• 16.11.2008 11:13

  • von Stefan Ziegler

Tourenwagen-Weltmeister Yvan Muller im Porträt

Im ersten Rennen in Macao machte Yvan Muller (SEAT) mit Platz drei seinen WM-Titel in der WTCC perfekt - 'Motorsport-Total.com' stellt den Weltmeister vor

(Motorsport-Total.com) - Mit einer starken und mutigen Fahrt zugleich sicherte sich Yvan Muller in Macao die entscheidenden Punkte, um als Fahrerweltmeister aus dieser Saison hervorzugehen. Nach 23 von insgesamt 24 WM-Läufen zur Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC hatte Gabriele Tarquini keine Chancen mehr, seinem SEAT-Teamkollegen noch gefährlich zu werden. Muller präsentierte sich sowohl in der Qualifikation als auch im Rennen äußerst angriffslustig, was schließlich mit Podium und WM-Titel belohnt wurde.

Titel-Bild zur News: Yvan Muller

Yvan Muller ist am Ziel: Der SEAT-Pilot wurde Tourenwagen-Weltmeister 2008

Für Muller schließt sich dadurch in Macao ein Kreis, den er bereits vor einem Jahr zu einer runden Sache hätte machen können. Doch das Schicksal sah nicht vor, dass der Topfavorit 2007 auch am Ende der beiden Sprintrennen in Macao noch auf P1 der Gesamtwertung zu finden war. Ein Jahr nach der großen Schlappe gegen Andy Priaulx (BMW), feierte Muller in Macao seinen bis dato größten Triumph. 'Motorsport-Total.com' stellt den neuen Champion vor.#w1#

Erste Rennsport-Erfahrungen in der Formel 3

Yvan Muller begann seine Rennfahrer-Karriere relativ spät und absolvierte im Alter von 18 Jahren erste Kartrennen in Frankreich. Der am 16. August 1969 in Altkirch geborene Franzose wechselte 1988 in den Formelsport und ging in der Französischen Formel Renault an den Start, die er als Gesamtdritter abschloss. Von 1989 bis 1991 war Muller in der französischen Formel 3 unterwegs, wobei ein abschließender dritter Rang das beste Endresultat darstellte.

Yvan Muller

In den Straßen von Macao machte Yvan Muller seinen WM-Titel perfekt Zoom

In der britischen Formel-2-Meisterschaft reichte es daraufhin 1992 zum Meistertitel, ehe sich Muller 1993 mit eher mäßigem Erfolg in der Formel 3000 versuchte. 1994 wechselte der 39-Jährige in den Tourenwagensport, dem er bis heute treu bleiben sollte. Im zweiten Anlauf holte sich Muller 1995 den Titel in der französischen Supertourenwagen-Meisterschaft, ehe er 1996 und 1997 erst in Italien und dann in Deutschland unterwegs war.

Seine größten Erfolge feierte Muller allerdings in Großbritannien und in der britischen Tourenwagen-Meisterschaft BTCC. Der Franzose avancierte schnell zum Frontrunner und war 2003 der Mann der Stunde, belegte allerdings am Jahresende auch gleich mehrfach Rang zwei. Bis 2005 blieb er der BTCC treu und wechselte schließlich zu Beginn des Jahres 2006 in die Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC.

Tourenwagen-Spezialist Muller wechselt in die WTCC

Seither geht Muller für die spanische SEAT-Truppe an den Start und zeichnet unter anderem für den ersten Rennerfolg eines Dieselmotors verantwortlich. So läutete Muller in Oschersleben 2007 eine neue Ära in der Tourenwagen-WM ein, die kaum ein Jahr später die Seriensieger von BMW vom WM-Thron stoßen sollte. Zuvor musste Muller aber einen herben Rückschlag einstecken, denn er sah schon 2007 wie der sichere Weltmeister aus.

Yvan Muller und Andy Priaulx

Andy Priaulx gab seinen Titel weiter an Yvan Muller - eine reine Leihgabe? Zoom

Als Tabellenführer und Favorit reiste Muller nach Macau, nur um dort eine der größten Enttäuschungen seiner Karriere hinnehmen zu müssen. Zum Schluss fehlten nur wenige Runden bis zum Titel, den sich wieder einmal Andy Priaulx sichern konnte. Muller steckte aufgrund dieser Niederlage den Kopf nicht in den Sand und kam 2008 stark zurück, wie die jüngsten Ergebnisse zweifelsfrei belegen.

Die Saison begann für den SEAT-Fahrer schon nach Maß, gleich im ersten WM-Lauf in Curitiba stand Muller ganz oben auf dem Siegerpodest. Nach dem zweiten Rennen in Brasilien kristallisierte sich auch schon das spätere Titelduell gegen Teamkollege Gabriele Tarquini heraus: Die beiden Kontrahenten reisten punktgleich nach Mexiko und sollten sich über das gesamte Jahr hinweg ein packendes Duell auf der Rennstrecke liefern.


Fotos: WTCC in Macao


Happyend in Macao - der Titel ist da!

In Brands Hatch - ausgerechnet beim britischen Gastspiel der WTCC - eroberte sich Muller die Führung in der Gesamtwertung von Teamkollege Tarquini und baute seinen anfänglich geringen Vorsprung stetig aus. Während Tarquini gleich mehrere Nullnummern schrieb, sammelte Muller an jedem Rennwochenende Punkte - in einer so hart umkämpften Meisterschaft wie der WTCC eine Grundvoraussetzung im Titelkampf.

Yvan Muller

Nachdem er den Titel 2007 verpasst hatte, war Muller 2008 nur selten optimistisch Zoom

Mit drei Saisonsiegen aus Curitiba, Imola und Monza sowie vier Podestplatzierungen in Pau, Estoril und Brands Hatch im Gepäck, wurde der ehemalige Formel-Pilot schließlich mit exakt 100 WM-Zählern beim Saisonfinale in Macau vorstellig, wo er sich seinen großen Traum erfüllte und den WM-Titel eroberte. Nach der knappen Schlappe aus dem Vorjahr machte Muller so den Doppeltriumph für SEAT perfekt, die auch bei den Herstellern die neue Nummer eins sind.

15 Jahre nach Alain Prost ist Yvan Muller damit der nächste französische Weltmeister auf der Rundstrecke. Sein Landsmann hatte 1993 zum vierten und letzten Mal in der Formel-1-WM triumphiert. Neben Prost, Jean-Louis Schlesser, Didier Auriol und Seriensieger Sébastien Loeb ist Muller der fünfte Automobil-Weltmeister Frankreichs - Sébastien Bourdais' ChampCar-Titel zählen nicht als Weltmeisterschaften.