Kentucky-Vorschau: Besseres Racing dank weniger Abtrieb?

Mit deutlich weniger Abtrieb als bisher nehmen die Sprint-Cup-Boliden den Kentucky Speedway unter die Räder - Wettersituation sorgt für gestrafften Zeitplan

(Motorsport-Total.com) - Große Spannung vor dem 18. von 36 Rennen der Sprint-Cup-Saison 2015: Das in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf dem Kentucky Speedway über die Bühne gehende Quaker State 400 markiert weit mehr als nur den Halbzeitpunkt der Saison in der NASCAR-Topliga. Dank einer umfangreich veränderten Aerodynamik ist die Ausgangslage so undurchsichtig wie es vor einem Rennen auf einem 1,5-Meilen-Oval selten der Fall war.

Titel-Bild zur News: Brad Keselowski und Joey Logano

Prozessionen wie in Kentucky 2014 sollen mit neuem Aero-Paket vermieden werden Zoom

Werden die im bisherigen Saisonverlauf auf 1,5-Meilen-Ovalen klar dominierenden Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) und Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) auch diesmal den Sieg unter sich ausmachen? In Atlanta, Las Vegas, Fort Worth und Kansas City siegte jeweils einer der beiden bestens aussortierten Kalifornier.

Lediglich in Charlotte war es - nicht zuletzt dank eines aufgegangenen Spritpokers - Carl Edwards (Gibbs-Toyota), der dem Lauf von Johnson/Harvick ein Ende setzte. Das Quaker State 400 auf dem Kentucky Speedway ist nun das sechste Saisonrennen auf einem 1,5-Meilen-Oval. Aufgrund seiner zahlreichen Bodenwellen hat der Kentucky Speedway in Reihen der Intermediate-Ovale aber seinen ganz eigenen Charakter. Speziell die riesige Bodenwelle im Bereich der Start/Ziel-Linie sorgt alljährlich für Kopfzerbrechen bei Fahrern und Crewchiefs. Die Fans bekommen an dieser Stelle regelmäßig spektakulären Funkenflug zu sehen.

Ohnehin enger Zeitplan weiter gestrafft

Ein Blick in die (kurze) Sprint-Cup-Historie des Kentucky Speedway zeigt, dass es außer Joe Gibbs Racing und Team Penske noch keinem Team gelungen ist, die Victory Lane zu besuchen. Allerdings befindet sich das im Nordosten des US-Bundesstaats Kentucky nahe der 230-Seelen-Gemeinde Sparta gelegene Oval auch erst seit 2011 im Kalender der höchsten NASCAR-Liga.

Start zum Quaker State 400 in Kentucky 2011 mit Kyle Busch an der Spitze

9. Juli 2011: Volles Haus bei der Sprint-Cup-Premiere auf dem Kentucky Speedway Zoom

Gibbs-Pilot Kyle Busch gewann vor vier Jahren die Premiere. Teamkollege Matt Kenseth siegte vor zwei Jahren. In den Jahren 2012 und 2014 triumphierte Penske-Pilot Brad Keselowski. Die Frage lautet ähnlich wie im Falle der diesjährigen Dominanz von Jimmie Johnson und Kevin Harvick auf derartigen Strecken: Welchen Einfluss hat das neue Aero-Paket auf das Kräfteverhältnis?

Diese Frage kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand beantworten, denn die für Mittwoch angesetzten Testfahrten mussten aufgrund von Regen auf den heutigen Donnerstag verschoben werden. Doch die Zeit drängt, denn neben den Sprint-Cup-Boliden rennen auf dem Kentucky Speedway an diesem Wochenende auch die Xfinity-Autos und die Trucks.

Statt zweier zweistündiger Testsessions am Mittwoch steht den Topstars nun nur noch eine zweistündige Testession am Donnerstag zur Verfügung, um vor dem ersten Freien Training Erfahrungen mit dem erheblich reduzierten Abtrieb zu sammeln. Allerdings ist die Wettervorhersage auch für Donnerstag alles andere als berauschend...

Neue Aero und Bodenwellen: Wer hat als Erster den Dreh raus?

Brad Keselowski, Joey Logano

Gewohntes Kentucky-Bild: Heftig aufsetzende NASCAR-Boliden Zoom

Der Heckspoiler wurde für dieses Wochenende von 15,24 Zentimeter auf 8,9 Zentimeter Höhe reduziert. Der Überhang des Frontsplitters beträgt nicht mehr 5,1 Zentimeter, sondern nur noch 0,6 Zentimeter. In Kombination sollen diese beiden Eingriffe rund 500 Kilogramm Abtrieb wegnehmen und das Racing damit lebhafter gestalten. "Es wird spannend zu sehen, welche Auswirkungen dieses Aero-Paket hat", sagt Dale Earnhardt Jr., der am vergangenen Wochenende in einer völlig anderen Disziplin, nämlich dem Restrictor-Plate-Racing, seinen zweiten Saisonsieg einfuhr.

Tony Stewart merkt an, dass die Bodenwellen des Kentucky Speedway für ein zusätzliches Fragezeichen in Bezug auf das Kräfteverhältnis sorgen. "Wäre die Strecke topfeben, dann würden wir vermutlich deutlich zügiger dahinterkommen", spricht "Smoke" auf das neue Aero-Paket an und freut sich: "Die Fahrer müssen auf dieser Strecke mehr arbeiten. Aus diesem Grund ist ein Kentucky-Sieg eine ganz besondere Genugtuung."

Von einem Sieg war Stewart bei vier bisherigen Sprint-Cup-Rennen auf dem Kentucky Speedway meilenweit entfernt. Null Top-10-Platzierungen und eine einzige Führungsrunde deuten nicht darauf hin, dass der dreimalige NASCAR-Champion die Eigenheiten des neuesten Ovals im Kalender schon komplett durchschaut hat. Doch damit steht Stewart beileibe nicht allein da.

Einzige Strecke ohne Sieg für Jeff Gordon und Hendrick Motorsports

Jeff Gordon

Letzte Chance für Jeff Gordon, den kompletten Kalender zu "sweepen" Zoom

Jeff Gordon hat aus den vier bisherigen Kentucky-Teilnahmen zwar vier Top-10-Platzierungen vorzuweisen. Eine Führungsrunde aber ist ihm bis dato nicht gelungen. Zum Vergleich: Brad Keselowski hat es im gleichen Zeitraum auf zwei Siege und 346 Lead-Laps gebracht. Gordon, dessen Karriere am Saisonende bekanntlich zu Ende geht, wird sich beim Quaker State 400 vielleicht noch ein kleines bisschen mehr ins Zeug legen als bei den bisherigen Rennen seiner Abschiedstour. Schließlich ist der Kentucky Speedway die einzige von insgesamt 25 Strecken, auf der er noch ohne Sprint-Cup-Sieg ist.

"Ich bin schon stolz darauf, auf jeder Strecke mit Ausnahme von Kentucky gewonnen zu haben. Wirklich auf jeder Strecke ein Sprint-Cup-Rennen gewonnen zu haben, würde mir aber sehr viel bedeuten", sagt Gordon, der auch auf den längst nicht mehr im Kalender befindlichen "Old-School-Tracks" in Rockingham und North Wilkesboro in die Victory Lane fuhr.

Was den Kentucky Speedway betrifft, so wartet nicht nur Gordon, sondern die gesamte Armada von Hendrick Motorsports auf den ersten Sieg. Auch für das zwölfmalige Meisterteam rund um Rick Hendrick ist das 1,5-Meilen-Oval im "Bluegrass State" der einzige Kurs im Kalender, auf dem man die Victory Lane noch nicht kennt. Man kann also getrost von einem zusätzlichen Ansporn nicht nur für Jeff Gordon, sondern auch für Jimmie Johnson, Dale Earnhardt Jr. und Kasey Kahne sprechen.

Will Kimmel vor Sprint-Cup-Debüt

Will Kimmel

Will Kimmel, der Neffe von ARCA-Legende Frank Kimmel, fährt den FAS-Ford Zoom

Die Meldeliste für das Quaker State 400 umfasst 46 Nennungen. Dazu gehört Will Kimmel, der zum ersten Mal ins Lenkrad eines Sprint-Cup-Boliden greift. Der bislang vor allem in der ARCA-Serie angetretene Neffe des zehnmaligen ARCA-Champions Frank Kimmel sitzt im FAS-Ford (Startnummer 32).

Eine Neubesetzung, wenngleich durch Routiniers, gibt auch bei zwei anderen Teams: Der TMG-Chevrolet (Startnummer 30) wird erstmals von Travis Kvapil bewegt. Im Premium-Chevrolet mit der Startnummer 62 wird der wiederholt an der Qualifikationshürde gescheiterte Brendan Gaughan durch Reed Sorenson ersetzt. Aufgrund der aktuellen Platzierung in der Ownerwertung müssen sich sowohl Kimmel als auch Kvapil und Sorenson über die Zeit ins Starterfeld fahren.

Gemäß Zeitplan, der aufgrund der Wetterlage alles andere als in Stein gemeißelt ist, geht das Sprint-Cup-Qualifying genau wie das Xfinity-Rennen in der Nacht von Freitag auf Samstag über die Bühne. Bereits in der Nacht von Donnerstag auf Freitag soll das Truck-Rennen steigen. Die Grüne Flagge zum Quaker State 400 wird in der Nacht von Samstag auf Sonntag gegen 1:45 Uhr MESZ erwartet. Motorvision TV überträgt ab 1:00 Uhr live. Die Kommentatoren sind Stefan Heinrich und Mario Fritzsche.

Der Zeitplan für Sparta, Kentucky (MESZ):

Donnerstag, 9. Juli:
17:00 Uhr: Testsession

Freitag, 10. Juli:
01:30 Uhr: Truck-Rennen
16:30 Uhr: Erstes Freies Training
19:00 Uhr: Abschlusstraining
23:45 Uhr: Qualifying in drei Segmenten

Samstag, 11. Juli:
01:30 Uhr: Xfinity-Rennen

Sonntag, 12. Juli:
01:45 Uhr: Quaker State 400 (267 Runden; ab 01:00 Uhr live auf Motorvision TV)

Die Meldeliste für Sparta, Kentucky:

01. 1 Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford)
03. 3 Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
04. 4 Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet)
05. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 Trevor Bayne (Roush-Ford)
07. 7 Alex Bowman (Baldwin-Chevrolet)
08. 9 Sam Hornish Jr. (Petty-Ford)
09. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
10. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
11. 13 Casey Mears (Germain-Chevrolet)
12. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
13. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
14. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
15. 17 Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
16. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
17. 19 Carl Edwards (Gibbs-Toyota)
18. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota)
19. 21 Ryan Blaney (Wood-Ford)
20. 22 Joey Logano (Penske-Ford)
21. 23 J.J. Yeley (BK-Toyota)
22. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
23. 26 Jeb Burton (BK-Toyota)
24. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
25. 30 Travis Kvapil (TMG-Chevrolet)
26. 31 Ryan Newman (Childress-Chevrolet)
27. 32 Will Kimmel (FAS-Ford)
28. 33 Alex Kennedy (Circle-Chevrolet)
29. 34 Brett Moffitt (Front-Row-Ford)
30. 35 Cole Whitt (Front-Row-Ford)
31. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
32. 40 Landon Cassill (Hillman-Chevrolet)
33. 41 Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet)
34. 42 Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet)
35. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
36. 46 Michael Annett (HScott-Chevrolet)
37. 47 A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet)
38. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
39. 51 Justin Allgaier (HScott-Chevrolet)
40. 55 David Ragan (Waltrip-Toyota)
41. 62 Reed Sorenson (Premium-Chevrolet)
42. 78 Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet)
43. 83 Matt DiBenedetto (BK-Toyota)
44. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
45. 95 Michael McDowell (Leavine-Ford)
46. 98 Josh Wise (Parsons-Ford)

Alle Kentucky-Sieger auf einen Blick:

2014: Brad Keselowski
2013: Matt Kenseth
2012: Brad Keselowski
2011: Kyle Busch