Trotz Verlängerung: Kurt Busch triumphiert in Michigan

(Motorsport-Total.com) - Was für ein 3M Performance 400! Nach mehrmaligen Verschiebungen wegen Regens konnte das drittletzte Rennen des Nextel-Cups vor dem Chase am heutigen Dienstag doch noch stattfinden - und die vielen Fans, die in Michigan ausgeharrt haben, um sich das NASCAR-Spektakel nicht entgehen zu lassen, wurden mit spannender Action belohnt.

Den Sieg sicherte sich Kurt Busch mit einer erstklassigen Vorstellung, womit er im Kampf um den Einzug in den Chase einen wichtigen Schritt machte, ebenso wie der zweitplatzierte Martin Truex Jr., denn einer der härtesten Konkurrenten der beiden, Dale Earnhardt Jr., erlebte wieder einmal einen turbulenten Renntag und wurde schlussendlich nach einer sehr aggressiven Schlussphase mit brandneuen Reifen nur Zwölfter.#w1#

Unterbrechung nach nur elf Runden

Dabei hatte es zunächst wieder so ausgesehen, als könnten die magischen 101 Runden, die für eine Wertung des Rennens notwendig waren, gar nicht absolviert werden: Schon nach elf Runden - gestartet wurde bei Nebel hinter dem Pace-Car - musste unter Gelb ganz abgebrochen werden, weil zwar die Fahrer ausreichende Sicht hatten, nicht aber deren Spotter. Schlussendlich ging es aber bei weitgehend guten Bedingungen sogar über eine verlängerte Distanz.

Polesetter Jeff Gordon begann angesichts der schwierigen Verhältnisse - aufgrund der vorverlegten Startzeit waren die Temperaturen recht niedrig - eher verhalten und überließ die Führung Greg Biffle, doch schon zwei Runden später, im 13. von geplanten 200 Umläufen, sorgte Juan Pablo Montoya für die erste reguläre Gelbphase: Der Kolumbianer drehte sich nach einer Berührung mit Dave Blaney und musste mit platten Reifen an die Box kommen. Earnhardt Jr. konnte gerade noch ausweichen.

In der 30. Runde griff die von der NASCAR-Rennleitung geplante Competition-Caution, also eine angeordnete Gelbphase, um den Fahrern Gelegenheit zu geben, ihr Material und speziell den Verschleiß der Reifen zu überprüfen. Michael Waltrip dürfte sich seine Pneus dabei zu wenig genau angeschaut haben, denn nur wenige Augenblicke später war sein Arbeitstag eben wegen eines Reifenschadens praktisch beendet. Später warf ihn eine Kollision mit Joe Nemechek ganz raus.

Starke Vorstellung von Vickers

Sensationsmann der ersten Rennhälfte war aber Red Bulls Brian Vickers, der in jener Phase konstant an der Spitze mitmischte und in der 63. Runde sogar die fünf Punkte für die Führungsrunde kassierte. Später fiel der Toyota-Pilot zwar etwas zurück, so dass es nichts mit der ganz großen Überraschung wurde, doch eine solide Leistung brachte ihm zumindest ein Top-10-Resultat ein. Übrigens: Bonuspunkte für die Führungsrunde gab es heute auch für Earnhardt Jr.

Turbulent ging es knapp vor Halbzeit zu: Erst schied Altstar Mark Martin auf der motorenmordenden Rennstrecke mit einem Motorschaden aus, kurz darauf kam Reed Sorenson an die Box, um den Vergaser wechseln zu lassen - eine höchst seltene Reparatur, die sich für ihn auch nicht großartig lohnen sollte. Weitere 30 Runden später verlor Matt Kenseth, der zwischendurch in Führung gelegen war, an der Box wertvolle Sekunden, als ein schleifendes Teil ausgebogen wurde.

Gut 60 Runden vor Schluss meldete Kurt Busch dann erstmals seine Siegesambitionen an, als er sich teilweise um mehr als drei Sekunden von seinen Verfolgern absetzte. Der Amerikaner machte von jenem Zeitpunkt an einen höchst souveränen Eindruck und ließ nichts mehr anbrennen. In trockenen Tüchern war sein Triumph aber noch lange nicht, denn als Vickers in der 163. Runde die finalen Boxenstopps eröffnete, wurde es noch einmal richtig hektisch.

Gordon wieder im Pech

Eine tragische Figur des Finales war wie schon vergangene Woche in Watkins Glen Jeff Gordon: Der Titelfavorit musste auf Anweisung der Rennleitung seinen Shark-Flap an der Box reparieren lassen - und beim gleichzeitigen Betanken patzte seine Crew. In der Entscheidung hatte er im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten nur zwei neue Reifen drauf, wodurch er vom zunächst zweiten auf den fünften Platz zurückfiel.

Trotz seiner eher bescheidenen Pace wäre mit Sicherheit ein Top-10-Platz drin gewesen - aber auch der war ihm nicht vergönnt: Als er am Scheitelpunkt einer Kurve plötzlich mit Übersteuern zu kämpfen hatte und er dem von hinten heranstürmenden Kenseth Platz machen wollte, verstand Kenseth Gordons Absicht nicht und es kam zu einer leichten Berührung. Gordon landete im Gras, blieb dort stecken und wurde nur als 27. gewertet.

Während der vorletzten Gelbphase wegen Debris kam Earnhardt Jr. noch einmal an die Box, weil er beim Stopp zuvor nach einem unkonzentrierten Überschießen seines Platzes nur zwei neue Reifen mitgenommen hatte. "Junior" startete mit frischem Gummi eine beherzte Aufholjagd mit einem sehenswerten Manöver an zwei Gegnern vorbei, konnte sich im hart umkämpften Mittelfeld aber nicht durchsetzen und verlor auf der Ziellinie auch noch eine Position gegen Casey Mears - Rang zwölf.

Kollision führt zu einer Verlängerung

Als Kurt Busch schon wie der sichere Sieger aussah, drehte sich Biffle zwei Runden vor Schluss im Zweikampf mit Kyle Busch, wodurch das Rennen im Zuge eines Green/White/Chequered-Zieleinlaufs in die Verlängerung ging. Kurt Busch ließ sich die Butter aber nicht mehr vom Brot nehmen und rettete seinen Sieg mit nur zwei neuen Reifen vor Truex Jr., Johnson, Kenseth, Denny Hamlin und dem besten Toyota-Fahrer, Blaney, über die Linie.

Vickers sicherte sich mit seiner starken Vorstellung den achten Platz, Bobby Labonte bestätigte seine starke Leistung aus dem Qualifying als Neunter und der Seriensieger der vergangenen Rennen, Tony Stewart, wurde unauffälliger Zehnter. Ryan Newman musste sich aufgrund von Problemen mit dem Shark-Flap - genau wie bei Gordon - mit Rang 16 begnügen, Montoya fiel abgesehen von seinem Dreher nicht mehr auf und wurde enttäuschender 26.

In der Gesamtwertung hat sich damit nach 23 von 36 Nextel-Cup-Rennen der laufenden Saison nichts Gravierendes verändert: Gordon bleibt vor Hamlin, Kenseth, Stewart und Carl Edwards in Führung. Viel interessanter ist aber der harte Kampf um den Einzug in den Chase, in dem zwischen Kurt Busch (12.) und Earnhardt Jr. (13.) nun bereits ein komfortables Loch von immerhin 163 Punkten klafft. Ryan Newman ist weitere acht Punkte hinter Earnhardt Jr. 14.