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Glickenhaus im Pech: Starke Show, aber "nur" Klassensieg

Für die Scuderia Cameron Glickenhaus lief das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring nicht nach Plan - Bester SCG003C auf Platz 20, Siegchance vertan

(Motorsport-Total.com) - Es lagen alle Zutaten für die Sensation parat - selbst der Name hat gestimmt: Traum Motorsport hätte den Traum vom Sieg durchaus in die Tat umsetzen können, doch das Schicksal wollte es nicht. Die SCG003C spielten im Gesamtklassement keine Rolle, obwohl sie mit als Topfavoriten auf den Sieg ins Rennen gingen. "Das ist definitiv eine verpasste Gelegenheit", gibt Paolo Garella, Chef der Manifattura Automobili Torino, die die SCG003C gebaut hat, zu. (So liefen die 45. 24 Stunden auf dem Nürburgring)

Titel-Bild zur News: Andrea Piccini, Felipe Fernandez Laser, Franck Mailleux, Thomas Mutsch, Glickenhaus

Sie waren schnell, zuverlässig und fuhren neun Runden: Trotzdem ging es schief Zoom

Den Klassensieg in der SP-X-Kategorie hebt man selbst in der Pressemitteilung nicht sonderlich hervor - die Erwartungen waren nach der Pole-Position deutlich höher. Glickenhaus stolperte schlicht und einfach über die geringe Anzahl eingesetzter Fahrzeuge: Mit nur zwei Eisen im Feuer ist ein 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring heutzutage immer ein Risiko. Nicht umsonst schicken die großen deutschen Hersteller in der Regel vier und mehr Fahrzeuge an den Start. Weil klar ist, dass zwei oder drei das Rennen nicht überstehen werden, irgendeiner aber schon durchkommen wird. (Ticker-Nachlese: 24 Stunden auf dem Nürburgring 2017)

Die Scuderia Cameron Glickenhaus schickte lediglich zwei SCG003C in die "Grüne Hölle" und musste den Preis zahlen. "Macchinaquattro", Fahrzeug #704 (Westphal/Simonsen/Laser/Mailleux), führte zu Beginn des Rennens von der Pole-Position weg und lieferte sich einen packenden Kampf mit mehreren Audis um die Führung. Schon im ersten Stint deutete die SCG ihren Reichweitenvorteil an und fuhr als einziges Fahrzeug acht Runden im ersten Stint. Später sollte man tatsächlich regelmäßig neun schaffen, was eigentlich von den Regelmachern nicht vorgesehen war. Was alles noch bitterer macht. (Glickenhaus: Le-Mans-Traum lebt weiter)

Autos hielten problemlos

Ausgerechnet der lange Anfangsstint wurde der Mannschaft von Jim Glickenhaus zum Verhängnis: Durch den längeren ersten Stopp fiel "Macchinaquattro" ins Mittelfeld der GT3-Fahrzeuge zurück und musste sich mit Teams herumschlagen, die deutlich früher (und kürzer) gestoppt haben - natürlich mit dem Vorteil des späteren Boxenstopp-Rhythmus. So kam es, dass nach zweieinhalb Stunden Franck Mailleux von einem Fahrzeug getroffen wurde, das boxenstoppbereinigt eigentlich viel weiter hinten auf der Strecke lag. Doch der Auffahrunfall, für den Mercedes-Pilot Thomas Jäger die volle Verantwortung übernahm, warf #704 aussichtslos zurück.

Nach der 15-Minuten-Reparaturpause waren eineinhalb Runden verloren und der Sieg damit außer Reichweite. Nichtsdestotrotz kämpfte Traum Motorsport weiter. Jeff Westphal, der zum Starfahrer der SCG wurde, sorgte für die zweitschnellste Zeit des gesamten Rennens. "Es war unglaublich, die Pole-Position zu holen und die Glickenhaus-Trophäe zu gewinnen", sagt der US-Amerikaner. "Es ist schade, dass sich das Rennen nicht in unsere Richtung entwickelt hat, aber insgesamt war es ein erfolgreiches Wochenende."

Das endgültige Ende kam durch einen Unfall am Sonntagmorgen von Andreas Simonsen im Flugplatz. Was dafür gesorgt hat, dass der Bolide urplötzlich ausbrach, wird noch untersucht. Die Aufhängung war jedenfalls in Ordnung. Im Verdacht steht, dass man auf für die steigenden Temperaturen zu weichen Dunlop-Reifen gefahren ist.

Einheitsbauteil verhagelt Rennen für "Macchinadue"

Das Schwesterfahrzeug #702 (Mutsch/Piccini/Laser/Mailleux) war bereits aus dem Kampf um den Sieg raus, als es losging: Der SCG003C ging mit einem defekten Rückschlagventil am Tankmechanismus ins Rennen. Dabei handelt es sich um ein Einheitsbauteil, das erworben werden muss, fällt also nicht in die Verantwortung der Scuderia Cameron Glickenhaus. Durch das defekte Sicherheitsventil funktionierte die Tankentlüftung nicht mehr richtig. Der Tank schien ein regelrechts Eigenleben zu führen. "Manchmal konnten wir sieben Runden fahren, manchmal nur vier", wundert sich Thomas Mutsch im Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

Mit den viel zu kurzen Stints konnte "Macchinadue" nicht in den Kampf um den Sieg eingreifen. Abgesehen von jenem Problem fuhr das Fahrzeug ein fehlerfreies Rennen und sah auf Rang 20 die Zielflagge, inklusive Klassensieg in der SP-X-Klasse. "Unserem Auto muss man keinen Vorwurf machen", sagt Garella, "aber wir kommen unserem Sieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring immer näher. Die Pole-Position war eines der Highlights des Wochenendes und hat weltweit Schlagzeilen gemacht. Sie beweist die Fähigkeiten dieser fantasieren Maschine."

Ob man 2018 zum Nürburgring zurückkehrt ist noch offen. Doch die Stimmung im Team ist eindeutig: Mit der Nordschleife hat Traum Motorsport jetzt eine Rechnung offen...