• 27.03.2016 13:02

  • von Roman Wittemeier

Private LMP1-Teams: DRS als Hilfsmittel angedacht

Um die privaten LMP1-Autos näher an die Werke heranzubringen, denken FIA und ACO völlig offen: Antriebe von Herstellern, DRS oder unlimitierter Verbrauch

(Motorsport-Total.com) - Die Verantwortlichen von FIA und ACO haben sich auf die Fahnen geschrieben, die privaten LMP1-Teams mehr zu unterstützen. Die Autos von Rebellion und ByKolles sind auch in diesem Jahr ohne Chance. Nicht einmal bei Problemen an Werksautos besteht die Hoffnung, möglicherweise einen Podestplatz abstauben zu können. Dies soll sich in Zukunft ändern, denn nur bei verbesserter Wettbewerbsfähigkeit werden Teams wie Strakka oder SMP den Aufstieg in die LMP1-Klasse vollziehen.

Titel-Bild zur News: Rebellion

Privatteams von Rebellion sollen im Wettbewerb bessere Chancen haben Zoom

"Es gab die klare Entscheidung in der Langstrecken-Kommission von ACO und FIA, dass man die LMP1-Klasse über Regeländerungen für Private attraktiver macht. Es sollen diverse Stellschrauben bedient werden, um die privaten Teams konkurrenzfähiger zu machen", sagt ACO-Sportchef Vincent Beaumesnil im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Am Mittwoch vor dem Prolog in Le Castellet gab es ein Meeting mit allen Beteiligten aus der Privatteam-Szene.

Am Tisch saßen neben Vertretern von ACO und FIA auch Repräsentanten der Hersteller AER, Judd, Nissan und Gibson. Von Teamseite waren Mitarbeiter von Rebellion, ByKolles, Strakka und SMP zugegen sowie das Topmanagement von Oreca (vertreten durch Chef Hugues de Chaunac) und Onroak. In diesem Kreis kamen zahlreiche Ideen auf den Tisch, die schon ab 2017 für eine erhöhte Attraktivität der privaten LMP1-Klasse ohne die teuren Hybridsysteme sorgen sollen.

DRS könnte Privaten mehr Tempo bringen

"Die möglichen Parameter wurden diskutiert. Wir haben keine konkreten Performance-Vorgaben definiert", sagt Beaumesnil. "Klar ist, dass wir nicht derart künstlich eingreifen können, sodass die Privaten plötzlich aus eigener Kraft gewinnen können. Aber es darf auch nicht sein, dass sie nicht einmal eine Chance haben, wenn ein Auto der Werke in echten Problemen steckt." Das Ziel ist klar: Die Privaten sollen in die Abstauberposition manövriert werden - und zwar über technische Lösungen.

"Man hat die Aerodynamik, man hat das Gewicht, den Antrieb und viele weitere Ansatzpunkte. Wir haben eine Liste von solchen Stellschrauben erstellt. Nun wird berechnet und simuliert, um die besten Lösungen herauszufinden. Der Kern lautet: Wir müssen Performance für kleines Geld finden", erklärt der ACO-Sportchef. Nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' wurde unter anderem über den Einsatz eines DRS-Systems an den privaten Autos debattiert.

SMP BR01

Kandidat für den Aufstieg in die LMP1-Klasse: SMP mit dem BR01 Zoom

Ein solches System ist für überschaubare Kosten zu bekommen. Als Vorbild könnte beispielsweise der Ansatz der DTM dienen, wo ein pneumatisches System im Einsatz ist, das an den Druckkreislauf der Schaltung gekoppelt ist. Ein solches DRS-Paket wiegt gerade einmal acht Kilogramm, könnte bei freiem Einsatz im Rennbetrieb aber schnellere Rundenzeiten ermöglichen. Es ist sogar an Front und Heck der Fahrzeuge adaptierbar.

Kundenantriebe von den LMP1-Herstellern denkbar?

"DRS ist sicherlich ein günstiger Weg, um so etwas zu realisieren", schmunzelt Beaumesnil bei der entsprechend konkreten Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. Die Frage ist, wie die engagierten Hersteller Unterstützung leisten könnten. Die Idee, komplette Antriebsstränge (ohne Hybrid) an Private zu liefern, kommt nicht überall gut an, hat aus Sicht der Privatteams aber durchaus Charme. Immerhin funktioniert ein solches Konstrukt in der Formel 1 seit vielen Jahren.

Ebenfalls in der Diskussion: Freigabe des Energieverbrauchs und des Treibstoff-Durchflusses, Abschaffung des Fuel-Flow-Meters und des obligatorischen Torque-Sensors und eine Reduzierung des Minimalgewichts. "Um wirklich entsprechend Performance zu bekommen, bräuchten wir mindestens 800, besser sogar 900 PS starke Motoren", sagt ein Vertreter eines Privat-LMP1-Teams. Eine solche Power könnte beispielsweise ein Audi-Diesel der Vorjahre oder der V8 aus dem Toyota von 2015 bieten. Ein konkreter Fahrplan soll in Le Mans 2016 vorgestellt werden.


Fotos: WEC-Prolog in Le Castellet