Houston 1: Scott Dixon siegt vor Simona de Silvestro

Scott Dixon gewinnt das erste der beiden Houston-Rennen und macht viel Boden auf Tabellenführer Helio Castroneves gut - Simona de Silvestro erstmals auf dem Podest

(Motorsport-Total.com) - Scott Dixon machte im Samstagsrennen im Reliant Park von Houston deutlich, dass er den Kampf um den IndyCar-Titel 2013 noch lange nicht aufgegeben hat. Über die Distanz von 90 Runden setzte sich der Ganassi-Pilot im ersten der beiden Rennen an diesem Wochenende gegenüber Simona de Silvestro (KV-Chevrolet) und Justin Wilson (Coyne-Honda) durch.

Titel-Bild zur News: Scott Dixon

Scott Dixon sorgt mit seinem vierten Saisonsieg für neue Spannung im Titelkampf Zoom

Im Titelkampf kam damit beim drittletzten Saisonlauf noch einmal Spannung auf. Nicht nur, weil Dixon als aktueller Tabellenzweiter den Sieg nach Hause fuhr, sondern vor allem weil Tabellenführer Helio Castroneves einen rabenschwarzen Tag erlebte. Mit zehn Runden Rückstand sah der Penske-Pilot nur auf Platz 18 die Zielflagge und musste mit ansehen wie sich Dixon bis auf acht Punkte an ihn heranschob. Vor dem Start am Samstag betrug Castroneves' Vorsprung noch 49 Punkte.

Schon im Qualifying lief es für Castroneves (Startplatz 21) alles andere als optimal. Im Rennen wurde er dann früh von Getriebeproblemen geplagt. Nach einem schnellen Wechsel der Schalteinheit griff der "Spiderman" mit mehreren Runden Rückstand zwar noch einmal ins Renngeschehen ein, doch viel war nicht zu holen. In der zweiten Rennhälfte fiel Castroneves nur noch durch zwei separate Ausrutscher in den Notausgang von Turn 3 auf. Erstmals in der laufenden Saison kam der Penske-Pilot nicht in der Führungsrunde ins Ziel. "Die gute Nachricht ist: Ich führe die Gesamtwertung nach wie vor an. Doch heute lief einfach alles schief. Wir haben das Auto zwischen Qualifying und Rennen noch einmal komplett umgebaut. Sehr schade, dass wir nicht mehr erreichen konnten", so Castroneves nach Teil eins des Double-Headers in der texanischen Ölmetropole geknickt.

Stehender Start geht in die Hose

Bei hochsommerlichen Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius wurden die 90 Runden mit einem stehenden Start eingeläutet, doch der erste Versuch ging schief. Weil Charlie Kimball (Ganassi-Honda) seinen Boliden auf Startplatz 16 abwürgte, musste das komplette Feld eine zusätzliche Runde hinter dem Pace-Car drehen.

Takuma Sato

Polesetter Takuma Sato hatte nicht lange Freude an seiner Führung Zoom

Beim zweiten Anlauf kamen die ersten beiden Reihen gut von der Linie weg, doch auf Startplatz sechs kam James Hinchcliffe (Andretti-Chevrolet) nicht vom Fleck. Der Großteil der hinter Hinchcliffe gestarteten Piloten kam am unerwarteten Hindernis vorbei, doch Ed Carpenter (Carpenter-Chevrolet) gelang dies nicht. Der Owner/Driver erwischte mit seinem rechten Hinterrad das linke Hinterrad des pinkfarbenen Andretti-Boliden, drehte sich und sorgte damit für eine frühe erste Gelbphase.

Während sowohl für Carpenter als auch für Hinchcliffe das Rennen gelaufen war, bevor es so richtig begonnen hatte, blieb die Reihenfolge an der Spitze auf den ersten Metern unter Grün unverändert: Polesetter Takuma Sato (Foyt-Honda) führte vor Penske-Pilot Will Power, Scott Dixon, Simon Pagenaud und Simona de Silvestro. Den Restart nahm Sato allerdings nicht als Spitzenreiter unter die Räder. Ein schleichender Plattfuß zwang den Japaner noch während der ersten Gelbphase an die Box.

Will Power verliert die Führung an der Box

So führte Power das Feld vor Dixon, Pagenaud und de Silvestro zum ersten Restart. Während im Hinterfeld schon früh die ersten Boxenstopps unter Grün eingelegt wurden, fuhr das Führungsduo Power/Dixon bis zum ersten Stopp ein Polster von mehr als zehn Sekunden gegenüber den Verfolgern heraus. Im Kampf um Platz drei bremste sich Simona de Silvestro in Runde 25 in Turn 6 an Pagenaud vorbei. In Runde 36 kam die Schweizerin gleichzeitig mit dem Zweitplatzierten Scott Dixon zum Service.

Will Power, Scott Dixon

Will Power führte in der Anfangsphase, wurde nach 90 Runden aber nur Zwölfter Zoom

Spitzenreiter Will Power legte seinen ersten Stopp eine Runde später ein und verlor bei dieser Gelegenheit die Führung. Der Wagenheber machte Probleme, wertvolle Sekunden verstrichen. Dixon ließ sich die Chance nicht entgehen und bog vor dem aus der Boxengasse kommenden Penske-Piloten in die schnelle Schikane (Turn 2) ein. Kurz darauf brachte Dixons Ganassi-Teamkollege Dario Franchitti mit einem Dreher in Turn 3 die zweite Gelbphase heraus.

Beim Restart führte Dixon vor Power, Pagenaud und den auf einem anderen Boxenstopp-Rhythmus ihre Runden drehenden Luca Filippi (Herta-Honda) und Sebastien Bourdais (Dragon-Chevrolet). Simona de Silvestro folgte auf Rang sechs vor den beiden Andretti-Teamkollegen Ryan Hunter-Reay und Ernesto Viso sowie Charlie Kimball und Oriol Servia (Panther-Chevrolet).

Filippi schnappte sich auf den ersten Metern nach der Gelbphase Position drei von Pagenaud. Auch Bourdais und de Silvestro schoben sich zügig am Sieger aus Detroit und Baltimore vorbei. Als die härteren Firestone Blacks von Pagenaud auf Temperatur waren, drehte der Franzose das Bild wieder um: In Runde 53 war Simona de Silvestro ihren fünften Platz wieder los. An dieser Reihung änderte auch der gleichzeitige zweite Boxenstopp von Pagenaud und de Silvestro in Runde 61 nichts.


Fotos: IndyCars in Houston


Die Spitze blieb wie beim ersten Mal etwas länger auf der Piste. Spitzenreiter Dixon kam in Runde 64 zum Service, doch gerade als der Neuseeländer in die Boxengasse abgebogen war, blieb Servia in Turn 3 mit Benzindruckproblemen stehen und sorgte für die dritte Gelbphase. Der Drittplatzierte Bourdais stoppte in Runde 68 unter Gelb, doch Power und Filippi blieben zunächst draußen.

So führte Power beim Restart vor Filippi, Dixon, Pagenaud und de Silvestro. Dahinter zeigten sich die beiden Dale-Coyne-Teamkollegen Justin Wilson und Mike Conway, Polesetter Sato, James Jakes (Rahal-Honda) und Josef Newgarden (Fisher-Honda). Wie schon beim vorangegangenen Restart hatte vor allem Pagenaud Probleme, mit kalten Reifen den nötigen Grip zu finden. Simona de Silvestro und das Coyne-Duo Wilson/Conway zogen am Sam-Schmidt-Piloten vorbei.

Scott Dixon lässt an der Spitze nichts anbrennen

Dahinter verabschiedete sich Sato im Zweikampf mit Jakes in die Reifenstapel von Turn 3. Als Conway in der darauffolgenden Runde an der Unfallstelle vorbeikam, war er von Satos havariertem Boliden irritiert und rutschte genau wie der nachfolgende, schon aussichtslos zurückliegende Helio Castroneves in die Auslaufzone von Turn 3. Die vierte Gelbphase musste allein schon aufgrund des Sato-Ausrutschers ausgerufen werden und wurde vom Führungsduo Power/Filippi zum letzten Boxenstopp genutzt.

Somit führte Scott Dixon das Feld vor Simona de Silvestro, Justin Wilson, Simon Pagenaud und Josef Newgarden in die letzten 13 Runden. Doch nur eine Runde später wurde das Feld erneut eingebremst. Castroneves hatte seinen Penske-Boliden nur wenige Minuten nach dem ersten Ausrutscher in Turn 3 an gleicher Stelle erneut in den Notausgang gesetzt und abgewürgt.

Scott Dixon

Dixon nutzte die Castroneves-Schwäche eiskalt: Nur noch acht Punkte Rückstand Zoom

Beim letzten Restart zehn Runden vor Schluss behauptete sich Dixon nicht nur vor de Silvestro, Wilson, Pagenaud und Newgarden, sondern der Ganassi-Pilot machte sich sofort auf und davon und ließ keine Zweifel aufkommen, über wen der Sieg im ersten der beiden Houston-Rennen führt. Vier Runden vor Schluss verlor Mike Conway sein Auto in der Bremszone von Turn 9, eine letzte Gelbphase war die Folge und das Rennen ging schließlich hinter dem Pace-Car zu Ende.

"Nach einigen schwierigen Wochen ist das genau die richtige Antwort", freute sich Sieger Scott Dixon im ZIel und schickte sofort ein Ansage in Richtung Castroneves und die Penske-Truppe: "Ich hatte heute ein ähnlich gutes Auto wie in Toronto. So kann es weitergehen." Beim Double-Header auf dem kanadischen Stadtkurs holte sich Dixon im Juli gleich beide Rennsiege. Teil zwei des Double-Headers in Houston steigt am Sonntag und der Ganassi-Pilot würde nur allzu gern ein zweites Mal an diesem Wochenende in die Victory Lane fahren.

Simona de Silvestro erstmals auf dem Podest

Mindestens genauso glücklich wie Sieger Dixon war nach den 90 Runden im Glutofen von Houston die Zweitplatzierte Simona de Silvestro, fuhr sie doch beim 63. IndyCar-Start ihrer Karriere zum ersten Mal auf das Podest. "Endlich hat es geklappt. Darauf habe ich so lange gewartet. Das Auto war heute einfach super", befand die Schweizerin. Nach Platz fünf in Baltimore fuhr de Silvestro damit zum zweiten Mal in Folge in die Top 5 und setzt ihre persönlichen Ziele nun höher an: "Vielleicht geht es morgen noch ein bisschen besser."

Simona de Silvestro

Simona de Silvestro: Beim 63. IndyCar-Start erstmals auf dem Podium Zoom

Hinter Dixon und de Silvestro brachte Justin Wilson nach einem frühen Reifenschaden Platz drei ins Ziel. "Kein schlechter Tag. Mal sehen, wie es morgen läuft", so der Brite. Platz vier ging an Simon Pagenaud, der damit genau wie Dixon seine Titelchancen deutlich verbesserte. "Es war ein guter Tag. Ich glaube, morgen kann ich um den Sieg mitfahren", so der Sam-Schmidt-Pilot im Hinblick auf das Sonntagsrennen, das er mit 50 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Castroneves in Angriff nimmt.

Josef Newgarden brachte hinter Pagenaud Platz fünf ins Ziel. Die Top 10 wurden von den beiden Rahal-Piloten James Jakes, Graham Rahal, Dragon-Speerspitze Sebastien Bourdais, Ernesto Viso im besten Andretti-Chevy und Luca Filippi komplettiert. Der Rookie aus Italien verlor durch den späten letzten Boxenstopp ebenso alle Chancen auf ein Top-Ergebnis wie Will Power. Für den Australier in Diensten des Penske-Teams reichte es unterm Strich gar nur zu Platz zwölf.

Frust bei Ryan Hunter-Reay und Co.

Auch die beiden Andretti-Piloten Marco Andretti und Ryan Hunter-Reay schoben Frust. Für sie ist der Titelzug nach dem ersten der beiden Houston-Rennen so gut wie abgefahren. Andretti schaffte in einem farblosen Rennen nur Platz 13. Hunter-Reay fiel mit Elektrikproblemen aus - nicht zum ersten Mal in dieser Saison. "Jedes Mal das Gleiche. Mir ist das Lachen vergangen", so der noch amtierende IndyCar-Champion nach seinem neuerlichen unverschuldeten Ausfall.

Ryan Hunter-Reay

Ryan Hunter-Reay erlebte einmal mehr einen rabenschwarzen Tag Zoom

Für Tony Kanaan hat sich der samstägliche Arbeitstag im Reliant Park ebenfalls nicht gelohnt. Der KV-Teamkollege von Simona de Silvestro wurde früh von Bremsproblemen geplagt, verbrachte viel Zeit an der Box und wurde noch hinter dem ausgefallenen Hunter-Reay auf Platz 21 gewertet. Polesetter Takuma Sato wurde nach seinem frühen Reifenschaden und Handlingsproblemen in der Schlussphase als 17. gewertet.

Zwei Plätze vor Sato der vierfache IndyCar-Champion Dario Franchitti, der mit seinem diesmal in Pink lackierten Ganassi-Honda nie in Erscheinung trat. In der Schlussphase wurde Franchitti in Turn 4 von Mike Conway umgedreht, bevor dieser vier Runden später in Turn 9 seinen Bremspunkt verpasste und damit für ein Rennende unter Gelb sorgte.

Das zweite Rennen des Houston-Double-Headers wird am Sonntag gegen 19:40 Uhr MESZ gestartet. Vier Stunden vorher wird im 30-minütigen Qualifying in zwei Gruppen die Startaufstellung ermittelt.