• 10.10.2011 17:46

  • von Stefan Ziegler

Kolumne: Never change a winning team

Redakteur Stefan Ziegler schreibt über die Kontinuität bei Chevrolet und die neuen Rennverträge für Rob Huff, Alain Menu und Yvan Muller für die Saison 2012

(Motorsport-Total.com) - Chevrolet setzt weiterhin auf Kontinuität. Die alten und neuen Weltmeister sorgten bereits vor den drei Asien-Events der WTCC für Klarheit auf Seiten des Fahrpersonals und bestätigten das bewährte Trio um Rob Huff, Alain Menu und Yvan Muller für die kommende Saison. Damit belohnt Chevrolet seine Piloten einerseits für die erfolgreiche WM-Titelverteidigung, sorgt andererseits aber auch für Ruhe.

Titel-Bild zur News: Robert Huff, Alain Menu, Yvan Muller

16 Siege aus bisher 18 Rennen: Muller, Menu und Huff (v.l.) dominieren die Saison

Huff, Menu und Muller müssen sich im Endspurt des Rennjahres also nicht weiter mit ihrer sportlichen Zukunft beschäftigen und können sich in Japan, China und Macao voll und ganz auf ihre Aufgaben im Rennbetrieb konzentrieren. Für die Fans der Tourenwagen-WM bedeutet das nichts anderes, als dass die drei Chevrolet-Fahrer im Kampf um den Fahrertitel vollkommen befreit an den Start gehen können.

Tatsache ist ja schließlich: Vor dem letzten Saisondrittel dürfen sich nur noch Muller (333 Punkte), Huff (317) und Menu (253) gewisse Chancen auf den Gesamtsieg ausrechnen. Weil der Teamtitel bereits beim Europafinale in Valencia fixiert wurde und damit das erste große Jahresziel erreicht wurde, steht es den Piloten nun frei, die Titelentscheidung in der Einzelkonkurrenz zu suchen.

Wen beflügelt die Vertragsverlängerung am meisten?

Die Vertragsverlängerung für 2012 spielt den Akteuren dabei sicher in die Karten, denn egal was in Übersee geschieht, im kommenden Jahr erhalten Huff, Menu und Muller eine neue Möglichkeit bei Chevrolet. Das dürfte die Situation im Team gewiss entspannen, könnte aber auch die Bereitschaft zum Risiko fördern - das Fahrertrio vertritt in den sechs Finalrennen die jeweils eigenen Interessen.

Alain Menu

Alain Menu geht als Außenseiter in den Endspurt der WTCC-Rennsaison 2011 Zoom

Vor allem Menu könnte sich in diesem Zusammenhang auf eine Alles-oder-Nichts-Taktik einlassen. Der Schweizer hinkt im Titelkampf deutlich hinter seinen Teamkollegen hinterher und muss auf das Pech seiner Vorderleute hoffen, um noch eine realistische Titelchance zu haben. Mit dem Wissen um die Gelegenheit für einen neuen WM-Anlauf 2012 könnte sich Menu aber auch ganz heraushalten.

Zu einer Verzweiflungsaktion wird es seitens des 48-jährigen Routiniers meiner Meinung nach nicht kommen, denn dafür liegt Menu eigentlich schon zu weit zurück. Der Chevrolet-Fahrer wird sich auf Einzelerfolge beschränken und versuchen, seine Stallgefährten in Suzuka, Schanghai und Macao noch ein bisschen zu ärgern, um gestärkt in die Winterpause zu gehen und 2012 neu anzugreifen.¿pbvin|0|3365|chevrolet|0|1pb¿

Wie ist es um das Nervenkostüm bestellt?

Anders ist die Situation von Huff, der in diesem Jahr seine bisher größte Chance vor Augen hat und die WM-Tabellenführung erst beim spanischen Event in Valencia einbüßte. Der britische Rennfahrer kennt 2011 nur ein Ziel und war bislang auch vollkommen auf Kurs zum Titel. Alles andere als der ganz große Triumph wäre für den großen Dominator der aktuellen Saison sicher eine Enttäuschung.

Stefan Ziegler

Rob Huff oder Yvan Muller? Noch kann ich mich nicht so richtig entscheiden... Zoom

Entsprechend verbissen wird der 31-Jährige in den verbleibenden Rennen zu Werke gehen. Vor allem auch, weil die Lockerheit der ersten Jahreshälfte bei Huff in den Sommermonaten zumindest zu einem gewissen Grad der Nervosität gewichen sein dürfte: Teamkollege Muller machte sukzessive an Boden gut und zog vor Kurzem sogar auch an Huff vorbei. Das schreit geradezu nach Wiedergutmachung!


Fotos: Chevrolet, WTCC in Valencia


Muller ist gewissermaßen fein raus, denn im Gegensatz zu seinen Stallgefährten war der Franzose schon zweimal Weltmeister und braucht rein gar nichts mehr beweisen. Sollte er auch 2012 den Sieg davontragen, würde er damit nur seine Vormachtstellung in Team und Rennserie unterstreichen. Bei einer Niederlage bräuchte sich Muller aber ebenfalls nicht verstecken, denn die Konkurrenz ist gut.

Gewinnt der Titelkampf nochmals an Schärfe?

Huff fährt 2011 die Saison seines Lebens und wäre speziell aufgrund seiner ersten Saisonphase ein durchaus verdienter Champion. Muller kommt hingegen vielleicht seine Erfahrung im Titelkampf und die Gelassenheit des amtierenden Weltmeisters zugute. Menu könnte, sofern sich seine Chevrolet-Teamkollegen weiter heftig beharken, der lachende Dritte sein, was allerdings unwahrscheinlich ist.

Robert Huff, Yvan Muller

Und wer lacht zuletzt? Yvan Muller (re.) ist seit den Sommermonaten im Aufwind Zoom

Bisher ging es zwischen Huff und Muller mitunter zwar sehr hart zur Sache, doch zum Totalausfall kam es trotz Lackaustausch und Remplern zumindest bisher nicht. Es ist aber gut möglich, dass sich die Gemüter im Endspurt der Saison und kurz vor der Entscheidung noch einmal dramatisch erhitzen, was sich im Zweikampf auf der Strecke entladen könnte. Das klingt doch richtig spannend, oder?

Und das Beste daran ist: Egal, wer teamintern und damit auch auf WM-Ebene die Oberhand behält, im nächsten Jahr kommt es auf jeden Fall zu einer Neuauflage des Chevrolet-Dreikampfs, denn Huff, Menu und Muller bleiben weiterhin an Bord. Darauf freue ich mich schon sehr - mehr aber noch auf den Endspurt der aktuellen Saison und auf eine Titelentscheidung, die hoffentlich erst in Macao fällt!

Beste Grüße & auf eine spannende Asien-Tournee!


Stefan Ziegler