• 29.11.2007 08:56

  • von Pete Fink

Who is... Jeff Gordon? (2)

Im ersten Teil des großen Jeff-Gordon-Specials blickte 'Motorsport-Total.com' zurück auf die Anfänge des Kaliforniers, Teil zwei schildert seinen Durchbruch

(Motorsport-Total.com) - Jeff Gordon räumte bereits in jungen Jahren alle Titel ab, die auf dem Weg seiner Motorsportkarriere standen. Im zweiten Teil der Jeff-Gordon-Trilogie von 'Motorsport-Total.com' wird nun der NASCAR-Durchbruch des gebürtigen Kaliforniers geschildert und der Leser wird erfahren, warum Jeff Gordon zum Feindbild vieler NASCAR-Fans aus den Südstaaten wurde.

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon

Jeff Gordon in seinem berühmten DuPont-Chevrolet von Rick Hendrick

Jeff Gordon startete 1993 mit einem echten Knalleffekt in seine erste Cup-Saison überhaupt, denn er gewann eines der beiden Gatorade-125-Rennen und qualifizierte sich dadurch prompt für sein erstes Daytona 500. Dort wurde er Fünfter, war aber bester Hendrick-Pilot noch vor seinen Teamkollegen Ken Schrader und Ricky Rudd.#w1#

Jenes Daytona-Wochenende hatte noch eine andere, eher private Auswirkung, denn Gordon wurde in der Victory Lane des Gatorade-Duels auf eine gewisse Brooke Sealy aufmerksam. Diese war damals eines der berühmten Winston-Cup-Girls, doch das Problem bestand darin, dass es eigentlich streng verboten war, sich mit diesen Mädels zu verabreden.

Also trafen sich die beiden zunächst heimlich und ein Jahr später wurde - dann ganz offiziell - geheiratet. Für Jeff Gordon ein teurer Spaß, aber dazu später mehr. Ansonsten sollte seine Debütjahr 1993 die einzige Cup-Saison seiner bisherigen Karriere bleiben, in der der Hendrick-Debütant keinen Sieg einfahren konnte. Immerhin reichte es - natürlich - zum Titel 'Rookie of the Year' und zu Position 14 in der Gesamtwertung.

1994 der erste Sieg, 1995 der erste Titel

1994 sollte sich das ändern, denn Ende Mai, beim Coca-Cola 600 in Charlotte, holte sich Jeff Gordon seinen ersten Winston-Cup-Sieg und ließ später noch einen weiteren folgen, als er auf dem Indianapolis Motor Speedway das erste Brickyard 400 überhaupt für sich entscheiden konnte.

Jeff Gordon

Heute ist Jeff Gordon bereits ein vierfacher NASCAR-Champion Zoom

Am Ende des Jahres 1994 war er schon Achter in der Punktewertung, und 1995 sollte er noch einen draufsetzen können. Viele Zeitgenossen sprechen heute noch von einer wahren Traumsaison des Youngsters, der in Rockingham, Atlanta und Bristol gleich drei der ersten sechs Saisonrennen gewinnen konnte.

Vor allem der Sieg auf dem nur etwa 800 Meter langen Short-Track von Bristol brachte ihm eine Menge Kredit ein, denn bislang war der Kalifornier eher als Spezialist für die großen Superspeedways bezeichnet worden. In 17 von 31 Saisonrennen fuhr der neue Hendrick-Star in die Top 5 und in Daytona, Loudon, Darlington und Dover ließ er weitere vier Siege folgen. Am Ende des Jahres hatte er 34 Punkte Vorsprung auf den großen Dale Earnhardt und gewann seinen ersten NASCAR-Titel.

Im Jahr 1996 setzte er rein punktetechnisch und auch nach Einzelsiegen sogar noch einen drauf, doch am Ende reichte es doch nur zu Rang zwei. Der Grund war sein Teamkollege Terry Labonte, dem nur zwei Saisonerfolge zum Titel reichten - Jeff Gordon schaffte deren zehn.

Der Rainbow-Warrior ist gar keiner...

Doch gleichzeitig strandete der DuPont-Chevrolet von Gordon auch sechsmal, was sich der wesentlich erfahrenere Labonte nicht erlaubte. Unter anderem crashte Gordon heftig in Talladega, in Loudon ging ihm sein Motor ein und in Indianapolis warf ihn ein geplatzter Reifen aus dem Rennen - in dieser Saison war die mangelnde Konstanz der Grund, warum es mit einer Titelverteidigung noch nicht klappen sollte.

Jeff Gordon

Eigentlich sind die "Rainbow-Warriors" die Jungs der DuPont-Crew Zoom

Zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere hatte Gordon, und das hat er im Prinzip bis heute noch, bereits das von vielen Fans verhasste Image eines Saubermannes, der sich stets in gewählter Sprache ausdrückte und als Kalifornier den bislang vorherrschenden Raubeinen aus den Südstaaten auf der Strecke heftig in den Allerwertesten trat.

Das sollte sich 1997 und 1998 noch exponential verschlimmern, als er gleich zwei Titel in Folge holte. Auch das Daytona 500 im Februar 1997 trug wesentlich dazu bei, denn zehn Runden vor dem Ende kämpfte Gordon gegen Dale Earnhardt, und nach einem Überholmanöver Gordons landete die NASCAR-Legende in der Mauer.

Gordon gewann sein erstes Daytona 500 vor seinen Teamkollegen Terry Labonte und Ricky Craven. Damit lagen drei Hendrick-Autos auf den ersten drei Plätzen - in Daytona ein bislang einmaliger Vorgang. Gordon rechtfertigte sich nach dem Rennen: "Was ich tat, war nicht die Ursache, dass er einen Unfall hatte", erklärte der "Rainbow Warrior", der seinen Spitznamen eigentlich völlig zu Unrecht trägt.

Denn eigentlich verbirgt sich nur seine Crew hinter diesen Namen. Der ursprüngliche erste Sponsorenauftritt des DuPont-Konzernes in der NASCAR war begleitet von einem bunten Regenbogenoutfit der Mannschaft, und die Männer der Boxen-Crew wurden fortan scherzhaft als die "Rainbow-Warriors" bezeichnet, Jeff Gordon hatte damit herzlich wenig zu tun.

Das goldene Jahr 1998

In der David-Letterman-Show gab er 1997 ein Statement ab, welches die Die-Hard-Fans wohl beinahe zu Tode erschreckte: "Ich möchte noch eine lange Zeit in diesem Sport bleiben", sagte der damals erst 25-Jährige. "Ich kümmere mich wenig um mein Alter, ich weiß nur, dass es eines Tages weh tun wird, wenn mich die Jüngeren überholen."

Rick Hendrick Jeff Gordon

Rick Hendrick und Jeff Gordon sind eines der erfolgreichsten NASCAR-Gespanne Zoom

1997 gewann Jeff Gordon zehn Saisonrennen und ein Jahr später gar deren 13. Dale Jarrett und Mark Martin hatten das Nachsehen und Teamchef Rick Hendrick feierte - Terry Labonte 1995 mit eingerechnet - seine Titel Nummer drei und vier in Folge. Längst war der immer noch relativ junge Gordon einer der absoluten Superstars der Szene

In diesen Jahren gründete er auch seine eigene Firma JG Motorsports, die sich um die Lizenzeinnahmen aus dem Merchandising kümmerte. 20 Prozent von jeder Gordon-Kappe und jedem Gordon-T-Shirt flossen in seine Kasse, alleine im Jahr 1998 wurden für 112 Millionen US-Dollar Jeff-Gordon-Devotionalien gekauft.

Aber auch das Preisgeld konnte sich sehen lassen: Sein sechster Saisonsieg 1998 beim Brickyard 400 in Indianapolis war lockere 1,6 Millionen US-Dollar wert, die bis dato mit Abstand größte Summe, die für einen einzelnen Rennsieg jemals ausbezahlt wurde.

Nach zwei mageren Jahren der dritte Titel

Und es schien munter so weiter zu gehen, denn gleich zu Saisonbeginn 1999 rang Gordon erneut Dale Earnhardt nieder und gewann die Daytona 500 zum zweiten Mal. Doch sieben Siege sollten nicht zum Titel reichen, da Dale Jarrett mit nur vier Erfolgen die Oberhand behielt. Es war - wie schon 1996 - das alte Spiel der Konstanz, die am Ende zu einer NASCAR-Meisterschaft führen sollte, und zu allem Überfluss nahm sein langjähriger Crew-Chief und Erfolgsgarant Ray Evernham im September seinen Hut, um ein eigenes Cup-Team auf die Beine zu stellen.

Jeff Gordon

Ab und zu gibt es auch bei Jeff Gordon eine Phase des Misserfolges Zoom

Das warf den bislang so erfolgsverwöhnten Hendrick-Piloten doch erheblich zurück. Es dauerte seine Zeit, bis sich Gordon und Robbie Loomis, sein neuer Crew-Chief und heutiger Teamchef bei Petty Enterprises, aneinander gewöhnt hatten, und der DuPont-Chevrolet stand in der Folge nur dreimal in der Victory Lane. Das Talladega-Rennen bedeutete auch gleichzeitig den 50. Karriereerfolg in der NASCAR, so schnell kam noch kein Fahrer auf diese stolze Zahl.

2001 sollte dann sein vierter Titel folgen, der durch den tödlichen Unfall seines Dauerkonkurrenten Dale Earnhardt in Daytona überschattet wurde. Im Gegensatz zu den Sichtweisen vieler NASCAR-Fans hatten die beiden Superstars immer eine gute Beziehung. Manche bezeichneten die beiden als gute Geschäftspartner, manche nahmen sogar das Wort Freunde in den Mund.

Sechs Saisonsiege in Las Vegas, Dover, Michigan, Indianapolis, Watkins Glen und Kansas reichten zum Titel. Gordon übernahm im August deutlich das Kommando in der Punktetabelle und hatte am Ende des Jahres 349 Zähler Vorsprung auf den Gesamtzweiten Tony Stewart.

Der verhasste Jeff Gordon

Spätestens zu diesem Zeitpunkt galt Jeff Gordon als der Inbegriff des Bösen. Er war das verhasste Sinnbild für eine sich stark verändernde NASCAR-Serie, die seit den 1990er Jahren aus den ländlichen Strukturen der Südstaaten hinaus wuchs und sich quer über die USA ausbreitete.

Jeff Gordon

Jeff Gordon ist als Sympathieträger trotzdem bei vielen Fans verhasst Zoom

Plötzlich wurden NASCAR-Events in Indianapolis, der Heimat des Formelsports ausgetragen, Strecken wie Kansas im Mittleren Westen, Fontana in Kalifornien oder das glitzernde Las Vegas wurden eröffnet, und auch dort strömten die Leute in Scharen, um die NASCAR-Meute zu bejubeln. Das lag vielen Die-Hard-Fans aus dem Süden quer im Hals und das Ventil ihrer Antipathie war der supererfolgreiche und charmante Jeff Gordon.

Dabei erlebte die NASCAR in genau dieser Zeit einen unglaublichen Boom und es gibt nicht wenige Experten, die in genau diesem Kontrast einen wesentlichen Grund für diesen Aufschwung sahen. Denn natürlich wurden über die Rennen im Mittleren Westen und an der Westküste selbst viele neue Fans gefunden, aber die Serie erlebte den Kampf zwischen dem wohlerzogenen, eloquenten Youngster aus Kalifornien und den alten NASCAR-Haudegen - Gordon triumphierte und dafür wurde er gehasst.

Und die amerikanischen Fundamentalisten waren - übrigens genau wie in diesem Jahr gegenüber Toyota - in keinster Weise zimperlich. Tonnenweise wurden Gerüchte gestreut, dass Jeff Gordon doch ein Zeitgenosse vom anderen Ufer sei, nur lautete die Wortwahl natürlich völlig anders. Manche verstiegen sich sogar in alte Gedanken zum Thema Lynchjustiz, ein herzhaftes Pfeifkonzert und fliegende Bierdosen waren an der Tagesordnung, wenn der Kalifornier bei der Fahrerparade vorgestellt wurde. Doch Jeff Gordon sollte im Jahr darauf noch ganz andere Probleme bekommen.