Who is... Jeff Gordon? (4)

40 Jahre und kein bisschen langsam: Anlässlich des runden Geburtstags von NASCAR-Star Jeff Gordon bringt 'Motorsport-Total.com' Teil vier des Specials

(Motorsport-Total.com) - Jeff Gordon verpasste am vergangenen Sonntag seinen fünften Indianapolis-Sieg denkbar knapp. Beim Brickyard 400 kam der Hendrick-Pilot hinter Sieger Paul Menard nach furioser Aufholjagd in den Schlussrunden knapp geschlagen als Zweiter ins Ziel. Dennoch war die Leistung ein weiterer Beleg dafür, dass Jeff Gordon wieder zu alter Stärke zurückgefunden hat. Am heutigen Donnerstag feiert der vierfache NASCAR-Champion seinen 40. Geburtstag.

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon

Jeff Gordon wurde am 4. August 1971 im kalifornischen Vallejo geboren

Rückblickend betrachtet gibt es nicht viel, was der aus dem kalifornischen Vallejo stammende NASCAR-Routinier im Laufe seiner mittlerweile knapp 19 Jahre umfassenden Sprint-Cup-Karriere anders gemacht hätte. "Mit dem Wissen, das ich jetzt habe, kann ich sagen, dass es eine großartige Zeit bis hierher war. Natürlich gab es Rennen, die ich hätte gewinnen müssen und letztlich doch verloren habe. Genauso hat es jedoch welche gegeben, bei denen es umgekehrt war", zieht Jeff Gordon Bilanz und fasst zusammen: "Ich glaube, ich bin heutzutage ein besserer Fahrer als ich es früher war, da ich im Auto inzwischen geduldiger bin."

Wenn überhaupt, dann gibt es nur einem Umstand, den der 40-Jährige im Ansatz bereut. "Wenn ich könnte, würde ich rückblickend versuchen, Ray Evernham etwas länger als Crewchief zu behalten. Wir waren ein tolles Team und hätten gemeinsam sicher noch den einen oder anderen Titel gewonnen." Jeff Gordon gewann drei seiner vier NASCAR-Titel mit Ray Evernham (1995, 1997, 1998). Meisterschaft Nummer vier folgte im Jahr 2001 mit Robbie Loomis an seiner Seite.

Nach gut fünf Jahren und zehn Siegen mit Steve Letarte arbeitet Jeff Gordon im Hendrick-Team seit Beginn der laufenden Saison mit Alan Gustafson als Crewchief zusammen - eine Kombination, die sich in 20 Rennen bereits zweimal als siegreich erwiesen hat.

Ein Sieg in mehr als drei Jahren

Jeff Gordon

Texas 2009: Jeff Gordons einziger Sieg über einen Zeitraum von drei Jahren Zoom

Dies war nicht immer so. Nachdem sich Jeff Gordon in der Saison 2007 nach sechs Siegen knapp gegen Teamkollege und Protegé Jimmie Johnson im Titelkampf geschlagen geben musste, markierte das Jahr 2008 das erste sieglose in der Karriere des Superstars seit der Rookie-Saison 1993.

Speziell der seitens NASCAR vollzogene, vollständige Wechsel hin zum Car of Tomorrow (CoT) bereitete dem Hendrick-Piloten anfangs große Schwierigkeiten, da ab diesem Zeitpunkt ein völlig anderer Fahrstil in Verbindung mit anders gearteten Setups gefragt war. NASCAR-Publikumsliebling Dale Earnhardt Jr., der seit 2008 Teamkollege von Jeff Gordon bei Hendrick Motorsports ist, musste ganz ähnliche Erfahrungen machen.

Im Gegensatz zu Earnhardt lief es für Gordon in der darauffolgenden Saison 2009 mit 25 Top-10-Platzierungen - darunter acht zweite Plätze - aus 36 Meisterschaftsläufen und Rang drei in der Sprint-Cup-Gesamtwertung hinter den Hendrick-Teamkollegen Jimmie Johnson und Mark Martin deutlich besser. Dennoch stand am Jahresende nicht mehr als ein einziger Sieg zu Buche - herausgefahren beim Samsung 500 auf dem Texas Motor Speedway und damit ausgerechnet auf jener Strecke, die Jeff Gordon in der Vergangenheit stets am meisten zu schaffen gemacht hatte.

2010 folgte mit Gesamtrang neun - und damit der schlechtesten Platzierung Gordons in der Endabrechnung eines Sprint-Cup-Jahres seit Verpassen des Chase im Jahr 2005 - eine weitere Saison ohne Sieg. Der Texas-Triumph aus dem April 2009 stellte somit über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren Jeff Gordons einzigen Sieg bei einem Meisterschaftslauf dar. Während Gordon die Meisterschaft 2010 als Neunter beendete, holte sich NASCAR-Dauerchampion Jimmie Johnson seinen fünften Titel in Folge.

Fünfter Sprint-Cup-Titel im Visier

Jeff Gordon Alan Gustafson

Jeff Gordon/Alan Gustafson haben den Grundstein für Titel Nummer fünf gelegt Zoom

In der laufenden Saison 2011 hat Jeff Gordon seinerseits Titel Nummer fünf im Visier. Im Februar stand der Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 24 nach einer 66 Rennen langen sieglosen Serie wieder in der Victory Lane. Der vierfache Champion beendete damit die längste Durststrecke seiner Karriere. In Pocono folgte im Juni Saisonsieg Nummer zwei - für Gordon nicht zuletzt ein Verdienst seines neuen Crewchiefs Alan Gustafson, wie er verdeutlicht: "Alan und ich haben ein paar Rennen gebraucht, um die gleiche Sprache zu sprechen. Inzwischen weiß er ganz genau, was ich in Bezug auf das Auto brauche."

Übrigens: Alan Gustafson wird am Freitag dieser Woche 36 Jahre alt. Ein "Pocono Sweep" am kommenden Sonntag in Form eines zweiten Sieges im laufenden Jahr auf dem 2,5-Meilen-Oval im US-Bundessaat Pennsylvania wäre daher sowohl für den Fahrer als auch für den Crewchief das passende Geschenk.

In der ewigen Bestenliste liegt Jeff Gordon gegenwärtig mit 84 Sprint-Cup-Siegen gleichauf mit den Legenden Darrell Waltrip und Bobby Allison auf Platz drei. Das ganz große Ziel liegt ebenfalls in Reichweite, wie er sagt: "Wir haben in Indy ein deutliches Zeichen gesetzt. Wenngleich wir nicht gewonnen haben, so konnten wir dennoch zeigen, dass wir ein Team haben, das um den Titel mitfahren kann."

Voraussetzung dafür, dass der berühmte "Drive for Five" in dieser Saison gelingen kann, ist laut Jeff Gordon eine "titelverdächtige Mannschaft sobald der Chase beginnt". "Nach den Fortschritten während der zurückliegenden Rennen stehen wir unmittelbar davor", sagte der vierfache Champion nach Platz zwei in Indianapolis. Und auch die Zahlen belegen diesen Eindruck: In den vergangenen acht Rennen seit dem STP 400 Anfang Juni auf dem Kansas Speedway kann Jeff Gordon die beste durchschnittliche Platzierung aller Sprint-Cup-Piloten vorweisen.

Wandel in der Wahrnehmung durch die Fans

Jeff Gordon

Jeff Gordon feiert unter dem Jubel der Massen - dies war nicht immer so... Zoom

Ausgehend von der Tatsache, dass die Siege in den vergangenen Jahren nicht mehr so häufig kamen wie in seinen statistisch gesehen besten Sprint-Cup-Tagen, bemerkt Jeff Gordon inzwischen einen Wandel in der Wahrnehmung durch die Fans.

War der Kalifornier aufgrund seiner Seriensiege speziell in den US-Südstaaten und damit in der NASCAR-Hochburg lange Zeit verhasst, so gilt er inzwischen auch auf der Strecke als Sympathieträger. "Es ist unglaublich, wie oft ich mittlerweile via 'Twitter' Nachrichten bekomme, die da lauten: Ich habe dir nie die Daumen gedrückt. Inzwischen bin ich zum Fan von dir geworden", sagte der einstige "Wonderboy" der NASCAR vor wenigen Wochen in Daytona.

"Wenn du einfach nicht mehr siegst, erntest du allenfalls Respekt, aber keine Begeisterung", weiß der 84-fache Rennsieger und fügt an: "Du musst in die Victory Lane zurückkehren, um den Jubel richtig genießen zu können."

Die Tatsache, dass ihm dies im Verlauf der aktuellen Saison nach langer Durststrecke bereits zweimal gelungen ist, hat nach Ansicht des vierfachen Champions maßgeblichen Anteil daran, dass "nicht nur meine treuen Anhänger wieder in Verzückung geraten sind, sondern darüber hinaus neue Fans hinzugekommen sind, die vor nicht allzu langer Zeit noch gegen mich waren".

Der Umstand, dass der unangefochtene NASCAR-Publikumsliebling Dale Earnhardt Jr. mittlerweile im vierten Jahr mit Gordon gemeinsam in einem Team fährt, hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass der eine oder andere Anhänger der ehemaligen Anti-Jeff-Gordon-Fraktion inzwischen friedlich gestimmt ist. "Im Laufe der Jahre verschafft man sich Respekt und Anerkennung für sein Tun auf und neben der Strecke", sagte Jeff Gordon kürzlich und hat damit einen weiteren entscheidenden Punkt im Wandel der Wahrnehmung seitens der Fans angesprochen.

Soziales Engagement als weiterer Sympathiefaktor

Jeff Gordon

Drive to End Hunger: Für Jeff Gordon mehr als nur ein neuer Sponsor Zoom

Die Jeff Gordon Foundation - seine Stiftung, die sich unter anderem für krebskranke Kinder einsetzt und intensiv mit der Forschung nach neuen Methoden zur Heilung dieser Kinder befasst - feierte im Jahr 2009 das zehnjährige Bestehen. Jeff Gordon - seit der Geburt von Sohn Leo am 9. August 2010 zweifacher Familienvater - wendet einen Großteil seiner rennfreien Zeit dafür auf, sich persönlich für die Belange der Stiftung einzusetzen.

Dazu kommt die Initiative im Zeichen der AARP (American Association of Retired Persons), für die Jeff Gordon seit Beginn der Saison unübersehbar auch auf der Strecke Farbe bekennt. Die weinrote Drive-to-End-Hunger-Lackierung löst den Haus- und Hofsponsor DuPont inzwischen bei einem Großteil der Rennen auf dem Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 24 ab. Gordon macht damit in Zusammenarbeit mit der AARP auf das Hungerproblem in den gehobenen Altersklassen der US-Gesellschaft aufmerksam.

Weitere Projekte, wie die kürzlich vollzogene Reise des NASCAR-Piloten in die Demokratische Republik Kongo, tun ein Übriges. Im Zeichen der Wohltätigkeitsorganisation um Ex-US-Präsident Bill Clinton besuchte Jeff Gordon vor wenigen Tagen ein Flüchtlingscamp im Osten der Republik, um sich persönlich ein Bild vom Leid in einem der ärmsten Länder der Erde zu machen. Ein Folgetrip nach Ruanda, welcher in enger Zusammenarbeit mit Gordons eigener Stiftung erfolgen wird, ist bereits fixiert.

"Wenn du wirklich hinter der Arbeit stehen willst, die du tust, kannst du das nicht aus Tausenden von Kilometern Entfernung machen", stellt Jeff Gordon klar und ergänzt. "Ich möchte den Menschen helfen. Auch wenn das Hauptaugenmerk meiner Stiftung auf den Kindern liegt, so bedeutet das nicht, dass wir nur Projekte für Kinder realisieren." Für Jeff Gordon, den NASCAR-Piloten war der jüngste Afrika-Trip ein Moment des Erwachens. Für Jeff Gordon, den Philanthrop war es nur der nächste Schritt auf seiner Mission.

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