Villeneuve-Interview: Mein erster NASCAR-Test

Jacques Villeneuve spricht exklusiv über seine ersten Runden im NASCAR-Sport, seine Zukunftspläne und das Auto: "Es macht wirklich Spaß!"

(Motorsport-Total.com) - Am vergangenen Freitag enthüllte 'Motorsport-Total.com' als weltweit erstes Medium, dass Jacques Villeneuve 2008 für Bill Davis Racing im NASCAR-Nextel-Cup an den Start gehen wird, und heute sind wir die Ersten, die mit dem ehemaligen Formel-1-Weltmeister über sein Debüt im NASCAR-Fahrzeug gesprochen haben und darüber berichten.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Für Jacques Villeneuve hat das NASCAR-Experiment derzeit Priorität

Gegen 15:00 Uhr Ortszeit unterbrach Villeneuve seinen Test am Chicagoland Speedway in Illinois für ein paar Minuten, um zum Hörer zu greifen und 'Motorsport-Total.com' exklusiv die ersten Eindrücke von seinem neuen Arbeitsgerät zu schildern. Sein neues Arbeitsgerät, das ist ein Toyota-Tundra-Truck von Bill Davis Racing, mit dem er noch dieses Jahr sieben Läufe zur Craftsman-Truck-Serie bestreiten soll. Der erste Test mit dem Nextel-Cup-CoT für 2008 wird erst später stattfinden.#w1#

Formel-1-WM, Indy 500, Le Mans - und nun Daytona

Während des Gesprächs wurde eines sofort klar: Der 36-Jährige scheint - genau wie Juan Pablo Montoya vor ihm - in der NASCAR seine Lust am Rennfahren wiederzuentdecken, denn auch wenn er nur ein paar Minuten Zeit hatte und die Ingenieure schon nervös darauf warteten, dass er wieder ins Auto steigt, kam er richtiggehend ins Schwärmen, als es um das Auto und das Ovalfahren ging. Wäre es nicht ein Telefoninterview gewesen, hätte man sicher ein Leuchten in seinen Augen gesehen...

"Jetzt testen wir erst einmal, dann sehen wir weiter." Jacques Villeneuve

Frage: "Jacques, du hast immer gesagt, du möchtest Formel-1-Weltmeister werden, das Indy 500 gewinnen und die 24 Stunden von Le Mans. Zwei davon hast du erreicht, in Le Mans hat nicht so viel gefehlt. Und ich denke, jetzt kann man noch Daytona in diese Liste aufnehmen, nicht wahr?"
Jacques Villeneuve: "Ja, das wäre natürlich großartig. Die ganze Meisterschaft wäre noch besser, aber das ist schwierig, wie auch in der Formel 1. Jetzt testen wir erst einmal, dann sehen wir weiter."

Frage: "Es ist jetzt 15:00 Uhr. Wie viel bist du schon gefahren?"
Villeneuve: "Ein paar Runden. Das Team und ich lernen uns gerade kennen, und im Auto finde ich gerade heraus, was passiert, wenn ich etwas verändere. Das ist bei diesem Test die Hauptsache."

Frage: "Hast du schon ein Gefühl für das Auto entwickelt?"
Villeneuve: "Ja. Es fühlt sich wie ein echtes Rennauto an - und das ist klasse! Es ist schnell, es hat genug Grip, dass man viel Geschwindigkeit in die Kurve mitnehmen kann. Es macht wirklich Spaß!"

NASCAR ist mit nichts vergleichbar

Frage: "Aber ich schätze, es ist ganz anders als alles, was du bisher gefahren bist?"
Villeneuve: "Es ist ganz anders, klar. Ich bin schon seit Ewigkeiten mit keinem Schaltknüppel mehr gefahren, aber es ist nett, wieder einen in der Hand zu haben. Wenn man einmal auf Geschwindigkeit ist, bekommt man ein Gefühl dafür, was das Auto macht, wie man reagieren muss und wie das Auto reagiert. Heute geht es wie gesagt wirklich nur um diese ersten Runden, weil das Auto so anders ist als alles, was ich bisher gefahren bin."

Frage: "Mike Skinner ist heute auch da, um dich zu unterstützen, richtig?"
Villeneuve: "Ja, es testen ein paar Autos. Gut, dass er da ist, denn er hat viel Erfahrung. Das ist nützlich."

"Wir liegen innerhalb einer halben Sekunde zum schnellsten Auto." Jacques Villeneuve

Frage: "Ich weiß, es ist noch früh dafür, aber kannst du verraten, wie schnell du bisher im Vergleich zu den anderen Autos warst?"
Villeneuve: "Ich glaube, wir liegen innerhalb einer halben Sekunde zum schnellsten Auto, im Moment ist das Mike Skinner."

Frage: "Wie ist nun der Zeitplan für deinen Einstieg, wie geht es in der NASCAR für dich weiter?"
Villeneuve: "Das hängt sehr von diesem Test ab. Bis jetzt reden wir einmal nur von diesem Test, aber es gibt einen vorgefertigten Plan, falls alles gut laufen sollte."

Nextel-Cup-Debüt 2007 wäre nur ein Bonus

Frage: "Stimmt es, dass du sogar in diesem Jahr noch ein Cup-Rennen bestreiten könntest?"
Villeneuve: "Wenn alles gut läuft, dann ja, aber das hat nicht Priorität."

Jacques Villeneuve

Rückkehr in den Ovalrennsport: Jacques Villeneuve bei seinem Indy-500-Sieg Zoom

Frage: "Juan Pablo Montoya hat einen ähnlichen Weg eingeschlagen wie du. Er hat den Chase verpasst, fährt aber eine sehr gute Rookiesaison. Glaubst du, dass du seine Leistungen nächstes Jahr einstellen kannst?"
Villeneuve: "Ich hoffe es. Er fährt eine sehr gute erste Saison. Das Wichtigste im ersten Jahr ist, dass man akzeptiert wird und dass die Leute nicht sauer auf einen sind."

Frage: "Hast du schon mit ihm gesprochen beziehungsweise hast du es vor?"
Villeneuve: "Ich werde mich sicher mit ihm unterhalten, wenn ich ihn treffe. Ich kenne ihn ja schon seit vielen Jahren."

Frage: "Mitte der 1990er-Jahre bist du ja schon mal Ovalkurse gefahren, damals bei den IndyCars. Glaubst du, dass dir diese Erfahrung helfen wird?"
Villeneuve: "Definitiv! Nach ein paar Runden fühlte es sich so an, als hätte ich nie damit aufgehört, Ovalrennen zu fahren. Es ist wirklich klasse. Wenn man so etwas einmal macht, dann verlernt man es nicht."

Villeneuve haben die Ovale gefehlt

Frage: "Ein bisschen wie eine Heimkehr, nicht wahr?"
Villeneuve: "Ja. Ehrlich gesagt hat mir dieser Aspekt des Rennsports, die Ovale, in Europa gefehlt. Das ist schon aufregend."

"Mit einem schlechten Rennen hätte ich mir vielleicht zukünftige Chancen verbaut." Jacques Villeneuve

Frage: "Es gab ja schon seit einiger Zeit Gerüchte um dich und NASCAR. Kannst du uns verraten, warum es mit deinem Busch-Start in Montréal nicht geklappt hat?"
Villeneuve: "Montréal war einfach zu sehr eine Last-Minute-Aktion. Wenn man nicht genug Zeit hat, sich vorzubereiten und ein Siegerauto zu finden, macht es keinen Sinn, denn mit einem schlechten Rennen hätte ich mir vielleicht zukünftige Chancen verbaut. Das Risiko war zu groß. Ich hätte dort nichts gewinnen können, aber alles verlieren. Es hätte keinen Sinn gemacht. Außerdem muss man auf Ovalen und Speedways fahren, um in die NASCAR zu kommen und die Ovalerlaubnis zu bekommen, denn ich komme vom Rundkurs und darf daher auf Rundkursen sowieso schon fahren. Es hätte also einfach keinen Sinn gemacht."

Frage: "Wirst du nächstes Jahr wieder in Le Mans fahren oder bedeutet dein NASCAR-Engagement, dass das erstmal ad acta gelegt ist?"
Villeneuve: "Es wäre großartig, wieder in Le Mans zu fahren, aber das wird sehr von meinem Programm hier abhängen."

Frage: "Gibt es noch eine vertragliche Verbindung zu Peugeot oder galt die Vereinbarung nur für das diesjährige Rennen?"
Villeneuve: "Es war nur ein Jahresvertrag. Die Sache hat aber gut funktioniert, daher wäre es klasse, es noch einmal gemeinsam zu probieren. Aber jetzt konzentrieren wir uns einmal auf Nordamerika."

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