• 29.11.2007 20:43

  • von Pete Fink

Who is... Jeff Gordon? (3)

Der dritte Teil des Jeff-Gordon-Specials auf 'Motorsport-Total.com' beschäftigt sich mit Gordons NASCAR-Erfolgen, der Formel 1 und seiner neuen Familie

(Motorsport-Total.com) - In den ersten beiden Teilen des großen Jeff-Gordon-Specials auf 'Motorsport-Total.com' erfuhren die Leser vieles über die Anfänge des Hendrick-Piloten und wie es dazu kam, dass der Kalifornier trotz vier Meisterschaften niemals von der gesamten NASCAR-Gemeinde akzeptiert wurde. Teil drei beschäftigt sich nun mit den jüngsten Ereignissen, einem kurzen Formel-1-Abstecher und der neuen Familie des NASCAR-Stars.

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon

Jeff Gordon ist auf dem besten Wege, einige NASCAR-Rekorde zu knacken

2002 war kein gutes Jahr für Jeff Gordon - sowohl nach sportlichen, als auch nach privaten Maßstäben. Er landete am Jahresende hinter Tony Stewart, Mark Martin und Kurt Busch nur auf Rang vier in der Gesamtwertung, aber viel schlimmer noch traf es ihn in privater Hinsicht, denn es drohte eine öffentliche Schlammschlacht.#w1#

Seine Frau Brooke, das ehemalige Winston-Cup-Mädchen, reichte nach acht Ehejahren die Scheidung ein, und viele pikante Details kamen an die Öffentlichkeit. Die Ehe blieb bis dato kinderlos und Brooke verlangte trotzdem saftige Alimente, zwei Autos aus dem Fuhrpark und Nutzungsrechte an Booten und der zweistrahligen Raytheon Hawker 800, deren Registriernummer passenderweise übrigens N24JG lautet.

Darüber hinaus wollte sie noch das Neun-Millionen-Dollar teure Familienanwesen für sich beanspruchen und es erscheint durchaus verständlich, dass der vierfache NASCAR-Champion lange brauchte, bis er wieder zu alter Stärke fand. Erst im 24. Cup-Event, Ende August in Bristol, gewann er sein erstes Saisonrennen mit einem klassischen Short-Track-Schubser gegen Rusty Wallace in der letzten Runde.

Magere Jahre mit Showcharakter

Gordon triumphierte eine Woche später in Darlington erneut und ließ Ende September in Kansas Saisonsieg Nummer drei folgen, doch zu diesem Zeitpunkt war der Meisterschaftszug bereits abgefahren. Einen Titel sicherte er sich dennoch: Zusammen mit Jimmie Johnson und Colin Edwards gewann er die Nationenwertung des Race of Champions auf Gran Canaria.

Jeff Gordon

Jeff Gordon steht seit vielen Jahren im Mittelpunkt des Medieninteresses Zoom

"Wenn man vier Meisterschaften gewonnen hat, dann werden die Erwartungen immer höher", kommentierte er damals. "Man erwartet dich einfach jedes Jahr im Titelkampf. Dieses Jahr ist es uns nicht gelungen, aber egal, was die Leute denken mögen, wir werden versuchen, nächste Saison zurück zu schlagen."

Er sollte sich täuschen, denn die Saison 2003 sollte sich ganz ähnlich zum Vorjahr entwickeln: Wieder belegte er mit drei Saisonsiegen (zweimal Martinsville und Atlanta) Rang vier in der Gesamtwertung, doch in diesem Jahr sollte er vor allem für Schlagzeilen außerhalb des NASCAR-Sports sorgen.

Denn am 11.Januar 2003 wurde er der erste und bis heute einzige Motorsportler, der den seit 1976 laufenden NBC-Blockbuster 'Saturday Night Live' moderierte. Rock-Röhre Avril Lavigne steuerte damals den musikalischen Part bei, während Jeff Gordon seinem Saubermann-Image treu blieb und viele der ihm zugedachten Sketch-Ideen ablehnte.

Cockpit-Tausch mit Montoya

Nur wenige Sportstars haben sich diese Aufgabe jemals zugetraut: Seit Jeff Gordon spielte 2005 Lance Armstrong einmal den Gastgeber, ebenso die beiden Quarterbacks Tom Brady (New England Patriots) und Peyton Manning (Indianapolis Colts). Vor Jeff Gordon taten dies nur Box-Legende George Foreman, sowie Basketball-Superstar Michael Jordan und Tennis-Dame Chris Evert.

Jeff Gordon und Juan Pablo Montoya tauschten 2003 ihre Fahrzeuge Zoom

Zudem war es das Jahr, in dem Jeff Gordon einmal in den Genuss kam, einen Formel-1-Boliden zu bewegen, als er am 11. Juni 2003 für einen Tag das Cockpit mit Juan Pablo Montoya tauschte. Der Kolumbianer hatte zehn Tage zuvor mit seinem BMW WilliamsF1 Team den Grand Prix von Monaco gewonnen und beide fuhren einige fliegende Runden auf dem 4,192 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs von Indianapolis.

Montoya machte also damals bereits erste Bekanntschaft mit einem NASCAR-Boliden, während sich Jeff Gordon über seine Ausfahrt mit dem 900 PS starken BMW Williams FW24 wie ein kleines Kind freute: "Ich kann meine Gefühle gar in nicht Worte fassen. Es wirkte so irreal, wie das Fahren auf einer Carrera-Bahn."

Doch ganz und gar Motorsport-Profi, fing er sogleich an, zu analysieren: "Die Kurven fliegen auf einen zu, und das Auto bremst so sensationell, lenkt so präzise ein und ist auch gleich wieder voll da, wenn man am Kurvenausgang auf das Gaspedal steigt. Bei Vollgas auf der Geraden wurde ich unvorstellbar in den Sitz gepresst, und meine Nackenmuskulatur ist nach den paar Runden schon völlig übersäuert."

2004 haarscharf am Titel vorbei

Diese von den Medien stark begleitete Promotion-Veranstaltung für das Indianapolis-Rennen im September führte in der Folge prompt zu einigen heftigen Gerüchten über einen möglichen Gordon-Wechsel in die Formel 1, die der Hendrick-Pilot jedoch von Beginn an entschieden dementierte.

Jeff Gordon

Auch 2004 reichte es nicht ganz zum fünften NASCAR-Titel Zoom

Die Saison 2004 brachte der NASCAR ein völlig neues Saisonfinale, denn in diesem Jahr wurde das Chase-System eingeführt und Jeff Gordon schien wieder zu alter Stärke zurückgefunden zu haben. Er erreichte fünf Siege in der regulären Saison (Talladega, Fontana, Sonoma, Daytona und Indianapolis), wodurch er als Spitzenreiter in die Playoffs ging.

In den letzten zehn Rennen gelang ihm jedoch kein einziger Erfolg mehr. Ein zweiter, und vier dritte Plätze waren zu wenig, um Kurt Busch und Jimmie Johnson niederzuhalten, am Ende fehlten ihm 16 Punkte auf den damaligen Roush-Piloten Kurt Busch.

2005 sollte dann das bislang schlechteste NASCAR-Jahr von Jeff Gordon werden, denn er verpasste sogar den Chase und wurde am Saisonende nur Elfter. Gordon gewann zwar drei der ersten neun Saisonrennen in Daytona, Martinsville und Talladega, doch anschließend ging nicht mehr viel.

Frisches Blut durch Steve Letarte

Zu Saisonmitte gelangen ihm in zehn Einsätzen nur magere zwei Top-10-Platzierungen und Meinungsverschiedenheiten über ein schlechtes Handling führten nach der verpassten Playoff-Qualifikation zu einem Wechsel des Crew-Chiefs: Robbie Loomis musste im September 2005 gehen und seinen Platz übernahm der damals erst 26-jährige Steve Letarte.

Jeff Gordon Steve Letarte

Jeff Gordon und Steve Letarte sind seit Ende 2005 ein Hendrick-Gespann Zoom

Der Neuzugang krempelte über den Winter die Gordon-Crew ordentlich um, doch positive Ergebnisse ließen nach wie vor auf sich warten. Der Hendrick-Chevrolet zeigte wie bereits 2005 vor allem ungewohnte Macken in Sachen Handling auf den so wichtigen Intermediate Ovalen.

Ein Wendepunkt war das Rennen in Chicago: Gordon gewann und danach sollte es wenigstens soweit bergauf gehen, dass er als Neunter gerade noch in den Chase schlüpfen konnte. Doch an den Titel war 2006 nicht zu denken, Platz sechs war das höchste der Gefühle für die neu zusammengesetzte Hendrick-Crew.

Privat mit neuem Glück

Auf privater Ebene allerdings sah die Sache für den gläubigen Christen anders aus, denn am 7. November 2006 heiratete Jeff Gordon in Mexiko ein zweites Mal. Seine neue Frau ist das ehemalige belgische Model Ingrid Vandebosch, die er bereits seit einigen Jahren kannte.

Jeff Gordon mit Frau und Tochter

Jeff Gordon feiert mit Frau Ingrid und Töchterchen Ella Sofia Zoom

Kurz darauf gab die Familie Gordon bekannt, dass im Jahr 2007 Nachwuchs anstehen würde: "Weihnachten kam dieses Jahr sehr früh für uns. Dies ist ein ganz spezielles Geschenk für Ingrid und mich, auf das wir uns sehr freuen." Am 20. Juni 2007 wurde mit Ella Sofia Gordon ein kerngesundes Mädchen geboren. Die glücklichen Eltern stießen möglicherweise auf die Tochter mit einem Gläschen Carneros Chardonnay an, denn das ist der Wein, den der Weinbergbesitzer Jeff Gordon sein eigen nennt.

"Man sollte in seinem Leben der beste Mensch sein, der man sein kann." Dieses, den Charakter von Jeff Gordon treffend bezeichnende, Zitat stammt aus dem Munde des vierfachen NASCAR-Champions selbst, der in der gerade abgelaufenen Saison nur von seinem Freund und Teamkollegen Jimmie Johnson geschlagen wurde.

Eines darf man jedoch nicht vergessen: Gäbe es kein Playoff-System, dann hätte der Name des diesjährigen NASCAR-Titelträgers zum fünften Mal Jeff Gordon gelautet, denn sein Punktevorsprung am Ende der regulären Saison hätte locker gereicht, um den Schlussangriff von Johnson abwehren zu können. Es ist jedoch bezeichnend, dass Jeff Gordon selbst bei diesem Thema nie ins Lamentieren kam, und Johnson und Co. dürfen sich sicher sein, dass sich Jeff Gordon 2008 wieder auf den "Drive for Five" begeben wird.