in Le Mans am 9. Juni Bestzeit fuhr, bleibt ein Fragezeichen: Mehr denn je gilt es als offen, ob eine Einstufung von Diesel- und Ottoantrieben so ausgeglichen ist, dass über die Distanz faire Kräfteverhältnisse herrschen. In mehreren Schritten wurden den Diesel-Sportwagen seit Januar schärfere Restriktionen auferlegt.

"In diesem Jahr wird Le Mans eine besonders große Herausforderung für uns. In den letzten Monaten ergaben sich verschiedene Regeländerungen. Dadurch wurden wir in eine Position gebracht, in der es schwierig wird, den Wettbewerb über die Renn-Performance für uns zu entscheiden", sagt Ullrich. "Wir werden uns auf unsere Stärken als Team besinnen, die wir schon mehrfach gezeigt haben. Es geht um hundertprozentig perfekte Arbeit. Wir müssen die Standzeiten in den Boxen auf ein Minimum reduzieren und so versuchen, die Restriktionen auszugleichen, die das Reglement uns auferlegt."


Fotos: Audi 2013 in der WEC


"Wir haben uns mit dem gesamten Team gründlich auf das wichtigste Rennen des Jahres vorbereitet und treten, wie bei Audi üblich, auch in diesem Jahr mit einigen Innovationen an", sagt Einsatzleiter Reinke. "Am Testtag vor einer Woche haben wir über die Kräfteverhältnisse in diesem Jahr noch nicht viel gelernt. Auch die ersten beiden WEC-Rennen waren nicht repräsentativ. Wir sind gespannt, wie sich die Rennwoche entwickelt und ob der Kampf entstehen kann, den sich das Publikum und wir alle so sehr wünschen - ein ausgeglichener Wettbewerb um den Gesamtsieg. Wir haben unsererseits alles dafür getan."

"Wir hoffen sehr, dass wir in diesem Jahr einen Klassiker in Le Mans erleben, bei dem es für niemanden zu einfach wird", so Ralf Jüttner, Technischer Direktor des Einsatzteams Joest. "Vielleicht gewinnen wir im Qualifying einen Eindruck von absoluten Rundenzeiten. Wir werden aber wahrscheinlich erst im Lauf des Rennens feststellen, wie sich die jüngste Regeländerung auswirken wird. Erst dann können wir unsere Marschroute endgültig festlegen. Ich erwarte einen intensiven Kampf."