Audi gegen Peugeot: Bald mit offenen Karten
Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich über den LMS-Auftaktsieg und den wichtigen Renneinsatz in Spa-Francorchamps: "Besser vorbereitet nach Le Mans"
(Motorsport-Total.com) - Audi hat das erste direkte Duell 2010 gegen Peugeot für sich entschieden. Die Ingolstädter feierten beim Auftakt der Le-Mans-Series (LMS) einen souveränen Sieg und verschafften dem Audi R15 TDI plus somit ein perfektes Renndebüt. "Ein Sieg ist natürlich immer ein guter Einstand für so ein Projekt, und er bedeutet viel Motivation für die ganze Mannschaft, die im Vorfeld sehr hart daran gearbeitet hat, dass das Auto in Le Castellet gewinnen konnte", so Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich im 'Donaukurier'.
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Wolfgang Ullrich setzt auf intensive Vorbereitung seiner Audi-Mannschaft
"Der R15 plus ist ohne irgendein technisches Problem durchgefahren. Für uns war es ein Test unter Rennbedingungen. Denn es gibt keinen besseren Test als ein Rennen", erklärt Ullrich. Man habe in Südfrankreich ganz andere Erfahrungen sammeln können als bei einsamen Testfahrten. "Kleine Kontakte, enges Hinterherfahren, Aufsammeln von Gummi auf der Strecke. Das alles lässt sich nach einem Rennen mit 45 Autos viel besser auswerten als wenn man alleine testet."#w1#
Der Sieg in Le Castellet mag ein guter Auftakt in das Jahr 2010 sein, dennoch besagt ein solcher Erfolg nur wenig. Auch 2009 fuhr man beim ersten Einsatz des R15 in Sebring zum Sieg, später unterlag man im wichtigsten Rennen des Jahres in Le Mans jedoch der französischen Konkurrenz. Auch die Tatsache, dass man den Peugeot 908 HDi FAP im Rennen in Paul Ricard offenbar gut im Griff hatte, hat nicht allzu viel Aussagekraft.
Peugeot absolvierte den Einsatz nur mit der Kundenmannschaft Oreca, die noch nicht viel Erfahrung im Umgang mit dem Diesel hat. "Okay, ein Duell war es nicht", gibt Ullrich zu. "Aber der Peugeot fuhr schon richtig schnell. Im Vergleich mit unseren Zeiten konnten wir erkennen, dass wir mindestens das Performance-Niveau von Peugeot erreicht haben und sogar einen Tick schneller waren. Und das, obwohl wir mit einem nicht wirklich guten Setup gefahren sind."
Man setzt alle Hebel in Bewegung, um den Le-Mans-Titel zurückzuholen. In Sebring stand beispielsweise kürzlich ein 30-Stunden-Test auf dem Programm. "Wir sind dort über 5.000 Kilometer ohne Probleme und Defekte gefahren. Was der mechanischen Belastung von 8.000 Kilometern in Le Mans entspricht", beschreibt der Audi-Sportchef stolz. Der Sebring-Test wurde einzig durch einen Abflug von Mike Rockenfeller etwas behindert.
"Es soll und wird besser werden als 2009, als wir sozusagen bis Le Mans am großen Holz geschnitzt haben. Wir haben versucht, in den letzten sechs Wochen vor dem Rennen die Zeit aufzuholen, die wir bei der Vorbereitung aus verschiedenen Gründen verloren hatten", erklärt Ullrich die Marschroute. Der entscheidende Probelauf findet im Rahmen des LMS-Rennens in Spa-Francorchamps statt, wo sowohl Audi als auch Peugeot mit je drei Werkswagen antreten werden.
"In Spa kann nicht mehr viel vor der Konkurrenz verheimlicht werden. Wir fahren mit drei Autos, Peugeot mit drei. Wir werden dort ein ziemlich gutes Bild über das Performance-Verhältnis bekommen", sagt Ullrich. "Wir arbeiten momentan mit einem 99-Stunden-Tag, wollen auf 100 Stunden kommen. Spaß beiseite: Wir haben derzeit ein extrem intensives Entwicklungsprogramm, testen mitunter sogar gleichzeitig an zwei Orten."