• 21.01.2008 11:38

  • von Pete Fink

Der Earnhardt-Einfluss auf das Wohl der NASCAR

In den Theorien über den Rückgang der TV-Ratings kristallisiert sich ein Favorit heraus - der schon fast zwei Jahre lange Misserfolg von Dale Earnhardt Jr.

(Motorsport-Total.com) - Die Situation ist eigentlich ganz einfach: Seit 2005 sinken die Einschaltquoten der NASCAR von einem hohen Niveau aus beständig. Das führt dazu, dass sich viele Sponsoren zweimal überlegen, ob sie weiterhin viele Millionen US-Dollar in den sehr teuer gewordenen Sport investieren wollen.

Titel-Bild zur News: Dale Earnhardt Jr. Hendrick

Muss Superstar Dale Earnhardt Jr. das ganze Leid der NASCAR schultern?

Etwas weniger als einen Monat vor dem NASCAR-Saisonhöhepunkt, den Daytona 500, stehen über zehn Autos noch ohne Sponsor dar. Vor dem Hintergrund, dass das diesjährige "500" zudem noch zum 50. Mal ausgetragen wird, ein beinahe unerhörter Zustand.#w1#

Ursachenforschung ist also angesagt, und während die NASCAR-Bosse die Situation beschwichtigen wollen, spekulieren die US-amerikanischen Medien munter drauf los. Die altehrwürdige 'New York Times' stellte sich nun am Wochenende auf den Standpunkt, dass das Malheur vor allem den mangelnden Leistungen von NASCAR-Superstar Dale Earnhardt Jr. zuzuschreiben sei, der 2007 kein einziges Saisonrennen für sich entscheiden konnte und darüber hinaus auch den Chase, die NASCAR-Playoffs, verpasst hatte.

Während ein über eine Cup-Saison siegloser Earnhardt Jr. zum ersten Mal überhaupt stattfand, war bereits Anfang September klar, dass "Junior" keine Titelchance mehr haben würde. Das, so die 'New York Times', habe dazu geführt, dass viele Fans an den Rennsonntagen ihr Fernsehgerät ausgeschaltet ließen und die TV-Ratings somit gefallen wären.

Earnhardt Jr. fühlt sich unwohl - so oder so

Mit dieser Meinung steht die Zeitung übrigens nicht gänzlich alleine da, man beruft sich unter anderem auf Eddie Gossage, den Präsidenten des Texas Motor Speedways, auch NASCAR-Chef Brian France hatte vor ein paar Wochen indirekt in ein ähnliches Horn gestoßen.

Tony Eury Jr. Dale Earnhardt Jr.

Dale Earnhardt Jr. (re.) im Gespräch mit Crew-Chief Tony Eury Jr. Zoom

Earnhardt Jr. selbst nahm genau zu diesem Thema auf seiner Pressekonferenz in Daytona wie folgt Stellung: "Es ist schwer zu sagen. Ich weiß, dass solche Kommentare von Brian abgegeben wurden, aber sie wurden auch ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen. Vielleicht haben diese beiden Dinge etwas miteinander zu tun, aber ich fühle mich nicht wohl dabei - so oder so."

Führt man sich den Anblick halbleerer Tribünen beim Atlanta-Rennen im Herbst 2007 vor Augen, dann möchte man sich dieser Meinung anschließen, denn das viertletzte Chase-Rennen mit einem Earnhardt Jr. und einer Chance auf den Titel - das Oval wäre aus allen Nähten geplatzt.

Doch all das auf einen einzigen Grund zurückzuführen, ist etwas zu einfach. Da gibt es die Diskussionen um die Open-Wheel-Invasion und den "fremden" Automobilhersteller Toyota, vielen NASCAR-Fans war 2007 die Dominanz der Hendrick-Armada zu groß und auch die Art der amerikanischen TV-Übertragungen von 'ESPN', 'TNT' und 'Fox' selbst stehen im Fokus der Kritik vieler.

Craven glaubt an Earnhardt Jr.

Eines jedoch ist auch klar: Einen Rückgang der TV-Ratings um knapp 20 Prozent alleine kann NASCAR leicht verkraften. Was man jedoch nur schwer ausgleichen kann, ist die prompte Reaktion der eng kalkulierenden Sponsoren, die wiederum vor allem die Teams treffen, die am hinteren Ende des Feldes um ihr Überleben kämpfen.

Dale Earnhardt Jr.

Sein Hendrick-Chevrolet sollte ein Garant für viel Erfolg 2008 sein Zoom

Mit Jacques Villeneuve, Dario Franchitti und Patrick Carpentier haben alle drei ehemaligen Open Wheeler aus dem Ausland noch keinen Sponsor für die Cup-Saison - ihnen kann auch ein erfolgreicher Earnhardt Jr. nur indirekt helfen. Denn wenn die Theorie der 'New York Times' stimmt, dann steht der NASCAR 2008 eine Umkehrung der Situation bevor.

Ricky Craven, selbst mit zwei Cup-Siegen in 278 Rennen, ist einer, der fest an Earnhardt Jr. glaubt. "Es gibt keinen Zweifel daran, dass er die Fähigkeiten für einen Titelgewinn besitzt" erklärte er gegenüber 'Yahoo.Sports.com'. "Die Frage ist nur: Hat er genügend Fokus? Und genau dort wird sich der Wert auszahlen, nun ein Mitglied von Hendrick Motorsports unter der Führung von Rick Hendrick zu sein."

Die kommenden TV-Ratings werden diese Theorie überprüfen lassen und die mathematische Gleichung müsste dann eine simple sein: Earnhardt Jr. kann im Hendrick-Chevrolet wieder gewinnen, die TV-Ratings steigen und plötzlich kehren auch die Sponsoren wieder zurück. Ist das Leben ab und zu nicht irrsinnig einfach? Oder etwa doch nicht?