• 20.11.2007 11:24

  • von Pete Fink

Who is... Jimmie Johnson? (1)

Jimmie Johnson ist zweifacher NASCAR-Champion - aber wer steckt hinter dem Menschen? 'Motorsport-Total.com' wirft einen Blick auf seine Karriere

(Motorsport-Total.com) - "Ich bin nur eine durchschnittliche Person, die einen richtig coolen Job hat", sagte Jimmie Johnson einmal über sich selbst, und verriet mit diesem Satz eine Menge über seinen Charakter, den viele in der eher lebhaften und umtriebigen NASCAR-Szene als unauffällig bezeichnen.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Jimmie Johnson ist heute in der NASCAR unbestritten allererste Wahl

'Motorsport-Total.com' stellt in zwei Teilen den Menschen Jimmie Johnson und den sportlichen Werdegang des zweifachen Nextel-Cup-Champions vor, der nach Meinung einiger Experten auf dem besten Wege ist, in der NASCAR eine Jimmie-Johnson-Ära loszutreten.#w1#

Jimmie Kenneth Johnson wurde am 17. September 1975 in der südkalifornischen Kleinstadt El Cajon, nahe San Diego und der mexikanischen Grenze geboren. Seine motorsportlichen Wurzeln liegen eigentlich auf zwei Rädern, denn Klein-Jimmie saß bereits im zarten Alter von vier Jahren auf einer 50 Kubikzentimeter MotoCross-Maschine.

Vater Gary arbeitete damals hauptberuflich bei einer ortsansässigen Reifenfirma und Mutter Cathy fuhr den Schulbus. Zusammen mit seinen jüngeren Brüdern Jarit und Jessie verbrachte die motorsportverrückte Familie Johnson ihre freien Wochenenden auf den Campingplätzen diverser lokaler Rennstrecken.

Vom MotoCross in den Buggy

"Aber ich habe mir einfach zu viele Knochen gebrochen", erinnert sich der heute 32-Jährige. Ein Beispiel? In seinem dritten ernsthaften MotoCross-Jahr stand er als Teenager dicht vor seinem ersten lokalen Titel. Leider verletzte er sich schwer am Knie, doch Vater Gary beschloss auf Drängen seines Sohnes, dessen Motorrad so herzurichten, dass Jimmie im letzten Saisonrennen wenigstens eine langsame Runde fahren konnte. Denn die reichte ihm zu seiner ersten Meisterschaft.

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson und seine zwei Meisterpokale von 2006 und 2007 Zoom

"Ich habe mich oft gefragt, warum ich soviel auf mich genommen habe, um weiter im Rennsport zu bleiben", sagte Johnson einmal. "Es muss einfach eine riesige Leidenschaft in mir stecken." Johnsons Vater war ein Mechaniker an einem Buggy einer Off-Road-Serie und Papa Gary ermöglichte in der Folge, dass sein Sohn den Umstieg auf vier Räder in eine lokale Off-Road-Klasse mit dem Namen Superlites schaffte.

Damals war er 15 Jahre alt und steuerte fortan selbst einen Buggy. Ein Jahr später wurde der Teenager in das in der Mickey Thompson Entertainment Group angesiedelte Werksteam von Chevrolet berufen. Sein Team gewann den Titel drei Jahre in Folge und für Johnson begann nun der typische Aufstieg eines Nachwuchsfahrers in den USA.

Er fuhr 1996 und 1997 in verschiedenen Off-Road-Ligen, aber - mit Hilfe von Chevrolet - auch in der ASA, der mittlerweile bankrott gegangenen American Speed Association, wo er zum ersten Mal in regelmäßigen Kontakt mit einer überregionalen StockCar-Serie kam. Damals war er bereits für das Team von Herzog Motorsports aktiv, welches ihm später den Einstieg in die Busch-Serie ermöglichen sollte.

Die Baja 1000 änderte alles

Natürlich nahm er zu dieser Zeit auch an der Baja 1000 teil, einer 1000-Meilen-Off-Road-Rallye, die auf der Baja California, einer Halbinsel am Südzipfel Kaliforniens ausgetragen wird. Die Streckenführung führt über mexikanisches Gebiet, und Johnson hat daran so seine ganz eigenen Erinnerungen.

Phoenix Arizona

Die mexikanische Wüste änderte einiges in der Karriere Jimmie Johnsons Zoom

"Es war entweder 1995 oder 1996. Ich war hart am Gas und saß seit 20 Stunden am Steuer. Ich hatte nicht geschlafen und bin wohl kurz weggenickt. Plötzlich war direkt vor mir ein Felsen von der Größe eines Volkswagens. Ich traf ihn und habe mich mehrfach überschlagen."

"An der Stelle standen ungefähr einhundert Mexikaner, die mit ihren Frauen dem Rennen zugeschaut haben. Oft warten solche Leute im Rennen nur auf Unfälle und sie sehen auch welche. Ich habe zwei Tage bei ihnen verbracht, bevor mich meine Crew wieder gefunden hat."

Johnson und sein Co-Pilot überlebten den Unfall unverletzt, der Truck war jedoch komplett zerstört und eine Funkverbindung konnte nie etabliert werden. "Von diesem Moment an wurde ich ein anderer Rennfahrer", philosophiert Johnson. "Dieser beängstigende Unfall hat mein Leben verändert."

Von Kalifornien nach Charlotte

Heute fragt sich der zweifache Cup-Champion, "warum ich damals so starrköpfig war und ein 1000-Meilen-Event, das 30 Stunden dauerte, alleine durchfahren wollte. Dieser Crash, dieses Erlebnis haben mich wirklich erwachsen gemacht."

Jimmie Johnson

Als waschechter Kalifornier lebte Jimmie Johnson nun in den Südstaaten Zoom

"Seit dieser Zeit passe ich auch auf mein Equipment auf. Ich habe damals angefangen, meinen Fahrstil zu reflektieren und in den folgenden beiden Jahren lag mein Truck nie mehr auf dem Dach. Anstelle dessen versuche ich nun mit dem Hirn, anstatt nur mit dem Gasfuß zu fahren."

Der enge Kontakt zwischen Johnson und Chevrolet riss niemals ab und die General-Motors-Marke verhalf dem Herzog Team auch zu einem Einstieg in die Busch-Serie. Johnson fuhr zwar 1998 und 1999 bereits einzelne Busch-Rennen, doch erst die Saison 2000 sollte sein erstes komplettes Jahr werden.

War der Kalifornier in seiner ASA-Zeit bereits nach Milwaukee gezogen, so machte er nun den Umzug nach North Carolina mit und landete auf der Wohnzimmer-Couch von Ron Hornaday, einem Fahrerkollegen aus Kalifornien, der ebenfalls in der Busch-Serie aktiv war.

Fish Tacos auf der Ledercouch

Es handelt sich dabei übrigens um genau jenen Ron Hornaday, der am Wochenende in Homestead die Craftsman Truck Serie 2007 gewonnen hat - in einem Chevy-Truck des Besitzers Kevin Harvick, welcher wiederum Johnsons Nachmieter auf Hornadays Couch wurde. Soviel zur California-Connection in der NASCAR.

Kevin Harvick Ron Hornaday

Mit Kevin Harvick (li.) und Ron Hornaday verbindet Jimmie Johnson vieles Zoom

Johnson lebte sechs Monate bei der Familie Hornaday und bezahlte seinen Aufenthalt, in dem er sich im Haushalt nützlich machte und auch ab und zu den Kochlöffel schwang. Lindy Hornaday, Rons Ehefrau, soll angeblich heute noch von Johnsons Shrimps und seinen Fish Tacos schwärmen.

Die schwarze Ledercouch der Familie Hornaday ist in NACSAR-Fahrerkreisen mittlerweile sehr berühmt: "Wann immer ein junger Fahrer zu uns kommt, alle wollen auf dieser Couch übernachten", gab Lindy Hornaday einmal zu Protokoll.

Am Ende des Jahres landete Johnson auf Rang zehn in der Gesamtwertung der Busch-Serie, doch sein Teamchef Randy Herzog, wird damals schon mit einem Satz zitiert, der heute noch Gültigkeit haben könnte: "Jimmie fährt viel aggressiver, als es den Anschein hat. Er fährt genauso hart wie jeder andere, fast in der Art, wie es Jeff Gordon macht." Wohlgemerkt, dieses Zitat stammt aus dem Jahr 2000.

Jeff Gordon hilft

Johnson fuhr auch in der Saison 2001 den Nummer-92-Chevrolet von Herzog Motorsports und am 14. Juli 2001 holte sich der Newcomer beim "Sam's Club Presents The Hills Brothers Coffee 300" auf dem Chicagoland Speedway seinen ersten und bislang einzigen Busch-Sieg.

Jimmie Johnson Jeff Gordon

Mittlerweile sind Jimmie Johnson und Jeff Gordon gute Freunde und Teamkollegen Zoom

Es war gleichzeitig auch der erste Sieg des Teams, dem später noch zwei weitere folgen sollten, bevor man Ende 2003 die Schoten ohne Hauptsponsor dichtmachen musste. Johnson wurde 2001 Gesamtachter, doch seine Busch-Karriere stand schon länger auf der Kippe, weil sich Herzog-Sponsor Alltel in Richtung Penske verabschieden wollte, wo sie noch heute das Auto von Ryan Newman unterstützen.

Natürlich gab es zu diesem Zeitpunkt bereits einige Teams, die ein Interesse an Johnson haben mochten, aber der damals 25-Jährige wusste nicht so recht, was als Nächstes zu tun sei, und wandte sich nach dem Drivers Meeting in Michigan im Juni 2000 an seinen kalifornischen Landsmann Jeff Gordon.

"Jede einzelne Chance, die ich jemals bekam, kam deswegen zustande, weil ich jemand getroffen habe", erinnert sich Johnson an diese Zeit. "Ich hatte damals coole Visitenkarten und habe unzählige Briefe geschrieben. Aber ich hatte auch den Mut, die Leute direkt anzusprechen."

Wie Lowe's eingewickelt wurde

Johnson und Gordon blieben in Kontakt und wenige Monate später bot Teamchef Rick Hendrick Johnson einen Driver-Development-Deal an. Doch dann sollte alles ganz schnell gehen. Hendrick Motorsports hatte zu diesem Zeitpunkt drei Autos im Cup und mit Lowe's erschien plötzlich ein potenter Sponsor auf der Bildfläche, der Interesse an einem vierten Hendrick-Chevrolet hatte.

Jimmie Johnson

Lowe's war gegenüber Jimmie Johnson sehr skeptisch - heute wohl nicht mehr Zoom

Das Problem war nur: Lowe's wollte sofort Rennen gewinnen und weder der Sponsor, noch der Teamchef waren davon überzeugt, dass Johnson diesen Anforderungen gewachsen war. Jeff Gordon wurde damals zu Johnsons großem Fürsprecher. Er erinnert sich: "Meine Rolle war damals mitzuhelfen, damit das Team loslegen konnte. Jimmie war einer der ersten Schlüsselelemente dazu."

"Ich machte den Vorschlag, Jimmie als Fahrer zu nehmen und so ein viertes Team bei Hendrick zur Realität werden zu lassen. Dann wurde ich gefragt, ob ich meinen Worten auch Geld hinterher schieben würde und heute bin ich froh, dass ich das gemacht habe, denn es hat ja prima funktioniert."

Damit waren die Hendrick-Internas geklärt und Jeff Gordon war plötzlich Mitbesitzer am Johnson-Chevrolet. Doch ein ganz großes Problem gab es noch - Lowe's. "Wir waren in dieser Situation unglaublich nervös, denn Lowe's wollte sofort gewinnen", erinnert sich Rick Hendrick. "Beim letzten Meeting sah der Präsident von Lowe's Jimmie tief in die Augen und fragte ihn: 'Kannst du gewinnen?' Ich hielt meinen Atem an und Jimmie antwortete: 'Ich kann definitiv gewinnen.'"

Der zweite Teil des Jimmie-Johnson-Specials folgt in den nächsten Tagen. Er beschäftigt sich mit der Nextel-Cup-Karriere des alten und neuen NASCAR-Champions.