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  • 26.10.2016 13:26

  • von Roman Wittemeier

Audi-WEC-Ausstieg: Die Konkurrenz unter Schock

Reaktionen auf den Rückzug von Audi aus der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) zum Ende der Saison 2016: Wie geht es mit der WM nun weiter?

(Motorsport-Total.com) - Das Szenario, das von 'Motorsport-Total.com' schon vorab dargestellt worden war, ist nun offiziell eingetreten: Audi zieht sich zum Ende der Saison 2016 der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) aus der Szene zurück. Die Nachricht vom Abschied schlägt in der gesamten Motorsportwelt hohe Wellen. Die Ingolstädter, die seit 1999 insgesamt 13 Siege bei den 24 Stunden von Le Mans feierten, hatten die WM seit dem Start 2012 entscheidend mit aufgebaut.

Titel-Bild zur News: Marcel Fässler, Andre Lotterer, Benoit Treluyer

Die beiden Audi R18 werden nur noch die Rennen in Schanghai und Bahrain fahren Zoom

"Wir sind sehr traurig, dass Audi sich so entschieden hat", kommentiert TMG-Chef Rob Leupen auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. Das Toyota-Team mit Sitz in Köln und Japan hatte nach dem plötzlichen Rückzug von Peugeot vor dem Start der neuen Langstrecken-WM 2012 intensiven Wettstreit mit den Vier Ringen absolviert. "Wir haben mit Audi einen intensiven Kampf auf motorsportlicher Seite, der uns bislang immer sehr gut gefallen hat. Audi hat die WEC entscheidend mit aufgebaut, deshalb sind wir traurig."

Der Ausstieg erfolgt vor dem Hintergrund des Dieselskandals. Der gesamte Volkswagen-Konzern muss hohe Strafzahlungen tätigen, deren Umfang bis heute noch nicht einmal absehbar sind. Alle Marken sind zum Sparen aufgerufen. Zum Konzern gehört auch der aktuelle WEC-Konkurrent Porsche. "Für Porsche hat der Audi-Ausstieg zunächst keine Konsequenzen. Es gilt das Bekenntnis des Vorstands zur WEC", heißt es aus Weissach.

Konzernschwester Porsche darf weitermachen

Der Porsche-Vorstand hatte einen Verbleib in der WEC bis inklusive der Saison 2018 verabschiedet. Diese Entscheidung steht. "Den Verlust eines solch großen sportlichen Wettbewerbers bedauern wir sehr", so ein Porsche-Sprecher auf Nachfrage. "Wir sehen die Plattform WEC unverändert positiv. Es ist eine wichtige Serie, aus der wir bereits jetzt viele technische Entwicklungen ziehen konnten. Außerdem sind die 24 Stunden von Le Mans ein besonderes Rennen, zu dem Porsche eine ganz besondere Beziehung hat."

Das LMP1-Programm aus Weissach gilt demnach zunächst als gesichert. Fraglich ist, ob sich der Sportwagen-Hersteller allerdings in Zukunft wieder ein doppeltes Programm leisten darf. Für 2017 ist die werksseitige Rückkehr in die GTE-Pro-Klasse angekündigt. Der neue 911 RSR soll in Kürze vorgestellt werden. "Dass man den Gesamtumfang vielleicht neu bewerten muss, ist klar", so die Aussage aus Stuttgart zu diesem Themenkomplex.

Was aus den aktuellen Fahrern im Audi-LMP1-Programm wird, ist derzeit noch unklar. "Nun ist es also offiziell. Jetzt bleibt uns nur noch, die letzten beiden Rennen zu gewinnen", meint Oliver Jarvis. "Es ist das Ende einer Ära. Ich bin stolz, dass ich Teil dieses unglaublichen Teams sein durfte." Kelly McNish, Ehefrau von Audi-Legende Allan McNish, twitterte: "Das Leben muss weitergehen, aber ich bin so traurig. Es war ein großer Teil unseres Lebens." Laurens Vanthoor schrieb: "Das war es dann mit meinem Traum von LMP1 mit Audi."

Audi hatte sich zwischenzeitlich schon einmal werksseitig aus der Le-Mans-Szene herausgezogen. 2003 überließ man Konzernschwester Bentley das Feld. Die Briten, deren Speed 8 auf dem Audi R8 basierte, konnten einen Doppelsieg in jenem Jahr den Sieg feiern. Die Frage ist nun, ob die WEC weiterhin ihren WM-Status behält. In den Statuten der FIA sind mindestens drei Teilnehmer für die Austragung einer Weltmeisterschaft vorgeschrieben. 2012 und 2013 erhielt man eine Ausnahmegenehmigung, weil Porsche seinen Einstieg bereits beschlossen hatte.