Stewart legt nach: Zweiter Sieg im zweiten Chase-Rennen!

Tony Stewart siegt nach einem weiteren Spritpoker auch in Loudon und übernimmt die Sprint-Cup-Tabellenführung - Brad Keselowski Zweiter - Montoya in den Top 10

(Motorsport-Total.com) - Tony Stewart hat nach einer schwierigen Regular-Season einen mustergültigen Start in den Chase hingelegt. Nach seinem Sieg auf dem Chicagoland Speedway gewann "Smoke" auch das zweite Playoff-Rennen in Loudon. Zwei Runden vor Schluss übernahm der Stewart/Haas-Boss die Führung von Childress-Pilot Clint Bowyer, der ohne Sprit ausrollte. Damit bot das Sylvania 300 auf dem New Hampshire Motor Speedway an der Spitze im Vergleich zum Vorjahr genau das umgekehrte Szenario: Damals war es Bowyer, der den Sieg abstaubte nachdem Stewart eingangs der letzten Runde der Sprit ausgegangen war.

Titel-Bild zur News: Tony Stewart

"Smoke" ist nach seinem zweiten Sieg in Folge neuer Sprint-Cup-Tabellenführer

"Ich weiß genau, wie Clint sich jetzt fühlt", war dann auch die erste Reaktion von Tony Stewart in der Victory Lane. "Auf diese Art und Weise willst du eigentlich nicht gewinnen, aber ich fahre um den Titel, da muss ich jede Chance, die sich mir bietet, ergreifen." Nach seinem zweiten Sieg innerhalb einer Woche ist Stewart nun der neue Tabellenführer.


Fotos: NASCAR in Loudon


Von verfrühter Euphorie will "Smoke" trotz seines mustergültigen Starts in den Chase allerdings nichts wissen: "Es ist noch viel zu früh, um an den Titel zu denken. Schließlich stehen uns noch acht lange Wochen bevor, aber es wurde ganz eindeutig eine schwere Last von unseren Schultern genommen." Stewart ist nach Greg Biffle im Jahr 2008 erst der zweite Fahrer, dem es gelungen ist, die ersten beiden Chase-Rennen einer Saison zu gewinnen.

Brad Keselowski und Greg Biffle auf den Plätzen

Biffle, der in diesem Jahr keine Chance auf den Titel hat, präsentierte sich auch diesmal auf dem Ein-Meilen-Oval in Loudon stark aufgelegt und war nach Bowyers misslungenem Spritpoker auf Kurs zum zweiten Platz. In der letzten Runde ging jedoch auch dem Roush-Ford mit der Startnummer 16 der Saft aus. Immerhin konnte sich Biffle noch aus eigener Kraft über die Linie schleppen und Platz drei ins Ziel retten. "Endlich sind wir einmal dort ins Ziel gekommen, wo wir uns auch die meiste Zeit des Rennens über aufgehalten haben. Wir hatten heute ein richtig gutes Auto. Ich bin zufrieden", so Biffle.

Penske-Pilot Brad Keselowski konnte sich auf den letzten Metern noch an Biffle vorbei auf Rang zwei schieben und beendete damit nach Platz fünf vor Wochenfist in Chicago auch das zweite Chase-Rennen in den Top 5. Der Shootingstar der laufenden Sprint-Cup-Saison hatte im Verlauf des Rennens Glück, als ihm in Runde 156 eine Gelbphase in die Karten spielte. In der ersten Rennhälfte hielt sich der blaue Dodge mit der Startnummer 2 vorwiegend um den 20. Platz herum auf.

Nachdem er sich im Zuge der Caution kurz nach Halbzeit per Wave-Around wieder in die Führungsrunde schieben konnte, verbrachte er den Rest der Distanz konstant in den Top 10. "Das Ergebnis heute ist nicht allein auf unsere Strategie zurückzuführen. Nach einigen Veränderungen am Setup hatten wir zumindest ein Top-10-Auto, wenn auch nicht unbedingt eines für die Top 3", so das Fazit von Keselowski, der sich dank Platz zwei auf den dritten Gesamtrang verbessern konnte.

Jeff Gordon verliert möglichen Sieg an der Box

Eben jene Gelbphase in Runde 156 sollte sich auch für Jeff Gordon (4.) zunächst als Glücksgriff erweisen. Der Hendrick-Pilot hinterließ im ersten Teil des 300-Runden-Rennens einen starken Eindruck und konnte sich letztlich den Bonuspunkt für die meisten Führungsrunden gutschreiben lassen. Aus einem möglichen Sieg wurde für den vierfachen Champion allerdings nichts.

Jeff Gordon, Juan Pablo Montoya

Jeff Gordon führte einmal mehr die meisten Runden im Rennen Zoom

Während Gordon in der Anfangsphase seinen zweiten Boxenstopp am längsten herauszögern konnte, musste das restliche Feld mit Ausnahme von David Ragan (Roush-Ford; 7.) unter Grün zum Nachtanken an die Box. Gordon konnte genau wie Ragan unter Gelb tanken und führte das Feld beim anschließenden Restart an. Beim folgenden Green-Flag-Run blieb Gordon dann jedoch eine Runde zu lange auf der Strecke und musste in Runde 230 mehr Zeit als geplant an der Box verbringen, da sich der Hendrick-Chevy mit zuvor restlos leergefahrenem Tank nicht sofort starten ließ.

Zu allem Überfluss floss beim Stopp nicht genügend Sprit in den Tank, weshalb Gordon in den Schlussrunden unmittelbar hinter dem späteren Sieger Tony Stewart Tempo herausnehmen musste und noch bis auf Rang vier durchgereicht wurde. "Es ist frustrierend. Einmal mehr hatten wir hervorragende Motorleistung, aber nicht den besten Spritverbrauch. Auf diesem Gebiet gibt es für mich wohl noch Nachholbedarf", nahm Gordon einen Teil der Schuld auf sich. Immerhin konnte sich der Hendrick-Pilot damit trösten, nach Platz vier nun wieder auf dem fünften Platz in der Gesamtwertung zu liegen.

Jimmie Johnson verliert weiter an Boden

Für Gordons Hendrick-Teamkollegen Jimmie Johnson (18.) verlief das Rennen unterdessen noch enttäuschender. Der fünffache Champion konnte sich im Verlauf der 300 Runden nie entscheidend in Szene setzen und verbrachte aufgrund von Handlingsproblemen bis kurz vor Schluss die meiste Zeit am unteren Ende der Top 10. 21 Umläufe vor der Karierten Flagge geriet Johnson dann im Infight um Platz 13 mit Kyle Busch (Gibbs-Toyota; 11.) aneinander.

Bei Versuch, den vierfachen Saisonsieger Busch auf der Innenbahn zu überholen, touchierten die beiden Fahrzeuge, konnten ihre Fahrt aber ohne großen Zeitverlust fortsetzen. Nur eine halbe Runde später gerieten die beiden im Zuge eines erneuten Angriffs von Johnson noch einmal aneinander. Johnson zog den Kürzeren und wurde mit beschädigtem Fahrzeug noch bis auf Platz 18 durchgereicht, während Kyle Busch - der sich im Verlauf des Rennens genau wie Johnson wiederholt über das Fahrverhalten seines Autos beschwerte und im Kampf um die Spitzenplätze ebenfalls keine Rolle spielte - immerhin Platz elf ins Ziel retten konnte.

"Die Position auf der Strecke war heute das Entscheidende", sagte Johnson, der sich von der Gangart Kyle Buschs nicht überrascht zeigte: "Er fuhr wirklich mit dem Messer zwischen den Zähnen, was verständlich ist, schließlich wollte er seine Position um jeden Preis verteidigen. Als wir uns das zweite Mal berührten, schlug es mir das Lenkrad aus den Händen", so der NASCAR-Dauerchampion, der nach zwei von zehn Chase-Rennen 2011 gegenwärtig nur auf Platz zehn der Gesamtwertung liegt.

Roush-interne Kollison ohne Folgen

Matt Kenseth, Carl Edwards

Das Roush-Duo Matt Kenseth/Carl Edwards geriet in Runde 173 aneinander Zoom

Doch Jimmie Johnson und Kyle Busch waren nicht die einzigen beiden Chase-Piloten, die im Sylvania 300 aneinander gerieten. In Runde 173 und damit kurz nach der Halbzeitmarke sorgte Matt Kenseth (Roush-Ford; 6.) für die dritte und letzte Gelbphase im Rennen, nachdem er in Turn 2 des Ein-Meilen-Ovals einen Dreher hingelegt hatte. Auslöser war ausgerechnet Kenseths Roush-Teamkollege Carl Edwards (8.), der dem Ford Fusion mit der Startnummer 17 im Kampf um Platz 16 unbeabsichtigt ins Heck fuhr.

Die anschließende Gelbphase sollte sich letztlich sowohl für Kenseth als auch für Edwards als Glücksgriff erweisen. Beide mussten in der Folge - knapp 70 Runden vor Schluss - nur noch einmal unter Grün zum Tanken an die Box und liefen auf den Positionen sechs (Kenseth) und acht (Edwards) ein, nachdem sich beide in der ersten Rennhälfte ausnahmslos außerhalb der Top 10 aufgehalten hatten.

Unterdessen hatten drei weitere Titelkandidaten weniger Glück: Hendrick-Pilot Dale Earnhardt Jr. (17.), Stewart/Haas-Pilot Ryan Newman (25.) und Gibbs-Pilot Denny Hamlin (29.) lagen allesamt in aussichtsreicher Position und auf Kurs zu einem Top-10-Ergebnis, standen nach 300 Runden aber mit leeren Händen da.

Dale Earnhardt Jr. mit zwei Reifenschäden

Earnhardt Jr. setzte von Beginn an auf die Strategiekarte und wähnte sich dank spritsparender Fahrweise in den Schlussrunden mit genügend Sprit im Tank auf Kurs zur zweiten Top-Platzierung im zweiten Chase-Rennen. Im Zuge der letzten Gelbphase in Runde 173 ließ "Junior" anders als der Großteil der Konkurrenz nur zwei neue Reifen aufziehen.

Beim folgenden Boxenstopp unter Renntempo in Runde 228 verlor der NASCAR-Publikumsliebling allerdings entscheidend an Boden, nachdem er sich unmittelbar zuvor einen Reifenschaden vorn rechts eingefangen hatte und mit reduziertem Tempo in die Boxengasse schleppte. Dank spritsparender Fahrweise während des letzten Green-Flag-Runs schien für Earnhardt eine Platzierung in den Top 10 möglich, in der 300. und letzten Runde wurde er nach einem weiteren Reifenschaden vorn rechts aber noch bis auf Platz 17 durchgereicht. "Wir hatten zum zweiten Mal innerhalb einer Woche ein starkes Auto und hätten unter den ersten Zehn einlaufen müssen. Zwei Reifenschäden in einem Rennen - das ist eine Schande. Wahrscheinlich waren wir beim Radsturz zu aggressiv", so der enttäuschte Earnhardt im Ziel.

Ryan Newman

Polesetter Ryan Newman musste kurz vor Schluss noch einmal an die Box Zoom

Für Ryan Newman, der das Rennen in der Anfangsphase von der Pole-Position aus klar im Griff hatte, sprang nach 300 Runden gar nur Platz 25 heraus. Während der letzten Gelbphase in Runde 173 entschieden sich Newman und Crewchief Tony Gibson, auf einen Reifenwechsel zu verzichten. Die Folge war, dass auch der Stewart/Haas-Pilot fünf Runden vor Schluss einen Reifenschaden zu beklagen hatte. Der notwendig gewordene Boxenstopp warf den Sieger des Juli-Rennens in Loudon aus den Top 10 heraus und kostete ihn wertvolle Punkte im Titelkampf. Nach zwei Chase-Rennen belegt Newman mit bereits 34 Punkten Rückstand auf Teamkollege Tony Stewart nur Rang elf.

Erneute Enttäsuchung für Denny Hamlin

Für den als Zwölfplatzierten der Meisterschaft nach Loudon angereisten Denny Hamlin hatte das zweite Chase-Rennen nach Platz 31 vor Wochenfrist in Chicago gleich die nächste Enttäuschung parat. Sechs Runden vor Schluss rollte der Gibbs-Toyota mit der Startnummer 11 auf Platz sechs liegend mit trockenem Tank aus. Nach Platz 29 in Loudon liegt der Vize-Champion des Vorjahres mit einem Defizit von 66 Punkten abgeschlagener denn je auf dem zwölften Rang der Meisterschaftstabelle. "Wir dachten, wir hätten eine gute Strategie. Leider ging sie nicht auf. Wir müssen am Thema Spritverbrauch definitiv arbeiten", zeigte sich Hamlin geknickt.

Der als Tabellenführer nach Loudon gereiste Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) kam im strategiegeprägten Sylvania 300 auf Platz zwölf ins Ziel und fiel in der Tabelle auf den zweiten Rang hinter dem neuen Gesamtführenden Tony Stewart zurück. Harvick ließ genau wie Ryan Newman beim Boxenstopp während der letzten Gelbphase nur Sprit nachfüllen und fiel in den Schlussrunden mit abgefahrenen Reifen aus den Top 10 heraus.

Kurt Busch

Penske-Pilot Kurt Busch droht in der kommenden Woche noch Ungemach... Zoom

Penske-Pilot Kurt Busch musste bereits vor dem Fallen der Grünen Flagge mächtig zittern. Da der Dodge Charger mit der Startnummer 22 erst mit Verspätung aus der technischen Inspektion zurückkam, befürchtete Busch bereits, vom Ende des Feldes starten zu müssen. Dieser Verdacht erübrigte sich für ihn dann allerdings (zunächst) und der NASCAR-Champion des Jahres 2004 konnte das Rennen vom fünften Startplatz in Angriff nehmen. In der kommenden Woche droht Busch und dem Penske-Team aufgrund von vermuteten Unregelmäßigkeiten am Heck des Dodge unter Umständen noch Ungemach. Im Rennen über 300 Runden spielte Kurt Busch nie eine Rolle und lief abgeschlagen auf Platz 22 ein.

Montoya und Vickers im Glück - Kahne und Bowyer im Pech

Unterdessen hatte Juan Pablo Montoya (9.) in Loudon nach reichlich Frust in den vergangenen Wochen für einmal ein glückliches Händchen. Der Kolumbianer in Diensten des Earnhardt/Ganassi-Teams blieb nach der ersten Runde Boxenstopps unter Grüner Flagge (die um die 60. Runde herum abolviert wurde) im Zuge der ersten Gelbphase in Runde 86 auf der Strecke und nahm den folgenden Restart hinter Mark Martin (Hendrick-Chevrolet; 24.) als Zweiter in Angriff. Die so gewonnene Track-Position konnte Montoya dank der langen Green-Flag-Runs anders als Martin über die Distanz retten und mit Platz neun seine erste Top-10-Platzierung auf einem Oval seit dem Coke Zero 400 Anfang Juli in Daytona realisieren. Martin musste nach mehr als 40 Führungsrunden im Rennen 26 Runden vor Schluss noch einmal Sprit und zwei neue Reifen auffassen und spielte im Kampf um die vorderen Ränge keine Rolle mehr.

Brian Vickers, Kasey Kahne

Das Red-Bull-Duo zeigte ein starkes Rennen - nur Brian Vickers wurde belohnt Zoom

Für Brian Vickers ging die Strategie in Loudon genau wie bei Montoya ebenfalls auf. Der leidgeprüfte und nach wie vor ohne Vertrag für die kommende Saison dastehende Red-Bull-Pilot kam von Startplatz drei ins Rennen gehend unter dem Strich auf Platz fünf ins Ziel. In der zweiten Rennhälfte musste Vickers, der bei Halbzeit auf Rang 18 notiert wurde, dafür allerdings hart arbeiten. "Die beiden abschließenden Runs waren großartig. Ich musste ungefähr 20 Autos überholen, um wieder unter die ersten Fünf zu kommen", so der Red-Bull-Pilot nach seiner zweiten Top-5-Platzierung der Saison.

Vickers' Teamkollege Kasey Kahne (15.) sah genau wie Clint Bowyer (26.) zwischenzeitlich wie ein möglicher Siegkandidat aus. Nach jeweils mehr als 40 Führungsrunden - Kahne führte das Rennen in der ersten Hälfte längere Zeit an, Bowyer übernahm in Runde 251 erstmals die Spitze - hofften beide in der Schlussphase vergebens auf eine weitere Gelbphase. 16 Umläufe vor Schluss entschied sich Kahne, für einen letzten Stopp zwecks Sprit und zweier neuer Reifen an die Box zu kommen, während Bowyer auf der Strecke blieb und zwei Runden vor Schluss mit trockenem Tank bitter dafür bezahlte.

Das dritte Chase-Rennen findet am kommenden Wochenende auf der "Monster Mile" in Dover statt. Das betonierte Ein-Meilen-Oval mit einer Kurvenüberhöhung von 24 Grad hat in den vergangenen Jahren schon so manchen Titelträumen einen herben Dämpfer verliehen.