• 21.11.2007 16:08

  • von Pete Fink

NASCAR-Boss: "Unser Sport ist gesund"

Brian France nahm am letzten Cup-Wochenende Stellung zu allen aktuellen NASCAR-Themen - hier eine ausführliche Zusammenfassung seiner Aussagen

(Motorsport-Total.com) - NASCAR-Präsident Brian France zog in Homestead eine erste Bilanz der Nextel-Cup-Saison 2007, die er als "sehr, sehr gutes Jahr" bezeichnete. 'Motorsport-Total.com' hat die wichtigsten Passagen des Mediengespräches vom vergangenen Wochenende zusammengefasst.

Titel-Bild zur News: Brian France

Brian France zog in Homestead ein überwiegend positives Jahresfazit

Frage: "Wie sehr beunruhigt sie das spürbare Absinken der TV-Quoten und der dazugehörigen Umfragen, die aussagen, dass vor allem ältere und langjährige Fans dem Sport den Rücken zukehren?"
Brian France: "Sie verlassen den Sport nicht, aber sie beginnen, ihre Informationen über die NASCAR aus anderen Quellen zu gewinnen. Heutzutage ist es möglich, in vielerlei Hinsicht Videoclips zu bekommen, die einem verraten, was gerade alles los ist."#w1#

"In Zusammenhang mit den Quoten muss man den Kontext beachten. Wir sind nach wie vor die Nummer zwei in Sachen TV-Sport (hinter dem American Football; Anm. d. Red.). Jeder erlebt zur Zeit Verluste und dabei spreche ich nicht nur vom Sport. Auch Prime-Time-Shows wie etwa 'American Idol' oder andere große Sendungen. Vor allem durch das Internet hat man nun eine größere Auswahl und das macht es umso schwerer, sein Publikum auszubauen. Aber wir sehen unsere Position, in der wir uns befinden, als gut an."

"Wir wollen in Zukunft härter mit unserer Fan-Base arbeiten, die die NASCAR über alles liebt, und wir wollen sicherstellen, dass wir dabei nichts vergessen. Es besteht immer die Gefahr, dass man sich um seine engsten Fans zu wenig kümmert, und das wollen wir in Zukunft verbessern."

Frage: "Manchmal wird die Wahrnehmung zur Realität und jahrelang war die NASCAR-Wahrnehmung eine absolut positive. Ob sich das nun in konkreten Zahlen niederschlägt oder nicht, die Wahrnehmung um die NASCAR herum scheint nun einen Abwärtstrend zu zeigen. Wie gehen sie damit um und wie wollen sie diesen Trend umkehren?"
France: "Man muss das im Zusammenhang sehen. Wir wissen, wo wir stehen und wo wir uns verbessern können. Es ist für mich sehr wichtig, dass man ein generelles Verständnis dafür hat, was gerade in allen Sportarten vor sich geht. Und wenn wir das tun, dann beginnen wir zu verstehen, dass es sich bei uns um einen ganz starken Sport mit einer ganz starken Fan-Basis handelt - trotz der einen oder anderen Überschrift."

Auch deutsche Firmen haben großes Interesse

Dale Earnhardt Jr. Casey Mears

Adidas wird 2008 NASCAR-Superstar Dale Earnhardt Jr. (li.) großflächig bewerben Zoom

"Das wirtschaftliche Interesse an unserem Sport ist größer denn je. Es kommen immer mehr Firmen in den Sport und einige Teams sind in Sachen hochqualitatives Sponsoring bereits vollkommen ausgebucht. So kommen leider nicht alle auf die Rennstrecke, was ich sehr bedauere, aber das zeigt, wie viel Interesse da ist."

Frage: "Allgemein gesprochen und alles einbezogen, womit sich die Fans in diesem Sport auseinandersetzen. Glauben sie, dass das Interesse gestiegen ist, oder eher gesunken?"
France: "Wir sind wie alle anderen. Wir sind gegen Wellen, die nach oben oder unten gehen, nicht immun. Wir sind auch keine Rakete, die mit einer gleichmäßigen Geschwindigkeit nach oben geht. Und wir sind nicht immun gegenüber der Gesamtwirtschaftslage. Im Vergleich zu anderen Sportarten und anderen Medien sind wir sehr zufrieden. Unser Sport befindet sich in einer guten Verfassung."

Frage: "Können Sie etwas über die jüngsten Gerüchte erzählen, die einen möglichen Wechsel im NASCAR-Management oder gar einen kompletten Verkauf der NASCAR beinhalten?"
France: "Ich möchte eines ganz klar stellen: Das Schöne am Internet ist, dass sehr viele Informationen in der Gegend herum fliegen. Das weniger Schöne ist, dass die Leute sehr viel Zeit zur Verfügung haben, um zu spekulieren. Ich werde meinen Job auf absehbare Zeit hin ausführen und dabei handelt es sich um Jahre - nicht Monate oder was auch immer."

"Unsere Familie hat absolut kein Interesse daran, die NASCAR oder die International Speedway Corp. zu verkaufen. Dieses Gerücht kann gerne beerdigt werden. Unser Management-Team um Mike Helton herum, all die Leute, die diesen Sport führen, denken genauso langfristig."

"Natürlich gibt es immer wieder irgendwelche Anfragen, aber wir haben keine Verkaufspläne, deutlicher kann ich das nicht sagen. Die Familie ist festgelegt, mein Onkel, meine Schwester und ich. Wir haben meinen Vater verloren, insofern ist es natürlich, dass Fragen kommen. Aber sie können das von mir jetzt so direkt hören, wie ich nur kann: NASCAR steht nicht zum Verkauf an."

NASCAR ist ein emotionaler Sport

Tony Stewart

Bad-Boy Tony Stewart wird 2008 die NASCAR-Kassen wieder klingeln lassen Zoom

Frage: "Ein Ärgernis von Seiten der Fans war, dass in letzter Zeit die Struktur der Bestrafungen dazu geführt hat, dass dem Sport Persönlichkeiten entzogen worden sind. Ist das ein Thema?"
France: "Wir schauen uns das mit aller Vorsicht an. Wir wollen geeignete Strafen haben, wenn einer etwas Falsches macht, um zu verhindern, dass die Dinge eskalieren. Aber wir wollen die Fahrer nicht so verängstigen, dass die Persönlichkeiten unterdrückt werden. Dies ist ein emotionaler Sport. Die Jungs sind da draußen mit 42 Kollegen und es passieren jede Menge Dinge. Wir müssen dafür sorgen, dass deren Persönlichkeiten nicht verloren gehen, denn das ist ein Teil von dem, was die Leute in der NASCAR sehen wollen."

Frage: "Wird es Änderungen an der Top-35-Regel und dem Qualifikationsprozedere geben?"
France: "Wir schauen uns das Qualifying an. Wir werden in der Off-Season nicht viele Änderungen vornehmen, am Chase wird es zum Beispiel keine Änderungen geben. Die Qualifikation war über viele Jahre die Gleiche und wir werden sehen, ob wir dies ein wenig aufregender und relevanter für das Wochenende machen können. Ich bin aber nicht sicher, was es genau werden wird. In dem Zusammenhang werden wir uns die Top-35-Regel ebenfalls anschauen, ich kann aber sagen, dass diese Regel für uns eine Menge positive Dinge gebracht hat."

Frage: "Wie ist ihre Vision für das, was in Zukunft unter der Bezeichnung Nationwide-Serie laufen wird?"
France: "Wir waren immer der Meinung, dass wir nichts verändern, bevor wir nicht einen neuen Seriensponsor an Bord hatten. Das ist im Herbst geschehen, von daher ist es unmöglich, für 2008 Änderungen vorzunehmen. Dies ist die Nummer zwei aller Motorsportserien des Landes und wenn man an dieser gut funktionierenden Serie etwas ändern will, dann muss man vorsichtig sein. Ich denke, wir wollen diese Serie so wahrnehmen, wie sie ist. Sie ist ungeheuer wettbewerbsintensiv."

"Wir werden uns mit dem Thema der Cup-Piloten in der Serie beschäftigen, aber ich bin mir noch nicht sicher, was wir tun werden. Wir werden uns das genaue Format der Events ansehen. Zum Beispiel gibt es dort kein All-Star-Rennen, darüber werden wir sprechen. Wir werden nach Wegen suchen, wie wir die Hersteller besser präsentieren können, denn wir wollen, dass sie eine größere Rolle spielen. Wir sehen uns viele Dinge an, um die Serie hoch zu heben, aber wahrscheinlich im Hinblick auf 2009."

Jimmie Johnson war einfach der Beste

Jimmie Johnson

Jimmie Johnsons Überlegenheit 2007 muss man anerkennen, sagt Brian France Zoom

Frage: "Speedway Motorsports Inc. hat die Strecke von New Hampshire gekauft. Ist es letztlich die Entscheidung von Bruton Smith, das Event zu verlegen oder nicht?"
France: "Das ist am Ende nicht seine Entscheidung. Für 2008 ist der Kalender fix, aber für 2009 könnte er das beantragen. Er hat das in der Vergangenheit erfolgreich getan. Wenn wir uns das betrachten, dann werden wir sehen, was im Interesse der Fans und des gesamten Kalenders ist."

"Aber er könnte das sicherlich tun, er hat uns aber angedeutet, dass sich dieses noch nicht auf seinem Radarschirm befindet. Es ist auch ein wenig früh. So wie ich das verstehe, will er sich zunächst das Ganze ansehen und danach eine Entscheidung treffen. Und wenn er das getan hat, dann werden wir uns das ansehen."

Frage: "Im ersten Chase-Jahr hatten am Ende mehrere Fahrer die Möglichkeit, Meister zu werden. Aber der Abstand zwischen dem Ersten und dem Zweiten wurde Jahr für Jahr größer. Ist dies ein Indiz dafür, dass NASCAR Änderungen an diesem Format vornehmen muss?"
France: "Wenn es jemandem gelingt, in einem bestimmten Zeitabschnitt zu dominieren, dann muss man das hinnehmen. Jimmie Johnson und sein Team hatten ein fabelhaftes Jahr. Er ist gerade einfach besser, als alle anderen. Wir werden kein System entwickeln, dass dem hilft, der nicht besser ist. Natürlich hätten wir gerne mehrere Piloten im Spiel gehabt, aber Jimmie Johnson hatte halt einfach eines dieser speziellen Jahre, wo er einfach besser, als alle anderen war.

Frage: "Die Teams fragen nach Änderungen am Car of Tomorrow und den Reifen. Will sich NASCAR damit beschäftigen?"
France: "Das sind die besten Fahrer der Welt. Unser Job ist es, ihnen gleiches Equipment zu geben. Sie müssen herausfinden, wie sie am besten mit einem Auto zurechtkommen - egal, was für ein Auto wir ihnen geben. Unsere Herausforderung besteht nicht darin, ihnen das Fahrzeug so komfortabel, wie möglich zu machen. Uns geht es darum, das Feld auf einem Level zu halten, hoffentlich die Kosten zu senken und die Sicherheit zu erhöhen."

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