Vorschau: Der NASCAR-Mythos Talladega

(Motorsport-Total.com) - "Eins, zwei, Earnhardt, vier." So lautet eine kleine NASCAR-Anekdote darüber, wie die Kinder rund um den Talladega Superspeedway einst das Zählen lernten. Am gestrigen Dienstag wäre der unvergessene "Intimidator" 63 Jahre alt geworden, doch eines ist geblieben: Die Gegend rund um Talladega ist nach wie vor "Earnhardt-Country". Und am Wochenende steigt sie wieder: Die zweite große Restrictor-Plate-Schlacht der Saison 2014 und eine der spektakulärsten NASCAR-Partys des Jahres.

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Davor haben alle Respekt: Der gefürchtete "Big One" von Talladega Zoom

In der gesamten NASCAR-Gemeinde gibt es wohl kaum jemanden, der beim Stichwort Talladega nicht mit der Zunge schnalzt und keine feuchten Augen oder zittrige Hände bekommt. Aus gutem Grund: Der 2,66 Meilen lange Superspeedway in "Sweet Home Alabama" mit seiner 33 Grad steilen Kurvenüberhöhung ist einer dieser legendären NASCAR-Orte, die in der ganzen Motorsportwelt bekannt sind.

Talladega ruft. Von Atlanta aus geht es rund zwei bis drei Fahrstunden auf dem Interstate Highway 20 gen Westen, bis irgendwann dieser im Jahr 1969 eingeweihte und so unberechenbare Koloss auftaucht. Denn die Chancen auf einen Talladega-Sieg stehen 1:43 - im Prinzip kann in dieser gigantischen Windschattenschlacht jeder gewinnen. Vorausgesetzt, man übersteht den so gefürchteten "Big One", die klassische Massenkarambolage, die in Talladega jederzeit auch im Plural auftreten kann.

Die Tempi werden am Sonntagabend vermutlich wieder an der 200-Meilen-Marke kratzen. Oder anders ausgedrückt: Die 43 V8-Boliden werden mit rund 320 km/h Stoßstange an Stoßstange durch das Areal donnern. Gefahren wird natürlich wieder mit den Restrictor-Plates, den Luftmengenbegrenzern, die die Motorleistung von über 900 PS auf knapp 600 PS reduzieren. Eine notwendige Maßnahme, denn sonst würde diese NASCAR-Schlacht ganz einfach zu schnell und damit zu gefährlich werden.

Earnhardt in Earnhardt-Country

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Herbst 2013: Austin Dillon steigt auf, McMurray gewinnt vor Earnhardt Zoom

Eine der Besonderheiten im Vorfeld ist in diesem Jahr die Tatsache, dass Publikumsliebling Dale Earnhardt Jr. im Februar das Daytona 500 gewonnen hat. Und nicht nur dies: Auch im Herbstrennen von Talladega befand sich "Junior" in allerbester Ausgangsposition für einen Sieg, als er die letzte Runde im Windschatten von Leader Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet) begann. Doch dann lösten die beiden Rookies Austin Dillon (damals Stewart/Haas-Chevrolet) und Ricky Stenhouse (Roush-Ford) den Big One aus. McMurray gewann unter Gelber Flagge, Earnhardt wurde nur Zweiter.

Zwischen 2001 und 2004 gewann "Junior" nicht weniger als fünf von sieben Talladega-Rennen, seitdem jedoch nicht mehr. Geht diese Serie am Sonntag zu Ende? Die Buchmacher in Las Vegas sehen ihn mit 10:1 in der Favoritenrolle. Unvergessen ist auch das Vorjahresrennen: Nach einer Regenunterbrechung holte sich das Front-Row-Duo David Ragan und David Gilliland bei einbrechender Dunkelheit einen völlig überraschenden Doppelerfolg. Der Ragan-Sieg war in Las Vegas satte 100:1 wert.

In Sachen Rennstrategie gibt es in Talladega zwei gängige Varianten: Ganz vorne im Pulk oder ganz hinten fahren, denn im engen Mittelfeld, wo jederzeit der gefürchtete Big One droht, will sich keiner aufhalten. "Wir haben zwei Siege auf dem Konto, also können wir frei auffahren", sagt zum Beispiel Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet), der damit sein Chase-Ticket schon in der Tasche hat. "Wir wollen versuchen, die ganze Zeit vorne zu sein, damit wir in jedem Fall im Spiel sind, wenn es am Ende um die Wurst geht."

Apropos Chase: Was macht eigentlich Danica Patrick? Rang 14 in Fontana ist bislang ihr bestes Saisonresultat und eines ist klar: Wenn der 32-Jährigen irgendwo im NASCAR-Kalender der ganz große Wurf gelingen kann, dann auf den so unberechenbaren Superspeedways in Daytona oder Talladega, wo alles möglich ist. Ein Überraschungserfolg im Aarons 499 - und Patrick klopft sogar an die Chase-Türe. Wenn sie in den Top 30 der Gesamtwertung bleibt, denn derzeit steht nur auf einem mageren Platz 29.

47 Teams für 43 Startplätze

Wieder einmal dabei sind Trevor Bayne im Wood-Ford und Altmeister Terry Labonte im FAS-Ford. Auch Brian Scott im Circle-Chevrolet und Eric McClure im dritten Front-Row-Ford bekommen eine neue Chance. Und natürlich lässt es sich Teambesitzer Michael Waltrip nicht nehmen, als waschechter Restrictor-Plate-Spezialist das Steuer des dritten Waltrip-Toyotas mit der Startnummer 66 höchstpersönlich zu Übernehmen. Damit bewerben sich insgesamt 47 Teams für die 43 Startplätze.

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Herbst 2012: Tony Stewart überschlägt sich, Matt Kenseth gewinnt Zoom

Am Samstagabend (ab 19:10 Uhr) kommt es zum ersten Gruppen-Qualifying auf einem Superspeedway, weil die Startaufstellung für das Daytona 500 ja noch im klassischen Daytona-Prozedere über ein Einzelzeitfahren und die beiden Duels gebildet wurde. Der Modus in Talladega geht über drei Stufen, am Ende fechten zwölf Mannschaften die Pole-Position unter sich aus. Es ist ein sogenanntes Impound-Rennen. Das bedeutet, dass die Autos nach der Qualifikation nicht mehr verändert werden dürfen.

'Motorvision TV' überträgt die spektakuläre Restrictor-Plate-Schlacht von Talladega am Sonntagabend live und in voller Länge in die deutschen Wohnzimmer. Die Live-Übertragung beginnt zuschauerfreundlich um 18:30 Uhr MESZ, die grüne Startflagge wird für etwa 19:15 Uhr MESZ erwartet. Am Mikrofon sitzen Pete Fink und Mario Fritzsche. Der Wetterbericht ist sehr gut: Für das gesamte Wochenende gilt derzeit eine Regenwahrscheinlichkeit von null Prozent.

Der Zeitplan von Talladega:

Freitag:
20:00 Uhr - 20:50 Uhr: Erstes Freies Training
21:30 Uhr - 22:25 Uhr: Zweites Freies Training

Samstag:
ab 19:10 Uhr: Knock-Out-Qualifying
ab 21:00 Uhr: Nationwide-Rennen

Sonntag:
ab 18:30 Uhr: Aarons 499 aus Talladega (live auf 'Motorvision TV')

Die Meldeliste für Talladega:

01. 1 Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford)
03. 3 Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
04. 4 Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet)
05. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
06. 7 Michael Annett (Baldwin-Chevrolet)
07. 9 Marcos Ambrose (Petty-Ford)
08. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
09. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
10. 13 Casey Mears (Germain-Chevrolet)
11. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
12. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
13. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
14. 17 Ricky Stenhouse Jr. (Roush-Ford)
15. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
16. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota)
17. 21 Trevor Bayne (Wood-Ford)
18. 22 Joey Logano (Penske-Ford)
19. 23 Alex Bowman (BK-Toyota)
20. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
21. 26 Cole Whitt (BK-Toyota)
22. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
23. 31 Ryan Newman (Childress-Chevrolet)
24. 32 Terry Labonte (FAS-Ford)
25. 33 Brian Scott (Circle-Chevrolet)
26. 34 David Ragan (Front-Row-Ford)
27. 35 Eric McClure (Front-Row-Ford)
28. 36 Reed Sorenson (Baldwin-Chevrolet)
29. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
30. 40 Landon Cassill (Circle-Chevrolet)
31. 41 Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet)
32. 42 Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet)
33. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
34. 44 J.J. Yeley (Xxxtreme-Chevrolet)
35. 47 A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet)
36. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
37. 51 Justin Allgaier (HScott-Chevrolet)
38. 55 Brian Vickers (Waltrip-Toyota)
39. 66 Michael Waltrip (Waltrip-Toyota)
40. 77 Dave Blaney (Humphrey-Ford)
41. 78 Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet)
42. 83 Ryan Truex (BK-Toyota)
43. 87 Joe Nemechek (Identity-Toyota)
44. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
45. 95 Michael McDowell (Leavine-Ford)
46. 98 Josh Wise (Parsons-Ford)
47. 99 Carl Edwards (Roush-Ford)

Alle Frühjahrssieger der Modern Era:

1972: David Pearson
1973: David Pearson
1974: David Pearson
1975: Buddy Baker
1976: Buddy Baker
1977: Darrell Waltrip
1978: Cale Yarborough
1979: Bobby Allison
1980: Buddy Baker
1981: Bobby Allison
1982: Darrell Waltrip
1983: Richard Petty
1984: Cale Yarborough
1985: Bill Elliott
1986: Bobby Allison
1987: Davey Allison
1988: Phil Parsons
1989: Davey Allison
1990: Dale Earnhardt
1991: Harry Gant
1992: Davey Allison
1993: Ernie Irvan
1994: Dale Earnhardt
1995: Mark Martin
1996: Sterling Marlin
1997: Mark Martin
1998: Bobby Labonte
1999: Dale Earnhardt
2000: Jeff Gordon
2001: Bobby Hamilton
2002: Dale Earnhardt Jr.
2003: Dale Earnhardt Jr.
2004: Jeff Gordon
2005: Jeff Gordon
2006: Jimmie Johnson
2007: Jeff Gordon
2008: Kyle Busch
2009: Brad Keselowski
2010: Kevin Harvick
2011: Jimmie Johnson
2012: Brad Keselowski
2013: David Ragan