Kiefer: "Die WM ist ein sehr teurer Sport"

Bradl-Teamchef Stefan Kiefer spricht über die finanzielle Herausforderung Motorrad-WM und die Pläne, weitere deutsche Talente zu finden

(Motorsport-Total.com) - Auf das deutsche Kiefer-Team, das in den vergangenen Jahren zumindest von den Mainstream-Medien kaum beachtet wurde, bricht momentan eine wahre Flut herein: Seit dem Podestplatz von Stefan Bradl beim Saisonauftakt in Katar und den anschließenden Topresultaten des Youngsters in Spanien und Portugal ist der Name Kiefer in aller Munde.

Titel-Bild zur News: Stefan Bradl

Dank Stefan Bradl ist das Kiefer-WM-Team momentan in aller Munde

Geleitet wird der 125er-WM-Rennstall von den Brüdern Stefan und Jochen Kiefer, wobei sich Stefan um das Management kümmert und Jochen für die Technik verantwortlich ist. Die Kiefers besitzen in Weierbach in Idar-Oberstein ein Motorradgeschäft und betreiben nebenbei noch ihr Rennteam, das ja nicht nur in der Weltmeisterschaft an den Start geht, sondern auch in der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM).#w1#

Balanceakt: Zwischen Geschäft und WM

Sich bei dieser Belastung auch noch um das Geschäft zu kümmern, sei "nicht einfach", erklärte Stefan Kiefer gegenüber 'Eurosport': "Wir machen das jetzt schon ein paar Jahre, sind damals ja auch schon in der Europameisterschaft 16, 17 Rennen unterwegs gewesen. Damit haben wir Erfahrung - und sehr gute Leute, die uns vorbildlich ersetzen, wenn wir weg sind. So gesehen ist es machbar. Aber natürlich erfordert es Einsatz. Wenn man das nicht bringt, geht es überhaupt nicht."

Die Abläufe sind klar geregelt: "Jochen ist im Geschäft wie auch im Rennsport für die Technik zuständig, demnach ist er immer als Erster an der Rennstrecke. Ich versuche, so lange wie möglich im Geschäft zu bleiben." Die Kiefer GmbH wurde 1992 gegründet, beschäftigt insgesamt fünf Mitarbeiter und vertreibt auf 2.700 Quadratmetern Motorräder von Suzuki und Yamaha. Aprilias bekommt man bei den Kiefers seit 2004 nicht mehr.

Durch die Leistungen von Bradl kommt es natürlich auch vor, dass die Brüder im Geschäft auf die sportlichen Aktivitäten angesprochen werden: "Der Erfolg wird wahrgenommen", bestätigte Stefan Kiefer. "Es kommen etliche Leute in den Laden. Ob es dazu reicht, auch mehr Motorräder zu verkaufen, wird sich zeigen - noch nicht. Aber vielleicht kommt das ja noch." Das wäre wünschenswert, denn der WM-Spaß ist durchaus teuer.

Bradls Motorrad kostet 180.000 Euro

Die Leasinggebühr für die werksunterstützte Bradl-Aprilia plus ein Ersatzbike beträgt zum Beispiel 180.000 Euro. Darüber hinaus fahren auch noch Robin Lässer und der Rumäne Robert Muresan für Kiefer. Muresan ist wegen des osteuropäischen Marktes ein Eingeständnis an Sponsor Alfred Gangelberger, dessen Grizzly-Gas-Logos großformatig auf den Kiefer-Motorrädern kleben - für eine Sponsoringsumme von mehr als 400.000 Euro pro Jahr, wie man hört.

Stefan Bradl

Sternstunde: Beim Saisonauftakt in Katar fuhr Stefan Bradl erstmals auf das Podium Zoom

"Die WM", gab Stefan Kiefer zu Protokoll, "ist ein sehr teurer Sport, den man sich nur leisten kann, wenn man zahlungskräftige Sponsoren hat. Bei uns ist das hauptsächlich Grizzly Gas als Hauptsponsor. Wir sind sehr glücklich, das Motorrad leasen zu können und dadurch Erfolg zu haben. Wir haben aber auch alle unsere kleinen Sponsoren behalten können. Dieses Gesamtpaket macht diese Leistungen möglich."

Grizzly Gas wohl auch 2009 an Bord

Die Summen, die die Motorrad-WM verschlingt, bedeuten natürlich jedes Jahr einen wahren Überlebenskampf für ein so kleines Privatteam, aber: "Das Budget ist für dieses Jahr gesichert, wir haben nur loyale Partner", hielt Kiefer beim Portugal-Grand-Prix zufrieden fest. Auch mit Grizzly Gas gibt es offenbar "gar keine" Probleme: "Wir haben einen Vertrag für dieses Jahr mit einer Option auf das zweite Jahr."

Ziel der Kiefer-Truppe ist es übrigens, im Gegensatz zu einigen anderen Privatiers mit dem Engagement nicht in erster Linie reiche Bezahlfahrer zu fördern, sondern vor allem den deutschen Nachwuchs. Stefan Kiefer: "Deswegen haben wir ja den Schritt gemacht, weiterhin in der IDM präsent zu sein. Es ist das Ziel, mehr Deutsche in die Motorrad-WM zu bringen." Im Sog der Bradl-Mania wäre das Timing dafür jedenfalls perfekt...