22.12.2011 09:23
von Stefan Ziegler

Rückblick 2011: Team Engstler

Der spektakuläre Sieg in Oschersleben, der Gewinn der Privatierwertung und interessante Pläne: Teil 11 des Rückblicks handelt vom Engstler-Rennstall

(Motorsport-Total.com) - 344 Rennrunden, zahlreiche packende Zweikämpfe, sechs strahlende Laufsieger und ein erfolgreicher Titelverteidiger: Die WTCC begeisterte im abgelaufenen Rennjahr durch engen Motorsport und viele spektakuläre Szenen. Von Südamerika über Europa nach Asien - Chevrolet hatte die Konkurrenz von Anfang an sehr gut im Griff und setzte sich letztendlich deutlich gegen BMW, SEAT und Volvo durch.

Franz Engstler und sein Team fuhren in der Tourenwagen-WM zu vielen Erfolgen

Doch so souverän die Herstellerwertung entschieden wurde, so erbittert kämpften die Piloten um die Fahrerkrone. Yvan Muller, Rob Huff und Alain Menu lieferten sich ein sehr beeindruckendes Duell, das schließlich in einem ungeheuer spannenden Finale mündete. 'Motorsport-Total.com' blickt nun zurück auf die WTCC-Saison 2011 und zeichnet den Jahresverlauf nach. Heute: Team Engstler.

Der Rennstall aus dem Allgäu erlebte seine bisher beste Saison in der WTCC. Mit dem BMW 320 TC fuhren Franz Engstler - der einzige Deutsche im Starterfeld- und sein dänischer Teamkollege Kristian Poulsen von Anfang an auf Top-10-Niveau. Beide standen im Jahresverlauf je einmal als Dritter auf dem Treppchen, wobei Engstler sogar das Kunststück gelang, einen WTCC-Laufsieg zu ergattern.

Und das just beim Heimspiel in Oschersleben und vor vielen Gästen von Hauptsponsor Liqui Moly. Engstler, wenige Tage vor dem Rennevent 50 Jahre alt geworden, konnte sein Glück kaum fassen, als er endlich einmal als Erster abgewinkt wurde. "Die letzte Runde war sicherlich die längste Runde seit langer Zeit", meint der Routinier. Die Zieldurchfahrt sei dann schlichtweg "absolut irre" gewesen.

Engstler und Poulsen mit klasse Rennsaison

"Eigentlich dachte ich zuerst an meine Mannschaft. Ich dachte mir: 'Das haben sich die Jungs verdient.' Es war einfach nur fantastisch", erläutert Engstler. Für den Deutschen war dieser Erfolg auch eine Bestätigung im Hinblick auf die sportliche Zukunft. "Für mich ist es das Wichtigste, dass ich noch den Ehrgeiz und den Biss habe. Das freut mich persönlich unheimlich", hält Engstler fest.

Franz Engstler in Oschersleben: Endlich gab's den verdienten ersten Laufsieg Zoom

Teamintern musste der 50-Jährige seinem 32-jährigen Stallgefährten in der Endabrechnung jedoch den Vortritt lassen. Poulsen erwischte 2011 ein nahezu perfektes Jahr und belegte mit 112 Punkten den siebten Platz in der WM-Gesamtwertung. Der BMW-Pilot sicherte sich darüber hinaus den Titel bei den Privatfahrern, indem er sich mit 141 Zählern gegen seine zahlreichen Rivalen durchsetzte.

Fotos: WTCC-Höhepunkte 2011: Engstler

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Engstler brachte es im abgelaufenen Rennjahr auf 88 WM-Punkte und Platz acht, außerdem kam er bei den Privatiers der WTCC mit 125 Zählern als Gesamtdritter über die Linie. Der Rennstall aus Wiggensbach erreichte mit Poulsen und Engstler außerdem den ersten Platz in der Teamwertung. Sehr viel besser hätte es für die Mannschaft um Teammanager Kurt Treml also nicht laufen können.

Strahlende Gesichter beim Team aus Wiggensbach

Entsprechend positiv fällt das Saisonfazit aus: "Ich bin wirklich stolz auf meinen Teamkollegen Kristian Poulsen. Er entschied die Meisterschaft für sich und holte damit einen weiteren Titel ins Haus", meint Engstler im Anschluss an das bisher erfolgreichste Rennjahr seines WTCC-Rennstalls und merkt an: "Was soll ich da noch groß sagen? Ich bin einfach stolz auf die Leistung des gesamten Teams."

Kristian Poulsen und Franz Engstler setzten ihre Autos meist sehr gut in Szene Zoom

Poulsen ist nicht minder zufrieden: "Es war super, alles klappte perfekt", sagt der Däne nach seinem Titelgewinn bei den Privatiers. "Das Team leistete von Anfang an klasse Arbeit. Ich versuchte jedes Mal, möglichst viele Punkte abzugreifen. Nur im Sommer war ich etwas glücklos, sonst staubte ich immer eine Menge Zähler ab. Die Jungs waren spitze und haben dieses Ergebnis verdient."

Für Poulsen stellt dieser Erfolg ein Meilenstein dar, schließlich begann er erst 2007 mit Rennen auf der Rundstrecke. "Davor hatte ich ausschließlich an Rallyes teilgenommen. Dass ich jetzt meine dritte WTCC-Saison bestritt und den Sieg holte, ist klasse", erklärt der 32-Jährige. Eine Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte wird es aber wohl nicht geben, denn eine Titelverteidigung ist nicht geplant.

Engstler macht weiter, Poulsen hört auf

Poulsen möchte sich jetzt erst einmal um Familie und Firma kümmern und gemeinsam mit seinem eigenen Team auf der Langstrecke heimisch werden. "Ich habe halt keine Zeit für ein großes Rennprogramm", sagt der Privatier-Champion 2011. "Es ist auch ein Hobby und muss Spaß machen. Es bringt ja nichts, wenn du jedes Mal denkst, dass du eigentlich lieber zuhause bleiben würdest."

Erfolgsgespann: Franz Engstler mit seinem Teammanager Kurt Treml in Donington Zoom

Und Engstler? Der älteste Rennfahrer im Starterfeld der WTCC möchte auch 2012 noch selbst ins Lenkrad greifen. "Von meinem Rennfahrer-Herz her würde ich wahrscheinlich immer weiter machen", sagte der 50-Jährige nach seinem Sieg in Oschersleben. Motivation sei in jedem Fall noch reichlich vorhanden: "Wenn der Ehrgeiz irgendwann nicht mehr da ist, muss ich aufhören", meint Engstler.

"Es sieht aber so aus, dass meine Frau noch etwas warten muss, bis ich in Rente gehe", witzelt der Teameigner und Rennfahrer in Personalunion. Hauptsponsor Liqui Moly wird dem Rennstall aus Wiggensbach im neuen Jahr erhalten bleiben, sodass Engstler erneut zwei Fahrzeuge - und vielleicht auch diverse schnelle Gaststarter wie Charles Ng - in der WTCC an den Start bringen kann.¿pbvin|0|4290|coronel|0|1pb¿