• 14.04.2016 14:45

  • von Heiko Stritzke & Roman Wittemeier

Private LMP1: 2016 endlich letztes Übergangsjahr?

Aus dem Rebellion-Lager melden sich die ersten enttäuschten Stimmen über die Stagnation der privaten LMP1-Klasse - 2017 könnte zur letzten Chance werden

(Motorsport-Total.com) - Wenn an diesem Wochenende die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in ihre fünfte Saison startet, wird es in der LMP1-Kategorie quantitativ Stagnation geben. Dieselben drei Werke und zwei Privatteams werden die Topklasse bilden. Zu wenig, finden die meisten Fans und auch der ACO. Gerade bei den Privatteams hat sich seit Einführung der 2014er-Regularien zu wenig getan. Das sieht mittlerweile nun auch Gerard Neveu ein. Schon jetzt ist klar: Die Privaten bleiben auch 2016 in der Warteschleife.

Titel-Bild zur News: Nicolas Prost, Nick Heidfeld

Die private LMP1-Klasse könnte schon bald am Scheideweg stehen Zoom

Dabei waren ursprünglich einige Projekte für diese Saison angekündigt. Das lief aber schon die vergangenen Jahre nicht anders. Am Ende konnte sich keines manifestieren. Immerhin stehen diesmal beim Saisonauftakt alle privaten LMP1 in der Startaufstellung: 2014 hatte das Kolles-Team (damals noch Lotus) gefehlt, vergangenes Jahr Rebellion. Trotzdem ist klar: Drei Autos sind zu wenig. "Es ist schon enttäuschend, dass viele Teams ein LMP1-Engagement ankündigen und dann doch nicht kommen", fasst Dominik Kraihamer im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' die Stimmung bei seinem Team zusammen.

Kraihamer fürchtet, dass die Stagnation sich auf das gesamte Team demotivierend auswirken könne. Einen Wettbewerb mit drei Fahrzeugen zu bestreiten ist auf Dauer nämlich alles andere als leistungsfördernd. Und auch für die Fahrer: "Man möchte sich dafür empfehlen, Werksfahrer zu werden", sagt der Östereicher. "Aber die schauen nur bedingt auf diese Kategorie, wenn es nur drei Fahrzeuge gibt."

Rebellion liebäugelt mit IMSA

Der ACO kann für 2016 nur Durchhalteparolen ausgeben. Bereits beim runden Tisch in Bahrain wurde erst für 2017 die große Rettung versprochen: Die Kategorie soll schneller werden und dank der neuen LMP2-Regularien sollen auch mehr Teams wechseln. Gerard Neveu betont, dass stets eine gute Mischung zwischen Werken und Privaten herrschen müsse. "Wenn man eine Seite zugunsten der anderen vernichtet, dann begibt man sich auf dünnes Eis. Aber es ist sehr schwer zu bewerkstelligen", so der WEC-Chef.

Wie schwierig, zeigt die Tatsache, dass die Rettung der privaten LMP1-Kategorie nur schleppend vorankommt. Nachdem die LMP2 zur Spec-Klasse für 2017 erklärt wurde, bleibt als einziges Verkaufsargument, dass eine Teilnahme mit eigenem Auto in der LMP1 non-hybrid möglich ist. Zu wenig, zumal jenseits des Atlantiks die IMSA SportsCar Championship ebenfalls um Kunden wirbt. Rebellion lässt bereits hier und da durchblicken, dass ein IMSA-Engagement möglich wäre, sollte der ACO die Versprechungen nicht halten können. Wenn es also 2017 nicht klappt, könnte die private LMP1 bald tot sein.


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Neveu stellt ernüchtert fest: "Wir haben nicht genug für sie getan. Deshalb müssen wir ihnen ein gutes Business-Modell und eine entsprechende Performance auf der Rennstrecke garantieren, damit sie in der Startaufstellung bleiben. Das ist jedoch alles andere als einfach. Auf der einen Seite hat man die riesigen Hersteller mit ihren großen Budgets, den hochentwickelten Technik und der unglaublichen Performance. Auf der anderen Seite lauert das LMP2-Grid, das sehr stark geworden ist." Und für 2017 über 100 PS mehr bekommt.

ByKolles CLM P1/01

ByKolles wird Rebellion in der privaten LMP1 Gesellschaft leisten Zoom

In der Mitte stehen dann die privaten LMP1-Teams, bei denen noch immer nicht ganz klar ist, wo sie nun hingehören. In eine eigene Klasse? Oder in den Wettbewerb zu den Werken? Derzeit ist von einer "Abstauber-Position" die Rede. Doch angesichts der großen Schritte, die die Werke von Jahr zu Jahr unternehmen, ist das schwer zu bewerkstelligen, da die Privaten mit ihren geringen Budgets keine Chance haben, mit dem Entwicklungstempo mitzuhalten.

Neveu weiter optimistisch

"Wir dürfen nicht dahin kommen und sagen, dass sie unter normalen Umständen gewinnen können, wenn jemand 100 Millionen ausgibt und der andere zwölf", sagt Gerard Neveu. "Aber wenn ein Hybrid Probleme bekommt und in die Garage geschoben wird, macht es keinen Sinn, wenn der Private nicht einspringen kann."

Der Franzose bleibt optimistisch: "Viele private Teams werden kommen. Vor einem Jahr hätte man sagen können, die private LMP1 sei tot. Aber jetzt bin ich wesentlich optimistischer." ACO-Sportdirektor Vincent Beaumesnil stürmte bereits beim Bahrain-Meeting nach vorn und will spätestens 2018 acht bis zehn private LMP1 sehen.


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Doch mit Greaves hat sich das erste potenzielle Team bereits in Richtung IMSA orientiert. Strakka und SMP müssten jeweils zwei LMP1-Autos einsetzen und ein weiteres Fahrzeug hinzukommen, damit der Plan aufgeht. "Wenn wir wollen, dass hochprofessionelle Teams wie Strakka oder SMP oder auch Onroak zu Rebellion und ByKolles stoßen, müssen wir ihnen etwas bieten, was ihnen mehr Sichtbarkeit ermöglicht", hofft Neveu auf eine Lösung.

"Wir haben nicht genug für sie getan." Gerard Neveu zur privaten LMP1

Dazu müssten aber spektakuläre Performances her, und die sind derzeit nicht zu erwarten. Maßnahmen wie ein DRS oder weichere Reifen muten eher wie ein hilfloses Herumstochern im Nebel an. Das Problem ist auch weniger das Regelwerk an sich: Würde ein Team mit großen Budget einen LMP1 non-hybrid nach derzeitigem Reglement bauen, wäre das Fahrzeug äußerst konkurrenzfähig. Und den Geldnachteil aufwiegen wird kaum möglich sein. Von allen Baustellen, die der ACO die vergangenen Jahre meist erfolgreich angegangen ist, ist dies zweifellos die größte.

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