Vorschau: WTCC in Oschersleben

(Motorsport-Total.com) - Die Sommerpause ist zu Ende! Seit dem 19. Juli 2009 haben die Motoren der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) geschwiegen, nun kehrt die populäre Rennserie aus ihrer langen Ferien zurück. In der Motorsport Arena Oschersleben werden die Saisonläufe 17 und 18 ausgetragen - und damit beginnt zugleich der Jahresendspurt für die Piloten und ihre Rennställe.

Schon seit 2005 gastiert die WTCC in Deutschland und macht einmal jährlich traditionell in der Magdeburger Börde Station. Oschersleben wurde schon 994 erstmals urkundlich erwähnt, ist aber erst seit 1997 im Besitz einer eigenen Rennstrecke, die den rund 19.500 Einwohner der im Osten Deutschlands gelegenen Kleinstadt regelmäßig viel Freude bereitet: DTM und WTCC sind gerne gesehen Gäste in Oschersleben.#w1#

Kurve eins als entscheidende Passage

Knapp 35 Kilometer südwestlich von Magdeburg warten eine 3,696 Kilometer lange Rennstrecke und 14 anspruchsvolle Kurven auf das mit 27 Piloten gut gefüllte Starterfeld der Tourenwagen-WM - und die Motorsport Arena hat es durchaus in sich, wie Susumu Watanabe von Reifenlieferant Yokohama zu erläutern weiß: "Oschersleben hat eine recht ebene Oberfläche und lange, enge Kurven."

"Die schwierigste Passage der Strecke ist Kurve eins, denn dort müssen die Piloten vom Topspeed heftig verzögern, um in die langsamste Kurve des Kurses einzubiegen", meint Watanabe. Trotz dieses schwierigen Nadelöhrs werden die Pneus der Tourenwagen in Oschersleben nicht übermäßig hart rangenommen: "Dieser Kurs stellt nur mittelmäßige Ansprüche an die Reifen", erklärt Watanabe.

Für die Fahrer gilt es indes, bei der Abstimmung einen guten Kompromiss zu finden, weist die Motorsport Arena Oschersleben doch sowohl einige schnelle Kurven als auch zahlreiche langsame Passagen auf. Im Fokus ist dabei nicht zuletzt die schwierige Kurve eins: Dort gilt es, die Randsteine aggressiv in die Ideallinie einzubinden und einen Wagen zu haben, der die Kerbs optimal "schluckt".

BMW mit Heimvorteil und Favoritenrolle

Am besten wurde diese Herausforderung bislang von den BMW Länderteam Piloten gemeistert. Sieben der vergangenen acht Rennen konnten die Münchener seit 2005 für sich entscheiden und gelten daher auch 2009 als große Favoriten auf die Spitzenplätze in Oschersleben. Vor allem BMW Team Germany Fahrer Jörg Müller rechnet sich einiges aus: Der erste Saisonerfolg soll endlich her!

"Ich freue mich immer wieder darauf, nach Oschersleben zurückzukehren", sagt der 39-Jährige vor dem Rennwochenende in der Magdeburger Börde und erklärt: "Es sind die einzigen Rennen in Deutschland und deshalb etwas Spezielles für mich. BMW ist ein deutsches Unternehmen, ich habe die deutsche Flagge am Auto - viel mehr Heimspiel geht einfach nicht", hält Routinier Müller fest.

"Traditionell reisen auch viele Familienmitglieder und Freunde mit mir nach Oschersleben. BMW war dort immer konkurrenzfähig. Ich bin zuversichtlich, dass das auch in diesem Jahr so sein wird und werde alles geben, um dort nach 2006 wieder zu gewinnen", kündigt der Teamkollege von Augusto Farfus an. Letzterer zählt gemeinsam mit Markenkollege Andy Priaulx zu den Rekordsiegern auf diesem Kurs.

Lada erstmals mit drei Priora-Rennwagen

Doch Ex-Champion Priaulx kommen nicht in erster Linie seine eigenen Erfolge in den Sinn, wenn er sich mit Oschersleben auseinander setzt: "Ich denke immer daran zurück, wie ich neben Alex Zanardi auf dem Podium stand, nachdem er das erste Rennen nach seiner Rückkehr in den Motorsport gewonnen hatte", so der Brite - Zanardi feierte dort 2005 einer seiner größten Siege überhaupt.

Nur einen Rennerfolg hat hingegen SEAT in Oschersleben zu Buche stehen. Allerdings stellt dieser Sieg einen Meilenstein für den spanischen Hersteller dar: Yvan Muller bescherte seiner Mannschaft in Deutschland 2007 den ersten Sieg im Dieselfahrzeug. Chevrolet ist in der Magdeburger Börde noch sieglos, konnte in den vergangenen Saisons aber immerhin einige Podestplatzierungen einstreichen.

Das russische Lada-Werksteam kommt 2009 gar erstmals an den deutschen Kurs und wartet dabei mit einer waschechten Premiere auf: Das 110-Auto ist nun endgültig zum Auslaufmodell degradiert worden. Ab sofort sind alle drei Lada-Piloten ausschließlich mit dem neuen Priora unterwegs. James Thompson ist aber nicht mit von der Partie - für ihn steigt Teamchef Viktor Shapovalov ins Fahrzeug.

Engstler und Wiechers in Oschersleben topmotiviert

Auch für die Piloten der Independents' Trophy wird es in Oschersleben wieder ernst - der Endspurt in der Meisterschaft hat begonnen. Mit Engstler und Wiechers gehen gleich zwei deutsche Privatteams an den Start und wollen bei ihrem Heimspiel einiges an Boden auf die Führenden gutmachen. "Franz will den Heimvorteil nutzen und Punkte für die Privatfahrerwertung holen", kündigt Kurt Treml an.

"Dem BMW liegt der Kurs", meint Wiechers' Technischer Direktor Thomas Schiemann. "Gerne möchten wir auch hier wieder auf dem Podium stehen." Ähnliches wird sich allerdings auch Félix Porteiro (BMW) vorgenommen haben, der im vergangenen Jahr als Werkspilot den zweiten Lauf für sich entscheiden konnte. Und dann wäre da noch Tom Coronel (SEAT), der seinen Abschied einläutet.

Sponsor Pon Car muss den finanziellen Gürtel enger schnallen und streicht das Motorsportengagement zusammen. Wenn "Major Tom" nicht bis Imola einige neue Geldgeber auftun kann, dann endet für ihn die Saison bereits beim letzten Europarennen in Italien. Richtig beginnen könnte die WTCC-Karriere indes für Philip Geipel (BMW), der in Oschersleben wieder für Engstler fährt.

Mit großer Spannung werden auch die Gaststarts von Jason Watt (SEAT) und Michel Nykjaer (Chevrolet) erwartet - zum ersten Mal überhaupt werden zwei unterschiedliche Chevrolet-Autos im Rennen gegeneinander antreten: Nykjaer bringt in Oschersleben einen Lacetti an den Start, die Werksmannschaft setzt nach wie vor auf den neuen Cruze. Ein Duell der Autogenerationen...

Fakten zum Rennwochenende in Deutschland:

Streckenlänge: 3,696 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen à 14 Runden

Die Sieger in Oschersleben 2005-2008:
2005: Andy Priaulx (BMW), Alessandro Zanardi (BMW)
2006: Andy Priaulx (BMW), Jörg Müller (BMW)
2007: Yvan Muller (SEAT), Augusto Farfus (BMW)
2008: Augusto Farfus (BMW), Félix Porteiro (BMW)

Rundenrekorde:
Qualifikation: 1:35.675 Minuten (Rob Huff, Chevrolet, 2008)
Rennen: 1:36.699 Minuten (Augusto Farfus, BMW, 2008)

Der Zeitplan in der Übersicht (MESZ):

Samstag, 05. September 2009
08:45-09:15 Uhr - 1. Freies Training
11:00-11:30 Uhr - 2. Freies Training
15:15-15:35 Uhr - Qualifikation Q1
15:40-15:50 Uhr - Qualifikation Q2

Sonntag, 06. September 2009
09:15-09:30 Uhr - Warmup
12:50-13:20 Uhr - Rennen 1
15:05-15:35 Uhr - Rennen 2

TV-Tipp:

Der Sportsender 'Eurosport' berichtet wieder live vom Rennwochenende in Oschersleben. Die Übertragung beginnt am Samstag um 15:15 Uhr mit der zweigeteilten Qualifikation und wird am Sonntag um 9:15 Uhr mit dem Warmup fortgesetzt. Ab 12:45 Uhr berichtet 'Eurosport' vom ersten WM-Lauf des Tages, um 14:30 Uhr wird Rennen zwei ausgestrahlt. Das Wochenende in der Motorsport Arena Oschersleben wird am Mittwoch um 11:30 Uhr mit 'WTCC Inside' beschlossen.

Das erste Rennen am Sonntag kann ab 12:45 Uhr zudem live auf 'n-tv' verfolgt werden.