24h Nürburgring trotz Fahrermangel: So kam der Rowe-BMW zustande

BMW stemmt den Eifel-Klassiker mit nur einem Auto - Andreas Roos und HP Naundorf erklären, welche Hürden aus dem Weg geräumt werden mussten

(Motorsport-Total.com) - Der Aufschrei war groß: "Nur ein Top-BMW bei den 24 Stunden vom Nürburgring" - so titelten viele. Doch korrekt müsste es eigentlich heißen: Überhaupt ein werksunterstützter BMW beim Langstreckenklassiker in der Eifel. Denn intern wurde nicht zwischen einem oder zwei Fahrzeugen diskutiert, sondern zwischen einem oder gar keinem.

Titel-Bild zur News: Augusto Farfus, Jesse Krohn, Raffaele Marciello und Kelvin van der Linde werden für Rowe die 24h Nürburgring bestreiten

Augusto Farfus, Jesse Krohn, Raffaele Marciello und Kelvin van der Linde werden für Rowe die 24h Nürburgring bestreiten Zoom

Denn der diesjährige Triple-Header aus den drei 24-Stunden-Rennen in Le Mans, auf dem Nürburgring und in Spa an aufeinanderfolgenden Wochenenden und noch dazu das parallel zum Eifelklassiker stattfindende 6-Stunden-Rennen der IMSA in Watkins Glen trifft BMW besonders hart.

Die Münchner sind mit reinen Werksaufgeboten oder Werksunterstützung bei allen vier Veranstaltungen im Einsatz. Während andere Hersteller auf einen größeren Pool an Fahrern zugreifen können (etwa Porsche-Spezialisten, die keine reinen Werksfahrer sind) oder gar nicht bei allen Rennen im Einsatz sind, herrscht bei BMW personeller und logistischer Ausnahmezustand.

"Ich fand es ehrlich gesagt etwas schade, dass so kritisch gesehen wurde, dass wir nur ein Auto bringen. Denn eigentlich müssen wir froh sein, dass wir überhaupt eins bringen konnten. Wir haben uns stark bemüht und auch viel diskutiert, wie wir das überhaupt umsetzen können", sagt BMW-Motorsportchef Andreas Roos im Gespräch mit Motorsport-Total.com.

Dass BMW 2025 mit einem hochkarätig besetzten Rowe-BMW M4 GT3 am Nürburgring antritt, sei keine Selbstverständlichkeit, betont Roos. "Ich glaube, wir können auch stolz darauf sein, so ein Auto dort an den Start zu bringen."

"Klar, wir haben eine sehr, sehr große Historie am Nürburgring. Wir haben immer noch die meisten Gesamtsiege beim 24-Stunden-Rennen. Und natürlich fahren wir dort unheimlich gerne - unser Ziel war es definitiv nicht, nur mit einem Auto anzutreten. Aber es stand tatsächlich zur Diskussion, ob wir überhaupt fahren können."

Fahrer, Logistik, Personal: Eine Mammutaufgabe

Die Herausforderungen hinter den Kulissen seien enorm gewesen - nicht nur personell, sondern auch logistisch: "Wenn wir am Nürburgring fahren, müssen wir eigentlich gleichzeitig an anderer Stelle [in Spa] schon die nächste Box aufbauen", erklärt Roos. "Das sind logistische Themen, die man stemmen muss - vor allem bei so engen Zeitplänen."

Die SRO hat den betroffenen Teams, unter anderem Rowe, GetSpeed, Walkenhorst und Dinamic, bereits logistische Hilfe zugesagt. Es wird ein Kraftakt, denn nach dem kräftezehrenden Nürburgring-Wochenende müssen alle Teams sofort die LKW beladen und diese auf eine rund zweistündige Reise nach Belgien schicken. Der Weg führt größtenteils über Landstraßen.

Problematisch ist die Sache vor allem wegen Arbeitszeiten. Motorsport-Total.com weiß von mehreren hochrangigen Personen bei Herstellern und Zulieferern, die sowohl in Le Mans als auch am Nürburgring im Einsatz sind, dass sie die beiden Renntage aus arbeitsrechtlichen Gründen nicht in der Eifel verbringen können und am Freitagabend abreisen müssen.

Andreas Roos

Andreas Roos ist mit den Schlagzeilen nicht happy Zoom

Das schwierigste, betont Roos allerdings, war die Fahrerverfügbarkeit. "Es sind ja nicht nur drei 24-Stunden-Rennen in Folge, sondern auch noch das IMSA-Rennen in Watkins Glen parallel zum Nürburgring", sagt Roos. "Sowohl die Teams als auch wir bei BMW haben nur begrenzte Kapazitäten - sei es an Personal, Fahrern oder Equipment."

Letztlich wagen Raffaele Maricello, Augusto Farfus und Kelvin van der Linde das Triple an 24-Stunden-Rennen. Die Vorfreude ist bei allen riesig. Doch damit ist es lange nicht getant, wie Roos betont: "Das fängt ja schon mit dem Le-Mans-Vortest [am 8. Juni] an." Gleichzeitig fährt die TM in Zandvoort.

"Und nach den drei 24-Stunden-Rennen und der IMSA Watkins Glen geht es ja auch direkt weiter mit der DTM am Norisring und danach mit der WEC in Sao Paulo. Das heißt, wir haben über Wochen hinweg durchgängig Rennen - und die drei großen 24-Stunden-Rennen innerhalb von drei Wochen sind einfach eine riesige Herausforderung."

Dass BMW diese Herausforderung zumindest in Form eines Fahrzeugs am Nürburgring meistert, sei deshalb ein Erfolg an sich, so Roos: "Wir haben zusammen mit Rowe Racing eine Möglichkeit gefunden, wie wir das umsetzen können - und sind superhappy, dass wir das hinbekommen haben. Denn so sind wir tatsächlich bei allen drei großen 24-Stunden-Rennen vertreten."

Ohne Werksfahrer hätte Rowe es nicht gemacht

Rowe-Teamchef HP Naundorf äußert gegenüber Motorsport-Total.com etwas mehr Verständnis für die Schlagzeilen: "Ich verstehe es schon, dass es überall heißt, dass es nur ein BMW ist, weil ja BMW häufig die Rekordanzahl an Fahrzeugen im Feld stellt und Rekordsieger beim Rennen ist. Wir alle wissen, warum es so ist. Das können wir nicht ändern. Wir haben alles getan, um überhaupt ein Fahrzeug hier er zu bringen."

Naundorf betont, dass er unbedingt Werksfahrer für das Projekt wollte: "Unser Anspruch ist natürlich immer, sowohl von BMW als auch von uns, mit Werksfahrern zu fahren, und nicht einfach Fahrer von der Straße einzukaufen.

"Wir haben jetzt eine Lösung gefunden, beide Rennen [Nürburgring und Spa] zu stemmen. Dafür brauchen wir mehr Personal, mehr Businessmanagement, mehr Material, mehr Ressourcen. Da haben unsere Partner eben auch mitgespielt und gesagt, ja, sie würden das eben auch gerne so machen."


Fotostrecke: Alle Sieger der 24 Stunden Nürburgring

Hinzu kommt, dass der Aufwand mit einem Auto gar nicht so viel geringer ist als man denken könnte: "Wir haben bei den Planungen schnell festgestellt, dass man mit einem Auto nicht den halben Personalaufwand hat. Es sind eher 70 bis 80 Prozent Personal." Deshalb dankt er auch den anderen Teams in seiner Box, dass seine Motorsport Competence Group mehr Platz einnehmen kann als es bei einem Auto üblich wäre.

"Downsizing zu betreiben, ist gar nicht so einfach. Das wird jeder bestätigen, der das schon einmal in seinem Business gemacht hat", so Naundorf weiter. "Wir arbeiten am Nürburgring in einem Schicht-System. Da müssen wir viel strukturieren, um die Leute für diese langen 14 Tagen zu entlasten." In Spa-Francorchamps tritt Rowe Racing wieder mit zwei Autos an, weshalb dort die volle Mannstärker zu jeder Zeit benötigt wird.

Am Nürburgring hat der Start mit einem Auto natürlich sportliche Konsequenzen: "Wir haben in den vergangenen Jahren immer eine Ausfallquote von 50 Prozent gehabt. Wenn man nur ein Auto hat, ist ein Ausfall gleich eine 100-Prozent-Quote. Deshalb müssen wir bei den Fahrern das Bewusstsein schärfen, auch mal etwas vorsichtiger zu fahren."

Rowe Racing siegte 2020 bei den 24 stunden vom Nürburgring. Im vergangenen Jahr wollte sich das Team den Sieg beim DMSB-Berufungsgericht erstreiten, unterlag jedoch mit seinem Einspruch.

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