Villeneuve: Das Abenteuer NASCAR beginnt

Jacques Villeneuve könnte noch in diesem Jahr ein Nextel-Cup-Rennen fahren - Teamchef Bill Davis bereitet "JV" auf eine steile Lernkurve vor

(Motorsport-Total.com) - Am vergangenen Wochenende gab Bill Davis in Bristol einen der größten Coups seiner Karriere als Teamchef bekannt: die Verpflichtung von Ex-Formel-1-Weltmeister Jacques Villeneuve für sein NASCAR-Team. Das Abenteuer beginnt bereits heute auf dem Chicagoland Speedway in Illinois mit einem ersten Test in einem Craftsman-Truck.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Heute wird Jacques Villeneuve erstmals einen Craftsman-Truck testen

Villeneuve wird mit dem Toyota Tundra von Bill Davis Racing seine ersten Runden in einem NASCAR-Fahrzeug bestreiten. Dass er seine Premiere in einem Craftsman-Truck und nicht etwa in einem Busch-Auto vollzieht, ist auch kein Zufall, schließlich sind die Trucks mit ihrem hohen Schwerpunkt und Gewicht dem Car of Tomorrow (CoT) recht ähnlich - und das CoT wird ja 2008 während der gesamten Nextel-Cup-Saison eingesetzt.#w1#

Skinner wird Mentor von Villeneuve

Neben Davis wird Villeneuve heute auch sein Manager Craig Pollock, der den Deal eingefädelt hat, und Mike Skinner auf die Finger schauen, der Gesamtführende der Craftsman-Truck-Serie, der in diesem Jahr schon vier Rennen gewonnen hat. Skinner gilt als einer der Routiniers bei Bill Davis Racing und hat mit seiner Erfahrung und seinen Ratschlägen schon vielen Youngsters bei ihrem Einstieg in den NASCAR-Sport geholfen.

"Vielleicht nehme ich dann ein weiteres CD-Album auf!" Jacques Villeneuve

"Wir werden einmal mit einem einzelnen Test beginnen", erklärte Villeneuve dem 'Journal de Montréal'. "Es ist wichtig, dass das Team sieht, dass ich den Job machen kann, und ich mag es, diese Autos zu fahren. Es würde mich überraschen, sollte es sich anders herausstellen, aber ich werde es ja herausfinden. Wenn es klappt, klasse, und wenn nicht, dann wäre ich zwar traurig, aber ich würde mir etwas anderes finden. Vielleicht nehme ich dann ein weiteres CD-Album auf!"

Nach dem heutigen Test soll es mit weiteren Testfahrten weitergehen, die Rennpremiere erfolgt dann beim ARCA-Rennen in Talladega. Außerdem ist bereits bestätigt, dass der 36-Jährige, der in diesem Jahr nur bei den 24 Stunden von Le Mans für Peugeot am Start war und ansonsten Zeit mit seiner Familie verbrachte, sieben Rennen zur Craftsman-Truck-Serie bestreiten wird - und vielleicht sogar ein Rennen im Nextel-Cup!

Tests mit dem Car of Tomorrow

"Vielleicht fahren wir sogar ein Cuprennen." Bill Davis

"Er wird ziemlich viel mit dem Car of Tomorrow testen und vielleicht fahren wir sogar ein Cuprennen, aber das müssen wir abwarten", erklärte Davis, der dies vom heutigen Test abhängig machen möchte, gegenüber 'autosport.com'. 2008 wird Villeneuve aber auf jeden Fall in der Königsklasse des NASCAR-Sports an den Start gehen und wahrscheinlich das Auto von Jeremy Mayfield übernehmen, denn Dave Blaney gilt als gesetzt.

Die erste Kontaktaufnahme zwischen Davis und Pollock fand übrigens schon vor Monaten statt, als an der NASCAR-Gerüchtebörse bekannt wurde, dass Villeneuve gerne beim Busch-Rennen in Montréal starten möchte. Der Deal scheiterte zwar wegen angeblich zu hoher Gagenforderungen des kanadischen Superstars, doch spätestens zu jenem Zeitpunkt war klar, dass er es mit seinen NASCAR-Wechselabsichten ernst meint.

Davis von Villeneuves Qualitäten überzeugt

Davis ist jedenfalls froh, den Vertrag in der Tasche zu haben: "'JV's' Zeugnis spricht für sich selbst. Wenn wir ihm gutes Material zur Verfügung stellen, dann kann er Erfolg haben, glaube ich, denn er will hier unbedingt gewinnen - und er hat den Vorteil, dass er Montoya schon ein Jahr beobachten konnte", erklärte der Amerikaner. "Ich glaube, dass ihn die NASCAR und die Fans gut aufnehmen werden, da bin ich mir sicher."

"Das zeigt, wie unser Sport gewachsen ist." Bill Davis

"Es ist eine große Sache für einen Kerl, der CART-Champion war, Indy-500-Sieger, der elf Formel-1-Rennen und die Weltmeisterschaft gewonnen hat, in den NASCAR-Sport einzusteigen. Ich denke, das zeigt, wie unser Sport gewachsen ist und wie sich unser Sport ausrichtet, dass so etwas möglich ist", gab Davis zu Protokoll. Für die Internationalisierung der NASCAR ist ein Name wie Villeneuve jedenfalls Gold wert.

Sportlich dürfe man aber nicht zu viel erwarten: "Es wird eine steile Lernkurve für ihn", so Davis. "Diese Autos und Trucks sind sicherlich mit nichts vergleichbar, womit er bisher gefahren ist; sie sind nicht so hochgestochen und haben keine Telemetrie und so weiter. Aber ein großartiger Rennfahrer bleibt ein großartiger Rennfahrer. Wir hatten ja schon einige Fahrer, die zwischen Serien gewechselt sind und Erfolg hatten. Ein Rennauto bleibt ein Rennauto."