Estre verursacht Überschlag - und kostet dem "Grello"-Porsche wohl den 24h-Sieg!

(Motorsport-Total.com) - Mehr als 18 Stunden lang machte alles den Anschein, dass der Manthey-EMA-Porsche #911 (Estre/Güven/Preining) als sicherer Sieger aus dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 2025 hervorgehen würde. Doch dann ereignete sich ein folgenschwerer Zwischenfall: Kevin Estre kollidierte im Überrundungsverkehr mit dem Dörr-Aston-Martin #179.

© 24h Nürburgring/YouTube

Der Moment des Rennens? Kevin Estre kollidiert mit dem Aston Martin Zoom

Fast drei Stunden später folgte die bittere Entscheidung: Der "Grello"-Porsche bekommt eine Zeitstrafe von 1:40 Minuten aufgebrummt und verliert damit wohl den sicher geglaubten Sieg. In der Schlussphase des Rennens kann das Manthey-Trio kaum noch aus eigener Kraft gewinnen, denn der Rowe-BMW #98 (Farfus/Krohn/Marciello/van der Linde) ist aktuell das schnellere Fahrzeug.

Update, 14:02 Uhr: Manthey hat einen Protest gegen die Strafe eingelegt. Nun bleibt zu hoffen, dass es in den letzten zwei Stunden noch eine Entscheidung gibt.

Die Performance des beliebten "Grello"-Porsche war bis dahin nahezu makellos, der Vorsprung auf die Verfolger zeitweise sogar riesig. Doch der Rowe-BMW #98 holte in der Nacht und den frühen Morgenstunden mit Raffaele Marciello am Steuer zeitweise enorm auf und schaffte es somit, die Lücke wieder zu schließen.

Am Sonntag gegen halb elf hing der BMW-Pilot dem führenden Kevin Estre bereits an der Stoßstange. Und dann zeigte der Franzose Nerven: Er sah beim Überrunden eine Lücke, doch der Dörr-Aston-Martin machte die Tür zu. Es kam zur Kollision, woraufhin der GT4-Bolide in die Leitplanke krachte und sich spektakulär überschlug.

"Für mich ist es ziemlich eindeutig", sagt BMW-Werkspilot Marciello, der zu diesem Zeitpunkt nach der Führung griff. "Wir haben für deutlich weniger eine 30-Sekunden-Strafe bekommen. Also erwarte ich eine große Strafe für den Porsche, aber das liegt nicht in unserer Hand."

Manthey-Team könnte eine Strafe drohen

Seine Aussage verweist auf eine Strafe, die der Rowe-BMW #98 am Samstagabend erhalten hatte. Diese wurde jedoch nach Prüfung der Faktenlage wieder zurückgenommen. Das BMW-Team konnte nachweisen, dass der Porsche-Pilot, den Kelvin van der Linde am Abend umgedreht hatte, vorher vom Gas gegangen war und der Südafrikaner die Kollision deshalb nicht vermeiden konnte.

Der Vergleich mit dem Zwischenfall von Estre hinkt deshalb. "Wir werden weiter pushen und versuchen, die Führung auch auf der Strecke zu übernehmen, falls sie keine Strafe bekommen", kündigte Marciello vor der Entscheidung an. Jetzt bekommt Rowe den Sieg auf dem Silbertablett.

© Jochen Merkle

Der Rowe-BMW #98 hat sich am Sonntag die Führung geschnappt Zoom

Glück im Unglück hatte aber vor allem Rolf Scheibner, der am Steuer des verunglückten Dörr-Aston-Martin saß. Nach dem Überschlag blieb das Fahrzeug auf dem Dach liegen, doch Scheibner konnte es aus eigener Kraft verlassen. "Rolf geht es gut", sagt Teamchef Rainer Dörr. "Er ist aus Sicherheitsgründen im Krankenhaus. Zum Unfall an sich kann ich nichts sagen, die Situation muss ich mir in Ruhe nochmal angucken."

Farfus kann Tempo von Estre nicht mitgehen

Auch Marciello selbst entging nur knapp einem folgenschweren Zwischenfall. Um dem Aston Martin auszuweichen, musste er über die Wiese fahren und sprang in einem spektakulären Manöver über den Randstein. Der Rowe-BMW #98 überstand die Situation ohne Schaden, sodass Augusto Farfus am Ende der Runde planmäßig das Steuer übernehmen konnte.

Estre blieb zunächst für einen weiteren Stint im Auto, verschwand anschließend auf direktem Wege in der Manthey-Lounge über den Boxen. Kurze Zeit später ging es gemeinsam mit Rainer Dörr zu den Sportkommissaren, um den Vorfall aufzuklären.

Der Polesetter übergab das Steuer an Ayhancan Güven, der sich am Mittag schließlich gegen Augusto Farfus geschlagen geben musste. Auch ohne Strafe ging der Rowe-BMW #98 bereits in Führung, setzte sich innerhalb weniger Runden um mehrere Sekunden ab und fährt aktuell in Richtung Sieg, wohl auch ohne die Strafe gegen "Grello".