• 28.03.2012 13:53

  • von Pete Fink

Vorschau Martinsville: Short-Track-Racing, die Zweite

Nach Bristol erwartet die NASCAR-Piloten mit Martinsville der zweite Short-Track des Jahres - kann die Hendrick-Flotte endlich zuschlagen?

(Motorsport-Total.com) - Kaum zu glauben, aber wahr: Seit Oktober 2011 wartet Rick Hendrick nun schon auf seinen 200. Sprint-Cup-Sieg. Seine nächste Chance erhält der 62-jährige Teambesitzer am Sonntagabend beim Goody's Fast Relief 500 auf dem Martinsville Speedway. Es wäre ein durchaus passender Anlass, denn Hendrick stammt aus dem US-Bundesstaat Virginia, genauer gesagt aus dem etwa 50 Kilometer entfernten Palmer Springs.

Titel-Bild zur News: Martinsville, Martinsville Motor Speedway

Martinsville: Nach Bristol das zweite Short-Track-Rennen des Jahres

Ein Kreis würde sich schließen, denn vor ziemlich genau 28 Jahren - am 29. April 1984 - feierte Geoff Bodine in Martinsville den allerersten Cup-Erfolg für das damals aufstrebende Hendrick Motorsports. Fast drei Jahrzehnte später sind Jeff Gordon (sieben Martinsville-Siege) und Jimmie Johnson (sechs) also genauso gefordert wie Dale Earnhardt Jr. und Hendrick-Neuzugang Kasey Kahne.

Seit der Saison 2003 gewannen Gordon und Johnson nicht weniger als zehn der letzten 18 Martinsville-Rennen. Als größter Widersacher entpuppte sich zuletzt Lokalmatador Denny Hamlin und dessen Gibbs-Toyota, der zwischen 2008 und 2010 gleich viermal triumphierte. Johnson und Hamlin teilten sich die Martinsville-Erfolge zwischen Herbst 2006 und Herbst 2010 sozusagen brüderlich untereinander auf.

Aber keine NASCAR-Regel ohne Ausnahme: Die beiden Martinsville-Rennen des Vorjahrs gewannen andere Piloten. Im Frühjahr 2011 rang Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) Dale Earnhardt Jr. nieder, und im Oktober 2011 überholte Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet) Johnson im Martinsville-Finale auf der Außenbahn. Ein spektakulärer Move, mit dem Stewart zu seiner fulminanten Schlussoffensive ansetzte, die ihm schließlich seinen dritten Meistertitel einbringen sollte.

Das spezielle Martinsville

Tony Stewart, Jimmie Johnson, Jeff Gordon

Außen herum zum Sieg: Tony Stewart bezwingt Jimmie Johnson Zoom

Martinsville ist nach Bristol das zweite reinrassige Short-Track-Rennen im NASCAR-Kalender 2012. Beide Strecken sind Half-Mile-Ovale, wobei das flache Martinsville (die Kurvenüberhöhung beträgt nur zwölf Grad) noch um elf Meter kürzer ist als Bristol. Und im Gegensatz zum mächtigen NASCAR-Kolosseum verfügt Martinsville auch über ein wesentlich geringeres Fassungsvermögen: Maximal 70.000 Zuschauer finden auf dem "Paperclip" Platz.

Dafür versprüht Martinsville noch das Ur-Flair der NASCAR-Gründertage. Seit dem Jahr 1949 ist die Strecke ein permanenter Austragungsort und ist als einziger aktueller Kurs noch fast völlig unverändert geblieben. Speziell macht Martinsville die Mischung aus Betonbelag in den engen Kurven und Asphalt auf den kurzen Geraden. Das entscheidende Kriterium sind nur allzu oft die Bremsen.

"In Martinsville geht es nur um die Bremsen", sagt etwa Kyle Busch (Gibbs-Toyota). Der Umgang damit muss extrem schonend ausfallen, schließlich sind am Sonntag insgesamt 263 Meilen auf 500 Runden Renndistanz zurückzulegen. Martinsville "geht gegen jeglichen Instinkt, denn du musst sehr zaghaft in die Kurven hinein fahren, das Auto dann durch die komplette Kurve rollen lassen, bevor du wieder ins Gas steigst", beschreibt Clint Bowyer (Waltrip-Toyota). "Normalerweise willst du so tief in die Kurve hinein stechen wie möglich, und so schnell wie möglich wieder aufs Gas gehen. Das endet hier jedoch in einer Katastrophe, deswegen musst du extreme Disziplin anwenden."

Eine geradezu hundsmiserable Statistik hat das Roush-Trio Greg Biffle, Matt Kenseth und Carl Edwards vorzuweisen: Kein einziger Sieg und magere zwölf Mal in insgesamt 58 gemeinsamen Starts in den Top 10. Martinsville und die Roush-Flotte - das passte in den vergangenen Jahren nie zusammen. "Es erinnert mich an Rennfahren auf einem großen Parkplatz, an dem zwei Pfosten als Begrenzung aufgestellt sind", lästerte Kenseth einmal. "Es gibt keinen Platz, es ist langsam und es ist eng."

Zum ersten Mal die neuen Top 35

Martin Truex Jun., Kasey Kahne

In Martinsville sind Crashes an der Tagesordnung: Hier Kahne und Truex Zoom

Juan Pablo Montoya verglich das Martinsville-Racing nach seinen ersten beiden Auftritten im Jahr 2007 als "Autoscooter. Du schubst einen, ein anderer schubst dich, aber man macht so was nie mit Absicht. Und von einem Short-Track kann man auch nichts anderes erwarten. Ich glaube, das ist es, was ich an einem Short-Track gut finde." Es ist eine der Strecken, auf denen der Kolumbianer regelmäßige gute Resultate herausfahren konnte.

Für einen Montoya-Sieg hat es jedoch noch nie gereicht, denn auf dem Paperclip setzt sich im Normalfall das NASCAR-Establishment durch. Die Strategie ist klassisch Short-Track: 450 Runden lang in der Führungsrunde bleiben, aus allen Scharmützeln heraushalten, das Auto für die letzten 50 Runden optimal hinbekommen und dann hoffentlich noch genug Bremsen haben, um im Finale angreifen zu können.

Im Martinsville greift zum ersten Mal auch die aktuelle Ownerwertung 2012. Mit Rang 27 in Fontana zog David Reutimann noch an Landon Cassill vorbei. Das heißt: Der Stewart/Haas-, beziehungsweise Baldwin-Chevy, den später in der Saison auch wieder Danica Patrick fahren wird, steht wieder in den Top 35. Anstelle dessen muss der BK-Toyota mit der Startnummer 83 in die Qualifikation. Dave Blaney im Baldwin-Chevy mit der Startnummer 36 schaffte ebenfalls den Sprung unter die Top 35.

Die Nationwide-Serie macht an diesem Wochenende Pause. Anstelle dessen fährt in Martinsville am Samstagabend (ab 19:30 Uhr MESZ) die Truck-Serie unter anderem mit Nelson Piquet Jr. Die Qualifikation zum Goody's Fast Pain Relief 500 steigt am Samstagnachmittag ab 17:40 Uhr MESZ, die Startflagge von Martinsville fällt am Sonntagabend etwa um 19:15 Uhr MESZ.

Die Meldeliste für Martinsville:

01. 1 Jamie McMurray (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Dodge)
03. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
04. 9 Marcos Ambrose (Petty-Ford)
05. 10 David Reutimann (Baldwin-Chevrolet)
06. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
07. 13 Casey Mears (Germain-Ford)
08. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
00. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
10. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
11. 17 Matt Kenseth (Roush-Ford)
12. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
13. 19 Mike Bliss (TriStar-Toyota) - Q
14. 20 Joey Logano (Gibbs-Toyota)
15. 22 A.J. Allmendinger (Penske-Dodge)
16. 23 Scott Riggs (R3-Chevrolet) - Q
17. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
18. 26 Josh Wise (Front-Row-Ford) - Q
19. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
20. 29 Kevin Harvick (Childress-Chevrolet)
21. 30 David Stremme (Inception-Toyota) - Q
22. 31 Jeff Burton (Childress-Chevrolet)
23. 32 Ken Schrader (FAS-Ford)
24. 33 Hermie Sadler (Childress-Chevrolet)
25 34 David Ragan (Front-Row-Ford)
26. 36 Dave Blaney (Baldwin-Chevrolet)
27. 37 Timmy Hill (Gunselman-Ford) - Q
28. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
29. 39 Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet)
30. 42 Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
31. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
32. 47 Bobby Labonte (JTG-Toyota)
33. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
34. 49 J.J. Yeley (Robinson-Toyota) - Q
35. 51 Kurt Busch (Phoenix-Chevrolet)
36. 55 Brian Vickers (Waltrip-Toyota)
37. 56 Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota)
38. 74 Reed Sorenson (Turn-One-Chevrolet) - Q
39. 78 Regan Smith (Furniture-Row-Chevrolet)
40. 83 Landon Cassill (BK-Toyota) - Q
41. 87 Joe Nemechek (Nemco-Toyota) - Q
42. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
43. 93 Travis Kvapil (BK-Toyota)
44. 98 Michael McDowell (Parsons-Ford) - Q
45. 99 Carl Edwards (Roush-Ford)

Der Zeitplan von Martinsville:

Freitag:

18:30 - 20:00 Uhr: Erstes Freies Training
21:30 - 23:00 Uhr: Zweites Freies Training

Samstag:

ab 17:40 Uhr: Qualifikation
ab 19:30 Uhr: Truck-Rennen

Sonntag:

ab 19:15 Uhr: Goody's Fast Relief 500